Kultur

Diese Weltpremiere startet 242 (!) Jahre zu spät!

Gut Ding braucht manchmal Weile, aber im Fall von Georg Anton Bendas "Philon & Theone" brauchte es von der Komposition bis zur Premiere Jahrhunderte.  

Fabian J. Holzer
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"Philon und Theone" feiert Premiere.
"Philon und Theone" feiert Premiere.
Günther Strahlegger

Morgen Abend findet die Welturaufführung des Melodrams 'Philon und Theone' von Georg Anton Bendas (1722-1795) bei "Teatro Barocco" in der Burg Pertoldsdorf statt. Angekündigt war diese bereits für August 1779 im Wiener Nationaltheater worden. Kaum ein Werk in der Musikgeschichte hatte somit eine schwerere Geburt...

Bei "Philon und Theone" handelt es sich nicht um eine klassische Oper, sondern um ein sogenanntes Melodram. "Zur Zeit Mozarts waren Melodramen der modernste Zugang zum Thema Musiktheater, " erklärt Bernd B. Bienert, der Intendant von "Teatro Barroco" im "Heute"-Talk, "Georg Anton Benda hat 1775 sein erstes Melodram 'Ariadne auf Naxos' komponiert, das sind Stücke, in denen nur gesprochen wird und die Musik zur Untermalung da ist und Gefühle darstellt. Die Erfindung ist ja auch bis heute geblieben und zwar als Filmmusik."

Benda ließ sein Werk einfach in Wien zurück

Bendas Werke waren regelrechte Hits in den 1770ern, vor allem weil sie nicht - wie sonst an der Oper üblich - nur auf italienisch gespielt wurden, sondern die Sprecher ihre Texte in der Landessprache aufsagten. Gespielt wurden seine drei Melodramen in halb Europa. Sein viertes und fünftes Werk blieben aber zunächst im Schrank. "Benda war 1779 nach Wien gekommen und hat sich beim Nationaltheater als Hofkapellmeisters beworben. Auch Mozart wollte diese Stelle, aber beide sind leer ausgegangen. Benda ist dann enttäuscht abgereist und hat zwei Melodramen zurückgelassen. 'Pygmalion' wurde später noch aufgeführt, aber sein „Philon und Theone“ ist in Wien zurückgeblieben und wurde nie in seiner ursprünglichen Form aufgeführt.“

Und so hat sich jetzt Bienert mit seinem Ensemble dem Stück angenommen und das war alles andere als einfach: "Es gab keine Regieanweisungen für das Stück. Ein Libretto, also den gedruckten Text, gibt es nicht, sondern nur die Handschrift des Komponisten und das natürlich auch noch in Kurrentschrift. Also mussten wir auch die Handlung des Melodrams rekonstruieren." Inhaltlich orientiert sich "Philon und Theone" an der altgriechischen Sage von "Orpheus und Euridike". 

So klingt das 242 Jahre alte "neue" Werk:

Die Mühen haben sich aber offenbar gelohnt, meint zumindest Intendant Bienert: "Die Musik unglaublich schön und modern und erinnert auch etwas an Beethoven, auch wenn das Werk von 1779 stammt. Heute als Zuschauer 242 Jahre später im Zuschauerraum zu sitzen und zu hören, was eigentlich für ein ganz anderes Publikum bestimmt war, ist schon beeindruckend!" Für 'Philon und Theone', das gemeinsam mit der Gluck-Oper 'La Corona' von 12. bis 22. August im großen Burgsaal der Burg Perchtoldsdorf gespielt wird, gibt es hier noch Karten! 

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