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Dieser Mann wohnt in einem umgebauten Turm

Ein Haus mit 44 Treppenstufen mitten im Grünen: Der Schweizer Paul Fischler wohnt in einem umgebauten Trafoturm.

Heute Redaktion
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Wer zufällig vorbeikommt, verrenkt sich unwillkürlich den Hals, um herauszufinden, wie das auffällige Bauwerk im Detail aussieht. Der ehemalige Trafoturm neben dem Dorfbach in Möhlin (Schweiz) ist eine Attraktion im Dorf.

Der leuchtend gelbe Anbau, der am Turm klebt wie ein Rucksack, zieht die Blicke auf sich. Genauso wie der liebevoll gestaltete Eingang gleich an der Fußgängerbrücke. Zwischen grünen Wiesen, Hecken und Bäumen lebt dort seit 20 Jahren Paul Fischler, der das einstige Zweckbauwerk in ein außergewöhnliches Heim verwandelt hat.

Jede Menge Grün und viele durchdachte Details

Als der Turm 1996 zum Kauf angeboten wurde, rettete ihn Fischler wahrscheinlich vor dem Abriss. Aufgewachsen ist er nur wenige hundert Meter entfernt. Der 1931 gebaute Trafoturm ist eine Landmarke seiner Jugend, ein Treffpunkt, an dem man die erste Zigarette rauchte und Abenteuer erlebte.

Davon, dass er ihn Jahre später kaufen würde, hatte der Grafiker damals noch keine Ahnung. Heute freuen sich er und seine Partnerin über viel Sonne, Grün und eine unverbaubare Aussicht. "Ich habe das kleinste Haus in der Gegend und das meiste Grün drumherum", sagt der Hausherr gut gelaunt, bevor er durch das Törchen am Eingang bittet. Die parkartige Lage verdankt er dem in 20 Jahren mehrfach verschärften Baurecht. Direkt am Bach darf heute nicht mehr gebaut werden.

Der Weg ums Haus ist gleichzeitig Eingangsbereich und Veranda. "Viel mehr Grundstück brauche ich nicht", sagt Fischler. Turm und Eingang sind so nah am Bach, dass Fischler eine Leiter ins kühle Nass aufgestellt hat. Ein Rollo mit grünen Bäumen darauf trennt den privaten Bereich ab, dahinter leben Fischler und seine Partnerin auf insgesamt vier Stockwerken. Wer durch die Haustür tritt, steht in einer hellen, erstaunlich geräumigen Wohnküche mit Küchenzeile und Esstisch. Die Verandatür, die sich zum Bach öffnet, lässt den Klang des rauschenden Gewässers hinein. Ein Gefühl, als säße man mitten im Grünen.

Wie ein gestapeltes "Tiny House"

3,5 auf 3,5 Meter misst eines der Turmzimmer. Ein Zuschnitt, wie er sich höchstens in Altstadthäusern oder in modernen Tiny Houses findet. Als "kleinstes Hochhaus der Welt" hat er es auf der am Bach angebrachten Tafel bezeichnet, auf der sich auch der Grundriss findet. Dank vieler kleiner erfinderischer Lösungen wie einem halbrunden, aufklappbaren Sideboard in der Küche wirkt es nicht im Geringsten eng.

Der gelbe Anbau, den man von außen sieht, beherbergt auf drei Stockwerken einen Teil der Küche, das Bad und einen Wintergarten. In einem zweiten Anbau steht die Wendeltreppe. Überall finden sich kleine Details, wie ein Außenbalkon für die Katzen. Eine Abstellfläche vor der Haustür ist gleichzeitig das Oberlicht für den Keller, in dem sich die Stube und eine kleine Waschküche befinden.

Neben dem Wintergarten im zweiten Stock hat sich Fischler ein Atelier eingerichtet, in dem er jedoch selten arbeitet. Er bevorzugt den Arbeitsplatz außer Haus, der nur einige Minuten entfernt ist. Ganz oben unter dem Satteldach gibt es eine winzige Mansarde. Geheizt wird per Wärmepumpe, für den Notfall gibt es einen kleinen Ofen. 95 Quadratmeter Fläche hat das Häuschen insgesamt. Für zwei Personen und die Katzen Alaska und Joy ist das mehr als genügend Platz. "Wir könnten hier auch zu dritt wohnen", versichert Fischler.

Bis jemand sagte: "Das ist Kunst!"

Erdacht und entworfen hat Fischler "seinen" Trafoturm selbst. Ein befreundeter Architekt half bei der Planung und Berechnung. "Heute würde ich dieses Haus nicht mehr genehmigt bekommen", sagt er. Ganz einfach war es aber auch vor 20 Jahren nicht. Der Keller musste ausgehoben, die beiden Anbauten betoniert, Fenster und Treppenhaus eingebaut werden. Behörden wie Nachbar waren skeptisch und nach nur vier Wochen kündigte auch noch die Bank den Baukredit.