Österreich

Dieser Ober ist ein echter Sir!

Heute Redaktion
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Keiner kennt die Gäste des Café Traxlmayr an der Linzer Promenade besser als er. Nach 45 Dienstjahren legt Wolfgang Fischer seine Kellnerbrieftasche heute aber endgültig ab. Der Herr Ober - ein echter Sir - verabschiedet sich in die Pension. Auf eines freut sich der legendäre Kellner besonders: mehr Zeit für die Gattin und den Sohn.

Ich wollte immer mit Menschen zu tun haben. Also sind mein Vater und ich auf die Idee gekommen, im Traxlmayr an der Promenade nach einer Lehrstelle zu fragen, erinnert sich Wolfgang Fischer (60) zurück an das Jahr 1964: Damals sagte man noch Piccolo zu einem Kellnerlehrling. Ich musste die Stühle abwischen und das Silberbesteck putzen. Vom Servieren war zu dieser Zeit noch nicht so schnell die Rede. Heute kann man sich das gar nicht mehr vorstellen.

Interessant sind Fischers Erinnerungen allemal. In den 1960er-Jahren habe es in Linz zwischen Urfahr und der Blumau noch acht Kaffeehäuser gegeben: Richtige, ruhige Cafés mit Zeitungen. Das war halt noch eine andere Zeit, blickt Fischer zurück.

Das Traxlmayr, in dem Fischer 1986 die respektierte Position des Oberkellners übernahm, hat diese Tradition weiterleben lassen. Fischer selbst liebte seine Arbeit wie kaum ein anderer - musste dafür aber auch Opfer bringen: 23 Jahre lang hatte er wechselnde Arbeitszeiten, war nur wenige Abende zu Hause. Das ist für einen Ehemann und Vater eines Sohnes sicher nicht leicht, erzählt der Oberkellner, der das große Verständnis von Gattin Veronika lobt. In seiner Freizeit ist der Kaffee-Profi übrigens großer Film- und Literaturfan: Ich geh im Monat sicher vier- bis fünfmal ins Kino. Es ist fast wie eine Sucht.

Von seiner Arbeit wird er sich dennoch nicht leicht lösen können: Ich komme sicher wieder. Vielleicht, um ein wenig zu helfen.