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Digitalradio in Österreich ist on air

Heute Redaktion
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Bild: digitalradio

Nach jahrelangen Vorbereitungen hat Digitalradio am Donnerstag seinen Sendebetrieb aufgenommen. 15 Programme werden ab sofort im Großraum Wien im Rahmen eines Pilotbetriebs auf DAB+ senden.

Neben bekannten UKW-Stationen werden auch zehn neue Programme mit an Bord sein, die exklusiv über DAB+ terrestrisch zu empfangen sind, darunter ein junges, christliches Musikformat oder wissenschaftlich-technische Doku-Sender.

 

„Der Verein Digitalradio Österreich hat seit mehreren Jahren mit einem breiten Schulterschluss von Medienbetreibern, Behörden und Wirtschaft den digitalen Radiobetrieb vorbereitet. Es freut uns besonders, dass diese Arbeit nun hörbare Früchte trägt. Besonders hervorzuheben ist, dass die KommAustria im Digitalisierungskonzept 2015/16 die Digitalisierung des Hörfunks verankert hati“, zeigt sich Gernot Fischer, Geschäftsführer des Vereins Digitalradio Österreich, über die gute Zusammenarbeit mit der Behörde erfreut.

 

Zwei Sendemasten versorgen Großraum Wien

Zwei Sendemasten am DC Tower und in Liesing versorgen den Großraum Wien mit DAB+ Signalen. Betrieben werden die Sender von der ORS comm, einem 60-prozentigen Tochterunternehmen des ORF. Der Digitalradiostandard DAB+ bietet einen sehr effizienten Weg, terrestrischen Hörfunk störungsfrei auszustrahlen und kann nicht nur Audiosignale übertragen, sondern auch andere Daten wie Texte, Bilder und interaktive Elemente. Damit können auf einem eigenen, kostengünstigen, digital-terrestrischen Verbreitungsweg neben Radioprogrammen auch multimediale Zusatzdienste angeboten werden.

 

Die digitalen Programme im Großraum Wien werden von verschiedenen Radiostationen betrieben – von bekannten Radiosendern wie Radio Arabella, Radio NRJ, Lounge FM bis hin zu Special-Interest-Sendern wie dem Klassiksender Radio Stephansdom oder Radio Maria. Aber auch Radio-Newcomer gehen an den Start: Radio Technikum, ein Radiosender der FH Technikum Wien, oder Herold.at.

Lesen Sie weiter: 10 Fragen und Antworten zu Digitalradio.at

10 Fragen zu Digitalradio in Österreich

 

 

Was ist Digitalradio? Was ist DAB+?

Digitalradio ist die digitale terrestrische Übertragung von Radiosignalen, zusätzlich zu der bisher rein analogen terrestrischen Übertragung über Ultrakurzwelle. Digital Audio Broadcasting (DAB+) bezeichnet den digitalen Übertragungsstandard, vergleichbar mit den Begriffen UKW für analoge terrestrische Übertragung oder IP für das Online-Streaming von Radioprogrammen.

 

Was unterscheidet Digitalradio von UKW bzw. Radio über Internet?

 

Der Digitalradiostandard DAB+ bietet einen sehr effizienten Weg, terrestrischen Hörfunk störungsfrei auszustrahlen und kann im Gegensatz zu UKW nicht nur Audiosignale übertragen, sondern auch andere Daten wie Texte, Bilder und interaktive Elemente.

 

Radio über Internet (sowohl stationär auf PC oder Laptop, sowie mobil via Handy) bezeichnet zum einen ausschließlich über das Web empfangbare Audioprogramme, zum anderen Simultanübertragung der UKW-Programme der Radiosender im Internet (inklusiveder Werbeblöcke aus dem UKW-Programm). Darüber hinaus sind Streaming-Dienste (On-Demand-Music) wie Spotify verfügbar, die ihren Usern - meist auf Abo-Basis – Musik und Playlists bieten, die aber nicht heruntergeladen oder gekauft werden können. Für gleichmäßig gute Übertragungsqualität sind die Anbieter von Internetradio auf verfügbare Bandbreiten angewiesen.

