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Dieses Baby war 20 Stunden verschüttet

Heute Redaktion
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Bis zu 1000 Tote bei Türkei-Beben. Verzweifelte Suche nach den Opfern. Ein Wunder mitten im Elend. Heute erzählt 6 Schicksale aus dem Katastrophen-Gebiet.

Bis zu 1000 Menschen sind tot, 9000 verletzt, Hunderte liegen noch unter den Trümmern - die dramatische Bilanz an Tag 2 nach dem verheerenden Erdbeben im Osten der Türkei. Mitten im Elend geschehen auch Wunder. Heute erzählt Schicksale aus der Beben-Hölle.

Manchmal kann ein winziger Schrei zwischen Leben und Tod entscheiden: Zwischen den Trümmern eines eingestürzten sechsstöckigen Wohnhauses in Ercis finden die Retter nach 20 Stunden ein wimmerndes Baby. Der Bub ist traumatisiert und unterkühlt - aber er lebt! "Allah hat uns nicht vergessen", sagt die Mutter, die die ganze Zeit vor der Ruine gewartet hat. Sanft küsst sie ihren tot geglaubten Sohn.

Nur zwei Häuser weiter das nächste Wunder: Einsatzkräfte entdecken Yunus (13), der zwischen Stahl und Beton eingeklemmt ist. Acht Stunden hat er auf seine Rettung warten müssen. Auf seiner Schulter liegt die Hand einer Leiche. Ein Mann hatte sich - nach dem Einsturz der Decke - schützend auf den Buben geworfen und ihm so das Leben gerettet. Die ersten Worte von Yunus in Freiheit: "Wo ist meine Mama?" Die Retter wollen ihm nicht sagen, dass sie auf der Vermissten-Liste steht.

Liebe als Lebensretter: Mitten in den Ruinen von Ercis gräbt ein Offizier mit bloßen Händen seine verschüttete Verlobte aus. Onurs Hände sind voller Blut, als er seine Gül aus dem Schutt zieht - UNVERLETZT! "Ich habe nie ans Aufgeben gedacht", sagt der Soldat. "Ich wusste, ich finde sie."

Bruderliebe und eine Verbindung bis zum Tod - ein Mann erzählt seine traurige Geschichte: "Mein Bruder ist in einem Café gesessen, als plötzlich das Gebäude zusammenbrach. Er rief mich mit dem Handy an, sagte: 'Ich liege unter den Trümmern, bitte hilf mir!' Für meinen geliebten Adem ist jede Hilfe zu spät gekommen. Ich habe mit ihm bis zu seinem letzten Atemzug telefoniert."

Vor einem Trümmerhaufen schreit ein Mann: "Meine Frau und mein vier Monate altes Baby liegen da drinnen. Ihr müsst schneller graben, sonst sterben sie!" Minuten später bergen die Helfer die tote Mutter - ihre Hände umklammern das leblose Mädchen.

Ein verschütteter 19-Jähriger schafft es, seinen Onkel anzurufen: "Bitte bleib dran", fleht er. Die Retter können den jungen Mann nach 18 Stunden orten. "Ich bin so dankbar, dass ich lebe", sagt er.

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