Kultur

"Dieser Herr verdient nichts anderes!"

Heute Abend feiert Charlie Chaplins Anti-Kriegs-Meisterwerk und Hitler-Parodie "Der große Diktator" Premiere in den Wiener Kammerspielen.

Fabian J. Holzer
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Moritz Schell

Vor dieser heutigen Premiere ist Hauptdarsteller Alexander Pschill wirklich aufgeregt: "Es ist die Hölle, eine Katastrophe. Man fragt sich, warum man sich das antut.“ Der 52-Jährige spielt ab heute beide Hauptrollen in „Der große Diktator“ von 1940. "Diese Herren, die da verarscht werden in dem Werk oder hauptsächlich der Herr, der da verarscht wird, der verdient nichts anderes“, meint Pschill zu "Heute", "nach den ersten Verbrechen, nach den ersten Toten, haben diese Männer eine naturalistische Darstellung, eine psychologische Darstellung ihrer Person nicht mehr verdient. Es gilt nur mehr die blanke Verarsche."

Lachen im Kampf gegen den Faschismus

Das Stück handelt von einem kleinen jüdischen Friseur, dem dessen Ähnlichkeit zu Diktator Tomaniens Diktator Adenoid Hynkel zum Verhängnis werden droht. Hynkel wird dabei zur Witzfigur, über die man nicht nur lachen darf, sondern auch lachen sollte. "Diese Männer mit dem Respekt auszustatten, dass man das hinterfragt: "Ja, vielleicht hatten die auch Probleme" oder irgendsowas Schwachsinniges, das haben die nicht mehr verdient", findet Pschill. "Also ja, das Lachen ist eine ganz ganz wichtige und erlösende Waffe gegen den Faschismus."

Charlie Chaplin hätte den Film eigentlich lieber nicht gemacht

Charlie Chaplin sagte später über seinen Film, dass er ihn nie veröffentlicht hätte, wenn er die wahren Gräuel des Nazi-Regimes gekannt hätte. "Wir sind dementsprechend vorsichtig an das Ganze herangegangen und haben versucht, das zu interpretieren: Was könnte er damit gemeint haben und wie können wir das sozusagen ehren, diesen Wunsch oder diese Aussage?"

"Brodeln genügt, um Katastrophe auszulösen"

In der Schlussszene des Films - und auch des Stücks - muss der jüdische Friseur, verkleidet als Hynkel, eine Rede halten. Und statt einer hetzerischen Kriegsrede ist es dann eine von allen unerwartete flammende Rede für Humanismus und Frieden. Gerade jetzt ist das Stück damit so aktuell wie schon lange nicht mehr. "Die Verantwortung ist immer riesig, wenn man so ein großes, humanistisches Werk bearbeitet. Das war natürlich vorher schon so, das finde ich jederzeit angebracht, dieses Stück zu machen, um auch nur zu erinnern, dass das Brodeln schon genügt, um eine Katastrophe auszulösen."

Warum Pschill heute so nervös ist...

Und eben weil "Der große Diktator" so ein bedeutendes Stück ist, ist Alexander Pschill vor der heutigen Premiere auch so nervös: "Wir sind eine klapprige, kleine Truppe, die als Theatertruppe die Hybris oder den Wahnsinn besitzt, dieses monumentale Werk mit den einfachsten Mitteln auf die Bühne zu stellen. Also ich möchte nicht sagen, "es funktioniert", weil das werden wir erst heute sehen…"

Die heutige Premiere ist fast schon ausverkauft, danach wird "Der große Diktator" laufend in den Kammerspielen zu sehen sein.