 

UKW ist die herkömmliche Art, Radio über Antenne zu empfangen. Die Qualität ist abhängig vom Sendesignal, und es können keine zusätzlichen Dienste angeboten werden.

 

Digitalradio kann über geeignete Geräte und ohne Internetverbindung empfangen werden (siehe auch Frage 10)

 

Warum brauche ich Digitalradio? Welche Vorteile bietet DAB+ für den Radiohörer?

 

Digitalradio bietet drei wesentliche Vorteile:

 

Mehr Vielfalt an Programmen, Medien und Meinung
Mehr Zusatzdienste und Interaktivität
Deutlich bessere Empfangsqualität (rauschfrei) und einfacher in der Sendersuche

 

 

Was bedeutet mehr Vielfalt an Programmen, Medien und Meinung?

 

Die Frequenzen für UKW sind rein technisch limitiert und vergeben. Mehr Vielfalt in der Hörfunklandschaft ist daher nur mit neuen Übertragungsstandards möglich. War bisher für ein UKW-Programm eine Sendestation notwendig, so können digital ca. 18 Programme über einen einzigen Sender ausgestrahlt werden. Damit können auch kleine Radiostationen ihr Programm günstiger senden, und der Radionutzer bekommt eine höhere Programmvielfalt.

 

Darüber hinaus macht es digitales Radio möglich, auf einem Programmplatz unterschiedliche Programme zu senden. Was bedeutet das für den Hörer? Bei Großevents oder zeitgleich stattfindenden Fußballspielen sind keine Programmunterbrechungen oder Zuschaltungenmehr notwendig, sondern es können auf einem Programmplatz mehrere Programme ausgeliefert werden. Das Radio wird zum individuellen Massenmedium.

 

 

Welche Zusatzdienste und interaktive Services sind mit Digitalradio möglich?

 

Mit DAB+ können neben üblichen Radioprogrammen auch multimediale und interaktive Zusatzdienste angeboten werden. Besonders hervorzuheben sind:

 

Emergency Warning Functionality (EWF): EWF ermöglicht als Zivilschutzsystem, die Bevölkerung im Falle von Katastrophen (Hochwasser, Chemieunfall, …) schnell und umfangreich zu warnen.

 
Transport Protocol Experts Group (TPEG): Mit TPEG werden Verkehrsinformationen mit viel höherer Detaillierung bei geringerer zeitlicher Verzögerung als beim bisher eingesetzten RDS-TMC übermittelt. Das heißt unter anderem auf den Meter genaue Angaben von Geisterfahrermeldungen, Staustufen, aktuelle durchschnittliche Fahrgeschwindigkeiten, etc. Weiters können auch Informationen über Alternativrouten, Parkplatzinformationen, Anbindungen an öffentliche Verkehrsmittel (Fahr- und Flugpläne) übermittelt werden – in mehreren Sprachen. Die Announcements mit wichtigen Gefahrenmeldungen und Verkehrsinformationen schalten sich automatisch ein, auch wenn z.B. gerade eine CD am Gerät abgespielt wird.

 
Dynamic Label Service+ (DLS): Damit sind programmbegleitende Textinformationen gemeint, wie Interpret, Songtitel, Albumname etc., die am Radiodisplay ablesbar sind und für späteres Abrufen auch gespeichert werden. In Zukunft kann der Radiohörer seine Lieblingssongs direkt am Display liken, mit seinen Freunden teilen, auf die persönliche Playlist setzen oder über einen Online-Store downloaden. Radio verschmilzt zunehmend mit dem gewohnten Medienkonsum.

 
Radio VIS und „Slideshow Service (SLS): Bildinformationen wie Albumcover, Senderlogos können am Display dargestellt werden.

 
File Collector: Damit wird eine zeitversetzte Radionutzung ermöglicht und es können Rundfunkangebote wie etwa Nachrichtenblöcke per Schaltflächendruck auch außerhalb ihres Sendeplatzes gehört werden.

