Szene

Doppelfinger: "Alleine spielen ist viel grusliger"

Der 23-jährige Clemens Bäre alias Doppelfinger tritt am Mittwoch im ORF-Radiokulturhaus auf. "Heute" hat mit dem Musiker vorab gesprochen.

Magdalena Zimmermann
Doppelfinger alias Clemens Bäre
Doppelfinger alias Clemens Bäre
(c) Alex Gotter

Du trittst am Mittwoch im ORF Radiokulturhaus auf, wie geht es dir jetzt davor?

Gut eigentlich, wir waren letzte Woche in den Niederlanden und ich habe mich ein wenig verkühlt, weil sie im Backstage nicht gescheit geheizt haben und jetzt habe ich da bisschen Angst, dass ich da Stimm-Stuff habe, aber ich bin guter Dinge. Ich schieße mit mit jeglichem Aspirin, das ich finden kann, zu. Ich freue mich schon extrem, weil wir doch noch nicht so oft im Trio gespielt haben und in Wien schon gar nicht und ja, ich bin positiv aufgeregt.

Wie ist es im Trio für dich?

Ganz ein anderes Gefühl, weil ich es halt eher kenne von oder weil ich angefangen habe, Solo zu spielen und da ist es halt extrem fokussiert auf eine Person und ich kann da ja sehr viel Dynamik reinbringen, aber es ist auch um einiges gruseliger. Zu dritt ist es auf jeden Fall auch eine andere Dynamik und eine andere Form von gruselig, weil da muss man echt zusammenspielen und die Dynamik auch checken, wo wer leise wird und das ist viel mehr Arbeit für mich, die sonst eher gedanklich passiert. 

"Man hört ja eh nie wirklich auf zu arbeiten"

Du hast letztes Jahr dein Debüt-Album veröffentlicht, bist du jetzt schon an einem neuen Album dran oder was ist der Stand der Dinge?

Das Debüt-Album ist eh schon fast ein Jahr alt und ich sehe dieses Konzert für mich gefühlt so ein bisschen als Abschluss von dem Album, weil ich dieses Jahr schon viele Shows gespielt habe und für mich ist das irgendwie der Startpunkt ins Neue und ich spiele ein paar neue Songs im Konzert dann. Also ich sehe das bisschen als Startpunkt – ob es jetzt gleich ein Album wird, oder ob ich erstmal Singles releasen werde, mal schauen. Das steht noch ein bisschen offen, also ich will nicht so viel vorweg nehmen, aber man hört ja eh nie wirklich auf zu arbeiten, oder? Es geht immer weiter.

Sind die neuen Songs schon irgendwo veröffentlicht oder wirst du die dort zum allerersten Mal präsentieren?

Gemischt, also ein Song, an dem ich gerade noch herumschreibe – ich habe ein paar über’s Jahr schon mal live gespielt, aber in Aufnahmeform gibt es die eigentlich noch nicht. Es sind vier neue Songs, davon ist einer ganz eine Premiere. Wenn ich ihn wirklich spiele, mal schauen. Die anderen sind noch nicht veröffentlicht, aber die habe ich schon mal live gespielt.

Warum hast du dich am Anfang entschieden, das Ganze auf Englisch zu machen und nicht auf Deutsch?

Ich glaube, weil einfach meine Einflüsse immer auf Englisch in der Musik waren. Natürlich, wenn man musikinteressiert ist, dann kennt man die ganzen österreichischen Künstler und natürlich sind mir der Fendrich und der Ambros bekannt, aber für mich war irgendwie schnell so die Assoziation mit denen so, dass Ambros ja dann irgendwie auch nur Dylans Songs eingedeutscht oder Springsteen Songs hat. Ich bin mit englischer Musik aufgewachsen und da war es irgendwie komischerweise logisch für mich, Musik auf Englisch zu machen. Auch weil ich mir nie sicher war, was sich richtig für mich anfühlen würde, ob im Dialekt singen richtig für mich wäre oder Standard Deutsch und da habe ich nie eine richtige Antwort für mich gefunden und da war es relativ schnell klar für mich, dass ich auf Englisch schreiben möchte, es liegt mir auch um einiges mehr auf Englisch zu schreiben.

Hat es auch damit für dich zutun, dass es auch tiefgründiger und persönliche Texte sind, mit denen man sich irgendwie angreifbar macht? Und wenn sie dann auf Englisch sind, dann ist es ein bisschen weiter von einem weg?

Es ist eine interessante Grundsatzfrage, weil ich würde jetzt nicht so weit gehen und sagen, ich möchte mich mit der englischen Sprache, also weil ich auf Englisch singe, dass ich mich nicht assoziiere mit meinen Texten, so ist es nicht, aber es ist auf jeden Fall leichter, über persönliche Struggles vor einem deutschsprachigen Publikum auf Englisch zu singen. Das stimmt, assoziieren möchte ich mich trotzdem mit meinen Texten und das tue ich auch. Und jeder, der so ein bisschen Englisch Grundbasics kennt, kann die Texte verstehen und das ist mir auch bewusst. Aber vielleicht im ersten Moment ist es easier für mich sogar, auf Englisch zu formulieren, weil es dann trotzdem auch nicht meine Muttersprache ist.

Ist das für dich auch eine Art Therapie oder würdest du dich von der Aussage distanzieren?

Da ist ein Therapiebesuch sicher um einiges heilvoller. Was es aber schon ist, es ist eine Reflexion irgendwie, also das finde ich etwas spannendes, wenn ich auf Songtexte von vor einem Jahr oder so zurückschaue, ist es nicht unbedingt Tagebuch mäßig, aber ich finde einfach Bausteine, die mich zu der Zeit beschäftigt haben und das Schöne ist, es ist nicht so eine bewusste Art der Reflexion, also ich setze mich nicht hin und denke an Thema X und schreibe dann darüber, sondern ich versuche irgendwie, alles zu fangen und schaue dann später darauf zurück. Natürlich ist es eine Form von Therapie und Reflexion, aber nicht nur. Es ist ein Moment festhalten für mich.

"Ich muss nur meine Hand herzeigen, dann kennt man sich aus"

Wie ist es zu deinem Namen gekommen?

Der Name "Doppelfinger" kommt von meiner Mutter. Ich habe auf meiner rechten Hand so einen zweiten kleinen Finger, also so einen Doppelfinger quasi und es war eine Begrifflichkeit, so istder Finger immer bezeichnet worden. Ich habe es irgendwie lustig gefunden. Man kennt sich nicht aus und bis heute fragen mich die Leute, da muss ich dann eigentlich nur die Hand herzeigen und dann kennt man sich aus. Ich finde es spannend, es ist so ein Ding, das zu mir gehört und natürlich als Individuum heraussticht, also das bin ich und gleichzeitig nicht mein Name. Es ist ein Bereich dazwischen und das finde ich spannend, weil die Texte so persönlich sind und wenn ich dann den Namen Clemens Bäre schreiben würde, wäre es sehr privat und würde mich vielleicht auch einengen. Das ist für mich so ein Freiraum, das so zu nennen.