Gesundheit

Diesen giftigen Chemikalien-Mix hat jeder in sich

Weichmacher und PFAS werden in Europa reguliert bzw. verboten. Dennoch sind sie in zu hoher Konzentration im menschlichen Körper zu finden.

Sabine Primes
Teilen
Chemikalien sind Teil der meisten Herstellungsprozesse, sie stecken in vielen Produkten und entweichen mitunter unbemerkt in die Umwelt, aus der sie wiederum vom Menschen über die Nahrung oder die Atmung aufgenommen werden können.
Chemikalien sind Teil der meisten Herstellungsprozesse, sie stecken in vielen Produkten und entweichen mitunter unbemerkt in die Umwelt, aus der sie wiederum vom Menschen über die Nahrung oder die Atmung aufgenommen werden können.
Getty Images/iStockphoto

Jedes Lebewesen auf dieser Welt – Mensch, Tier, Pflanze – ist vor dem Kontakt mit Schadstoffen nicht gefeit. Die Menschen in Europa sind körperlich teilweise bedenklich hoch mit Schadstoffen belastet. Das ist das Fazit der vom deutschen Umweltbundesamt (UBA) koordinierten europäischen Human-Biomonitoring-Initiative HBM4EU. So sind  fortpflanzungsschädigende Weichmacher in allen untersuchten Kindern und Jugendlichen zwischen 3 und 17 Jahren gefunden worden, teilte das Amt mit.

Weichmacher, oder besser gesagt Weichmachungsmittel, sind Stoffe, die spröden Harzen und Plasten zugesetzt werden, um diese geschmeidiger und elastischer im Gebrauch oder der weiteren Verarbeitung zu machen. Besonders Weichmacher aus der Gruppe der Phthalate schaden der Gesundheit ‒ Leber, Nieren und Hoden können angegriffen werden. Für einige Phthalate ist eine hormonartige Wirkung nachgewiesen.
Die Weichmacher können aus dem Material austreten. Sie gelangen dabei in die Umwelt und aus verschiedenen Produkten auch in die Nahrung. Daher können sie in nennenswertem Umfang mit der Nahrung aufgenommen werden.

Obwohl Weichmacher in Europa streng reguliert sind, konnten die europäischen Human-Biomonitoring-Initiative eine bedenklich hohe Belastung mit dem Stoff in der europäischen Bevölkerung nachweisen.

Über die Nahrungskette

Chemikalien sind Teil der meisten Herstellungsprozesse, sie stecken in vielen Produkten und entweichen mitunter unbemerkt in die Umwelt, aus der sie wiederum vom Menschen über die Nahrung oder die Atmung aufgenommen werden können. Auch Chemikalien, die über lange Zeit im Körper und in der Umwelt anreichern und in Krebsverdacht stehen – sogenannte per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) – seien teilweise in zu hohen Mengen im Blut gefunden worden. Sie werden zum Beispiel in beschichteten Pfannen verwendet. Weil PFAS sich besonders langsam abbauen, gelten sie als "Chemikalien für die Ewigkeit". Bei bis zu einem Viertel der untersuchten Jugendlichen sei die PFAS-Konzentration im Körper so hoch, dass "gesundheitliche Wirkungen nicht mehr mit ausreichender Sicherheit ausgeschlossen werden können". 

Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) umfassen über 4000 Substanzen. Sie kommen in Beschichtungen von Textilien wie Outdoor-Kleidung, als Imprägnierung, in Backpapier, in Skiwachsen oder Feuerlöschern vor. PFAS sind schwer abbaubar und mittlerweile überall in der Umwelt verbreitet. Sie sind daher auch in der Nahrungskette und im Menschen nachweisbar. Der Mensch nimmt PFAS in erster Linie über Lebensmittel auf, wo diese Stoffe am häufigsten in Fisch, Obst, Eiern und Eiprodukten nachweisbar sind, sowie über Trinkwasser.
Mögliche gesundheitliche Auswirkungen, die durch PFAS verursacht werden können, sind eine verminderte Immunantwort auf Impfungen, erhöhte Cholesterinwerte, entwicklungstoxische Effekte beim ungeborenen Kind wie eine verzögerte Entwicklung der Milchdrüse und geringeres Geburtsgewicht, sowie die Entwicklung von Nieren- und Hodenkrebs bei Erwachsenen.

Mehr zum Thema