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Dieser TV-Spot lässt die Schweiz erröten

Heute Redaktion
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In einer Web-Serie zeigt das Schweizer "SRF" einen Dildo. Doch ein TV-Spot für Sextoys ist nicht erwünscht. Bei "Amorana" kann man dies nicht verstehen.

Der Online-Händler Amorana versorgt die Schweizer mit Sextoys, die man sich diskret verpackt nach Hause schicken lassen kann. Das Angebot möchte Amorana über TV-Werbung bekannt machen – am liebsten im Schweizer Fernsehen.

Dass ein Spot, in dem Dildos, Vibratoren oder Anal Plugs gezeigt werden, wenig Chancen hätte, ausgestrahlt zu werden, war den Verantwortlichen des Versandhändlers klar. Stattdessen drehten sie eine Werbung, in der keine Sextoys zu sehen sind, sondern Paare, die sich – teilweise bekleidet, teilweise halbnackt – küssen und umarmen.

Auch entschärfte Version abgelehnt

Doch die Vermarktungsfirma Admeira, über die Werbung beim SRF gebucht werden muss, erteilte Amorana eine Absage, wie Mitgründer Alan Frei sagt: "Es hieß, dieser Spot könne weder auf SRF 1 noch auf SRF 2 gezeigt werden."

Deshalb habe man den Spot entschärft und aus dem 40 Sekunden langen Original zwei kürzere Versionen gemacht, "die noch harmloser sind", wie Frei sagt. Die Hoffnung, wenigstens eine dieser Versionen auf SRF zeigen zu dürfen, verflog jedoch schnell: Es gab erneut eine Absage.

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Auch diese entschärfte 20-Sekunden-Version war zu heiß für das SRF:

Nicht einmal die 10 Sekunden lange Version dürfe man ausstrahlen, ärgert sich Frei. "Dabei ist sie so harmlos, dass sie fast langweilig ist."

Die 10-Sekunden-Version:

Anders lauteten die Reaktionen bei den Schweizer Privatsendern 3+ und 4+. Zwar war die Originalversion von 40 Sekunden auch den Privaten zu heiß. Sie zeigten sich aber bereit, die 20-Sekunden-Version ab 22 Uhr auszustrahlen, die 10-Sekunden-Variante bereits ab 20 Uhr.

"SRF-Sendungen zeigen mehr als dieser Spot"

Dass Sender den Spot erst am späten Abend ausstrahlen wollen, verstehe er durchaus, sagt Frei. "Dass SRF ihn aber komplett ablehnt, ist für mich unverständlich – und widersprüchlich, denn es gibt dort ja auch Sendungen mit sexuellem Inhalt, in denen man mehr zu sehen bekommt als in unserem Spot."

Er denke hier beispielsweise an die SRF-Webserie "Dr. Bock": "Da wurde sogar ein Sextoy gezeigt, das von Amorana hätte stammen können." In der Sendung waren an einem Dildo Masturbationstechniken demonstriert worden.

"Könnte Gefühle von Zuschauern verletzen"

Admeira-Sprecherin Romi Hofer sagt zum Amorana-Spot: "Werbeinhalte, die zwar nicht widerrechtlich sind, aber moralisch oder ethisch problematisch sein könnten, werden den Unternehmenseinheiten der SRG vorgelegt." In diesen Fällen würden dann die TV-Veranstalter entscheiden, ob der Spot ausgestrahlt werden darf oder nicht. "Der Spot von Amorana wurde von SRF abgelehnt, da dieser gegen die Selbstbeschränkungen des Senders verstößt."

Im Absage-Mail an Amorana hieß es: "Die sexistische Anmutung dieses Werbespots könnte die Gefühle einzelner Zuschauergruppen verletzen." SRF lehne den Spot "aus ethisch-moralischen Gründen" ab.

Ist Sextoy-Werbung bei SRF tabu?

Frei kann dies nicht verstehen: "Der Spot ist meiner Meinung nach nicht sexistisch, sondern feiert die Liebe in ihrer ganzen Vielfalt – bewusst zeigen wir ein Hetero-Paar ebenso wie zwei Männer und zwei Frauen, die sich lieben."

Vermutlich sei der Spot in Wahrheit aber nicht einfach wegen seines Inhalts zurückgewiesen worden, sondern wegen des Absenders, glaubt er: "Offenbar ist auf den SRF-Sendern Werbung aus der Sextoy-Branche nicht erwünscht. Dass man daraus noch immer ein Tabu macht, ist für mich unverständlich. Immerhin leben wir im 21. Jahrhundert."

SRF-Sprecherin Andrea Wenger bekräftigt auf Anfrage, abgelehnt habe man den Spot wegen seiner "sexuellen Anmutung". Ausschlaggebend für eine Beurteilung seien aber auch die Werbebotschaft und der Absender. (lüs)