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Digitale Nomaden sind nun langsamer unterwegs

Arbeiten und um die Welt reisen: Ein Traum. Doch digitale Nomaden berichten vom Überdruss. Die Lösung: Länger an einem Ort bleiben...

Heute Redaktion
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Das böse Teufelchen, das einem auf der Schulter hockt, reibt sich ein wenig die Händchen, wenn es von überdrüssigen digitalen Nomaden hört: Habe ich mir doch gleich gedacht, dass dieses digitale Nomadentum nicht nachhaltig sein kann! Reisen und gleichzeitig arbeiten, das geht doch nicht.

Die Sehnsucht nach ortsunabhängigem Arbeiten

Dass es geht, beweisen immer mehr digitale Nomaden weltweit. Sie sind Freelancer, Selbstständige und Angestellte, die ortsunabhängig arbeiten und meist nicht mehr dazu brauchen als einen funktionierenden Laptop und eine Internetverbindung. Digitales Nomadentum ist ein Trend, eine Sehnsucht vieler junger Leute nach Freiheit und Unabhängigkeit. Die Coworking-Spaces in Bali und Thailand sind voll, Cafés in den großen Städten der Welt beherbergen täglich Zigtausende von arbeitenden Nomaden.

Nun, da die Nomaden-Welle seit vielleicht fünf Jahren stark anwächst, werden die ersten Stimmen des Überdrusses hörbar — nämlich von jenen, die bereits seit ein paar Jahren unterwegs sind. Sie berichten davon, ausgelaugt zu sein, neue Orte nicht mehr richtig wertschätzen zu können, und von gelegentlich gefühlter Einsamkeit. Kein Wunder, wenn man ständig unterwegs ist.

Langsam unterwegs

Viele der langjährigen Nomaden sind dazu übergegangen, mehr Struktur in ihr ortsunabhängiges Leben zu bringen. Die dadurch neu eröffnete Schublade heißt: Digital Slomads. Sie sind digitale Nomaden, die zwar durchaus unterwegs sind, aber bloß noch ganz langsam und ausgewählt. Sie reisen nicht mehr alle paar Wochen weiter, sondern vielleicht noch einmal pro Quartal. Eine Nomadin in einer einschlägigen Facebook-Gruppe berichtet: "Ich wechsle nur noch das Land, wenn mein Visum ausläuft." Andere suchen sich Housesitting-Möglichkeiten und bleiben so lange, wie das Haus frei ist. Das, oder sie richten sich an einem Lieblingsort ein Zuhause ein, eine sogenannte Homebase, in die sie regelmäßig zurückkehren und die sie bei Abwesenheit vermieten.

So können Digital Slomads all die Dinge tun, die ortsgebundene Menschen auch tun, und dabei die Nachteile des digitalen Nomadentums umgehen: ein Fitnessabo anschaffen, sich mit der Nachbarschaft bekannt machen, Freundinnen finden, ein Lieblingscafé aussuchen, Kurse absolvieren, eine Kultur richtig kennenlernen. Hinzu kommt, dass Langzeitmieten (auch auf Airbnb) im Schnitt sehr viel günstiger sind, als wenn man bloß ein paar Tage oder Wochen bleibt.

Gut für die Umwelt

Einen weiteren großen Vorteil birgt das langsame Unterwegssein außerdem: Es ist umweltfreundlicher. In Zeiten der Klimakrise sollte jeder darüber nachdenken, seine Flugreisen zu reduzieren. Weniger ist in diesem Fall mehr. Digitale Nomadinnen haben zudem die Freiheit, ihr Büro stets im Rucksack mit sich herumzutragen. Das heißt, sie können auch problemlos längere Zug- oder Busreisen auf sich nehmen, um die nächste Destination aufzusuchen.

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