 
Journaline: Parallel zum Radioprogramm werden Informationen wie Wetterinfos, Börsendaten, Sportergebnisse, Nachrichten etc. abgerufen.

 
Broadcast Web Site (BWS): programmergänzende Webseiten können direkt am Radiodisplay aufgerufen werden können.

 

Einfache Sendersuche, rauschfreier Empfang

Digitales Radio beinhaltet einen „Electronic Programme Guide (EPG)“, also eine Programmübersicht mit inhaltlicher Beschreibung zum schnellen Auffinden des Radioprogrammes. Statt dem Suchen einer Frequenz wird einfach der gewünschte Sender ausgewählt. Digitales Radio ist damit die zeitgemäße Hörfunkübertragungstechnologie und bietet einen störungsfreien und glasklaren Empfang, bei Bedarf auch in Surround 5.1.

 

Welche Vorteile bietet DAB+ für Programmanbieter?

 

Radio ist der letzte Rundfunkbereich in Österreich, der noch nicht digital-terrestrisch ausgestrahlt wird. Hörfunk benötigt aber einen eigenen und kostengünstigen terrestrischen digitalen Verbreitungsweg, wenn es langfristig überleben bzw. sich weiterentwickeln soll.

Die digitale Verbreitung ist gegenüber der analogen Technik deutlich günstiger und energieeffizienter:

 

Ein signifikanter Vorteil für die Rundfunkbetreiber liegt in der gemeinsamen Nutzung der Sendernetzinfrastruktur, wodurch sich die Kosten für den Betrieb eines einzelnen Programms auf einen Bruchteil der UKW-Verbreitungskosten reduzieren. Dies spart entsprechend Energie und bedarf weniger Sendeanlagen, womit Digitalradio im Standard DAB+ auch gerne als „green radio“ bezeichnet wird.

 

War bisher für ein UKW-Programm eine Sendestation notwendig, so können digital ca. 18 Programme über einen einzigen Sender ausgestrahlt werden. Damit können auch kleine Radiostationen ihr Programm günstiger senden, und der Radionutzer bekommt eine höhere Programmvielfalt.

 

Wird es UKW in Zukunft nicht mehr geben? Welche Rolle wird Internetradio spielen?

UKW wird es in Österreich noch einige Jahre geben. Österreich ist eines der letzten Länder, die mit der digitalen Übertragung von Hörfunk beginnen und diesbezüglich noch ein „weißer Fleck“. Der europäische Trend zeigt aber eine klare Entwicklung zur Digitalisierung mittels des Hörfunkstandards DAB+, da viele technische, ökonomische, ökologische und medienpolitische Vorteile damit einhergehen. In vielen europäischen Ländern ist digitales Radio bereits etabliert oder gerade im Aufbau. Niemand wird aber dazu gezwungen, auf DAB-Radio umzusteigen und nicht mehr UKW zu hören.

Internetradio wird zweifellos eine wichtige Rolle spielen. Eine Studie der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) und des Bayerischen Rundfunks (BR) zeigt aber, dass der DAB+-Standard für die künftige Radioübertragung unverzichtbar ist. Die Bedeutung des mobilen Webradios werde steigen, kann jedoch auf absehbare Zeit DAB+ nicht ersetzen, heißt es. Insbesondere die nicht vorhandenen Nutzungskosten und die grenzübergreifende Einbettung der Infrastruktur werden zitiert.

Digitalradio ist also ein zusätzliches Angebot für alle Radiohörer. Radio wird mit DAB+ interessanter, vielfältiger, interaktiver und das Medium in allen Ziel- und Altersgruppen generell aufwerten. 

Welche Programme sind auf Digitalradio zu hören? Sind das nur Nischensender?

