Wien

Diesen Wiener Keller hat seit Jahren niemand betreten

Diese Lost Places hat seit Jahrzehnten niemand mehr betreten: "Heute" begleitete das Forscherteam Wiener Unterwelten in die verlassenen Keller Wiens.

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In den Kellern der Wiener Innenstadt findet man nicht nur Weinflaschen und Tintenfässer.
In den Kellern der Wiener Innenstadt findet man nicht nur Weinflaschen und Tintenfässer.
Alexandra Diry

Lost Places versprühen auf der ganzen Welt ihren Reiz. Auch in Wien gibt es interessante verlassene Orte zu entdecken. Doch die meisten Kanäle, Gruften, Katakomben und Keller sind den Wienern – häufig wurden sie jahrzehntelang nicht einmal von Gemeindebediensteten betreten – unbekannt.

Das Forscherteam von Wiener Unterwelten hat es sich zur Aufgabe gemacht, in die vergessenen Tiefen der Stadt vorzudringen und ihre Geschichte zu beleuchten. Für Historiker Marcello La Speranza und Fotograf Lukas Arnold ist das Erforschen des unterirdischen Stadtgebiets, inklusive wissenschaftlicher Dokumentation, nicht nur ihre Berufung, sondern auch ihre größte Leidenschaft. 

"In der Corona-Zeit hat sich ein Hype entwickelt und wir werden immer wieder von Leuten nach Lost Places gefragt", erzählt Arnold stolz. Die beiden müssen die Suchenden dann aber auf spannende öffentliche Plätze vertrösten, denn die Begehung von Kellern erfordert natürlich die Erlaubnis der Besitzer.

"Heute" durfte das Team in den Keller des legendären Basiliskenhaus in der Schönlaterngasse begleiten, auf den Spuren des Bäckerjungen, der das Untier dort mit einem Spiegel erlegt haben soll. Marcello La Speranza erklärt, was sich vor mehr als 800 Jahren wirklich abgespielt haben könnte (Video unten).

Das ist nichts für schwache Nerven

Als das Forscherteam die unscheinbare Metalltür des geschichtsträchtigen Gebäudes öffnet, wird es schwindelerregend: Die fast senkrechten 15 Meter langen Stufen führen ins schwarze Nichts, sodass nur Taschenlampen und das Kameralicht Orientierung geben. Das marode Kabelnetz, das laut den Forschern aus dem zweiten Weltkrieg stammt, als die Bewohner im Keller vor Bombenangriffen Schutz suchten, funktioniert nicht mehr.

Zwischen Schimmel, Schutt und Spinnfäden tauchen immer wieder bemerkenswerte Gegenstände, wie verstaubte Weinflaschen, Schilder, Tintenfässer oder eine morsche Stuhllehne auf. Dann ein kurzer Schreckmoment! Auf einem Tisch in einer Ecke liegen faustgroße, mumifizierte Kugeln. Die Experten geben nach genauerer Betrachtung Entwarnung, da es sich dabei nur um verrottendes Obst handle.

Nach einer Stunde im Dunklen tappen, geht es kurz ins Sonnenlicht hinauf und dann ein paar hundert Meter weiter in den nächsten gigantischen Keller. In den riesigen Hallen würden mehrere LKWs Platz finden. Die Nutzung dieser Räume fällt aufgrund der zu hohen Feuchtigkeit ins Wasser. Als Marcello La Speranza eine uralte, fragile Zeitung vorsichtig vom Boden aufhebt, stellt er fest: "Sobald man diese Dinge in die Hand nimmt, löst sich die Geschichte vor einem auf."