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Dieses Auto war der Traum aller Aufsteiger

In den 1950er-Jahren gelang Borgward ein Wurf, der nicht nur mit seinen Kurven überzeugte.
Heute Redaktion
13.09.2021, 18:07

Bis heute hat die Automarke Borgward einen besonderen Klang. Fortschrittliche und vor allem elegante Autos entstanden in Bremen, begehrenswert und einigermassen erschwinglich.

Zunächst die Limousine

Es war im Sommer 1954, als Borgward den Nachfolger des Hansa 1800 vorstellte. Mit seinem Vorgänger hatte die neue zweitürige Limousine kaum mehr etwas gemeinsam, es handelte sich um eine komplette Neukonstruktion. Preislich attraktiv positioniert überzeugte die 60 PS starke 1,5-Liter-Limousine mit selbsttragender Karosserie, die Carl F. W. Borgward, der Firmenbesitzer, selber gestaltet hatte, Fachpresse und Käufer.

Ein modernes und leistungsfähigeres Auto, dazu mit vollsynchronisiertem Getriebe und Einzelradaufhängungen rundum, konnte man sonst für 7.200 Deutsche Mark kaum kaufen. Und der klangvolle Name Isabella passte gut dazu, war aber eigentlich so gar nicht vorgesehen gewesen. Vermarktet wurde der Wagen zunächst nämlich als Borgward Hansa 1500, die Bezeichnung Isabella hatte man auf den getarnten Vorserienexemplaren anstelle des Borgward-Schriftzugs angebracht gehabt.

Es gab Kinderkrankheiten. Aber die ließen sich schon bald beseitigen. Allerdings war der Gewinn pro produziertes Modell gering, weshalb man schon im Herbst 1955 den Touring Sport (TS) als stärkere Variante mit höherer Marge nachschob.

Kurviges Coupé

Im Spätherbst 1956 stellte Borgward der Limousine ein zweitüriges Coupé zur Seite. Noch eleganter – aber auch deutlich teurer – war die 75 PS starke Sportversion mit flacherer Linienführung, ein Traumwagen der späten 1950er-Jahre. Borgward war ein überaus eleganter und kurviger Wurf geglückt.

Allerdings handelte es sich beim Coupé nicht um ein in Serie gefertigtes Auto, sondern eher um eine Spezialkarosserie auf der technischen Basis der Isabelle TS. Viel Handarbeit – und einiges an Zinn und Schleifpapier – war nötig, bis ein Isabella Coupé in der erwarteten Qualität und Formsicherheit erstrahlte.

Fast 60 Jahre später

Dass sich die Leute damals für ein Borgward Isabella Coupé begeistern konnten, versteht man auch heute noch. Die Form ist zwar nicht zeitlos, aber sicherlich wohlproportioniert und elegant. Der Innenraum ist hell und wohnlich. Seitenhalt muss man von den zwei Sitzen zwar nicht erwarten, und die Hintersitze sind sicherlich nur für Kinder nutzbar, aber ansonsten gibt es außer dem fehlenden Drehzahlmesser kaum etwas zu bemängeln.

Natürlich reißen 75 PS, zumal wenn sie auf 1.110 kg treffen, heute niemanden mehr vom Hocker, aber um oldtimergerecht zu fahren, reichen sie genauso wie zum Mitschwimmen im Alltagsverkehr. Die insgesamt kompakte Statur und die gute Rundumsicht machen das Fahren zum Vergnügen, während aus dem Auspuff ein je nach Drehzahl zurückhaltendes oder sportliches Brummen ertönt.

Trotz des hohen Preises von 10.700 Mark (im Jahr 1958) waren es allerdings eher die fehlenden Facharbeiter als die Kosten, die eine größere Verbreitung des Coupés verhinderten, zumal die Nachfrage gerade aus dem Ausland groß war. Dies spielte aber schon bald keine große Rolle mehr, denn 1961 musste Carl F. W. Borgward seine Selbstständigkeit aufgeben, schon kurz danach hörte die Marke auf zu existieren, zumindest vorübergehend.

Weitere Informationen und viele Bilder zum Borgward Isabella Coupé gibt es auf www.zwischengas.com.

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