Soziale Kontakte sind entscheidend für die psychische und körperliche Gesundheit. Dementsprechend kann Einsamkeit für die Menschen, die sie empfinden, sehr belastend sein. Doch offenbar ist Einsamkeit nicht nur ein subjektives Gefühl, sondern hat messbare Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit, wie "Geo" schreibt. Neue Forschungen von Wissenschaftlern der chinesischen Fudan-Universität und der University of Cambridge in England zeigen, dass Einsamkeit und soziale Isolation mit veränderten Proteinniveaus, einem sogenannten Biomarker im Blut, zusammenhängen.
Diese Proteine stehen dabei in Verbindung mit Entzündungsprozessen, dem Immunsystem und Stoffwechselvorgängen – Mechanismen, die auch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 und einem erhöhten Sterberisiko eine Rolle spielen. "Wir fanden heraus, dass etwa 90 Prozent dieser Proteine mit dem Sterberisiko in Verbindung stehen", sagt Hauptautorin Dr. Chun Shen zum "Guardian".
Die Studie analysierte Gesundheitsdaten von über 42.000 Personen aus der UK Biobank und stellte fest, dass 175 Proteine mit sozialer Isolation und 26 mit Einsamkeit im Zusammenhang stehen. Die Forscher eliminierten den Einfluss von Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildungsstand und Drogenkonsum in der Analyse.
Mithilfe einer komplizierten Rechenoperation konnte dann zusätzlich ausgeschlossen werden, dass eine genetische Veranlagung der eigentliche Grund für die Proteinmengen im Blut ist. Es blieben fünf Proteine übrig, die höchstwahrscheinlich durch Einsamkeit bestimmt werden und eine Verbindung zu Stress, Entzündungen sowie Hirnregionen für soziale und emotionale Prozesse aufweisen.
Die Forscher warnen jedoch davor, Einsamkeit allein durch Biomarker erfassen zu wollen. "Einsamkeit ist ein hochkomplexes, inneres Vorgehen, das sich nicht mit zwei Fragen erfassen lässt", betont etwa Neurowissenschaftler Andreas Papassotiropoulos. Er sagt, die Studie zeige nur Korrelationen auf und belege keinen kausalen Zusammenhang. Auch Faktoren wie Stress und ungesunde Lebensweisen könnten eine Rolle spielen.
"Die Botschaft ist, dass wir anfangen müssen, den Menschen klarzumachen, dass es für ihre psychische Gesundheit und ihr Wohlbefinden, aber auch für ihre körperliche Gesundheit wichtig ist, mit anderen Menschen in Kontakt zu bleiben", so Barbara Sahakian, Co-Autorin der Studie. Mit anderen Worten: Die beste Medizin gegen Einsamkeit bleibt der zwischenmenschliche Kontakt.
Suizidgedanken? Hol Dir Hilfe!
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