Zu Beginn von Digitalradio ab 28. Mai 2015 werden 14 Programme auf Sendung gehen, betrieben von verschiedenen Radiostationen – von bekannten Radiosendern wie Radio Arabella (zweitgrößter Privatradiosender in Österreich), Radio NRJ, Lounge FM bis hin zu Special-Interest-Sendern wie dem Klassiksender Radio Stephansdom oder Radio Maria. Aber auch Radio-Newcomer gehen an den Start: Radio Technikum, ein Radiosender der FH Technikum Wien, oder Herold.at.

 

Neben bekannten UKW-Stationen werden auch 10 neue Programme ausgestrahlt, die nur über DAB+ zu empfangen sind und damit die Programmvielfalt in Österreich deutlich erhöhen.

Folgende Radioprogramme sind mit dabei:

 

 



Programm
Sender
Inhalte


Arabella – Rock
Radio Arabella GmbH
Rock


Radio Melodie
Radio Arabella GmbH
Super Oldies Mega Schlager


Lounge FM
Livetunes Network GmbH
Lounge


NRJ Wien
N&C Privatradio Betr. GmbH Energy Österr.
Hit Music only


Radio Stephansdom Klassik
Stiftung Radio Stephansdom
Klassik


Welle 1
Welle Salzburg GmbH & Co. KG
Hits und Infos


„now radio“

ERF Plus Österreich
ERF Medien Österreich GmbH
„Get inspired!“ (Pop & CCM)


ERF Plus Österreich
ERF Medien Österreich GmbH
Glaube & Gesellschaft


HEROLD relax
Herold Business Data GmbH
Soft Rock & Pop


Radio Maria
Verein Radio Maria Österreich
Christliche Spiritualität


MEGA Radio
MEGA Radio Austria
Inforadio


ARBÖ Verkehrsradio
ARBÖ
Verkehrsinformationen


Radio Technikum
Radio Technikum GmbH
Wissenschaft, Bildung,  Informationen, Classic Hits


Radio Allelon
Radio Allelon
Integrationsradio


SoundTrax Radio
Stevia Communications GmbH
Filmmusik



 


Warum gibt es Digitalradio nur in Wien?

 

Der Verein Digitalradio Österreich erarbeitete auf Basis der von der Kommunikationsbehörde Austria im Digitalisierungskonzept 2013/14 festgeschriebenen Bestimmungen einen Radiobetrieb im Großraum Wien, der am 28. Mai 2015 startet. Im Sendegebiet können rund 2,1 Millionen Hörer erreicht werden.

 

 

Wann gibt es Digitalradio österreichweit?

 

Mit dem Digitalisierungskonzept der KommAustria soll spätestens im ersten Halbjahr 2017 eine oder mehrere Bedeckungen für digital- terrestrischen Hörfunk im Übertragungsstandard DAB+ ausschrieben werden. Neben Wien sollen weitere Hörfunkcluster im Osten Österreichs sowie in den Landeshauptstädten entstehen, die entlang der Hauptverkehrsadern zusammenwachsen. Damit soll im Großteil Österreichs Digitalradio zu empfangen sein.

 

 

Warum machen manche Sender wie der ORF nicht mit?

 

Der ORF hatte großes Interesse, mit einem Spartensender auf DAB+ zu senden. Gemäß ORF Gesetz darf der öffentlich-rechtliche Sender aber kein weiteres eigenständiges Programm machen.

 

Brauche ich spezielle Geräte, um Digitalradio hören zu können?

 

Um Digitalradio empfangen zu können, müssen die Geräte DAB+ fähig sein. Diese sind bereits im Handel bereits ab 30 Euro erhältlich bzw. standardmäßig in immer mehr Autoradios eingebaut.

 

Facts zum Empfang von DAB+:

 

Digitalradio kann ohne Internetverbindung empfangen werden
Jedes DAB+-fähige Gerät kann auch herkömmliche UKW empfangen
Hybridradios können zwischen digitalem, analogen oder Internetsignal unterscheiden und je nach Signalstärke automatisch wechseln
DAB+ wird auch mit Smartphones und Tablets zu empfangen sein