Österreich

Lebenslang für Tunesier nach Mord an Ehepaar

Jener Tunesier (55), der im Vorjahr ein betagtes Ehepaar getötet hat, wurde am Montag zu lebenslanger Haft verurteilt. Er wird eingewiesen.

Heute Redaktion
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Mohamed H. (55) wird von schwer bewaffneten Justizwache-Beamten in den Gerichtsaal geführt. Der Tunesier trägt ein weißes Hemd, dazu eine helle Leinenhose.

Ruhig sitzt er auf dem Sessel. Und hebt ein Pappkarton-Schild hoch. Darauf steht: "Es wird gelogen und gelogen und aller wissen das sie lügen." Dann ein weiteres: "Und weil die Justiz in unserem Land abhängig ist."

Fühlt er sich zu Unrecht angeklagt? Fakt ist: Er steht wegen Mordes vor Gericht!

Beim Prozess fällt rasch auf: Der Beschuldigte verweigert den Kontakt zu seinem Verteidiger, will sich von seinem Anwalt nicht beraten lassen. Der Tunesier sagt: "Er lügt über mich."

Dem Richter fällt er immer wieder ins Wort. "Ich habe acht Jahre gehofft, dass jemand endlich den Kopf einschaltet", sagt er. Mohamed H. zitiert während der Verhandlung aus dem Koran, sagt immer wieder "Allahu Akbar".

Die Tat, die ihm vorgeworfen wird, ist erschreckend.

Der schockierende Fall: Am 30. Juni vergangenen Jahres hatten Einsatzkräfte nach einem Brand in einem Einfamilienhaus in Linz-Urfahr die Leichen von Siegfried und Hildegard Sch. (87, 85) entdeckt. Kurze Zeit später stellte sich ein Mann (wir berichteten).

Der 55-jährige Mohamed H., für den die Unschuldsvermutung gilt, soll das betagte Ehepaar ermordet und anschließend Feuer gelegt haben. Der Mann hatte die späteren Opfer regelmäßig mit Lebensmitteln aus dem Bio-Laden seiner Lebensgefährtin beliefert, so auch am 30. Juni.

An diesem Tag soll er zuerst die 85-jährige Frau mit einem Spanngurt stranguliert und ihr anschließend ein langes Fleischermesser in den Brustkorb gerammt haben. Danach soll er ihren Gatten (87) mit einem Holzstiel, an dessen Ende eine Metallmuffe befestigt war, auf den Kopf geschlagen und ihm ebenfalls einen Messerstich in die Brust versetzt haben.

Im Anschluss hat er laut Anklage vier Liter Benzin in der Küche und im Wohnzimmer verschüttet und angezündet.

Anzeige wegen Tierquälerei als Auslöser



Als Motiv gab er bei der Polizei an, er habe ein Exempel an der Gesellschaft und der FPÖ, durch die er sich als Ausländer und Muslim diskriminiert fühlte, statuieren wollen. Hintergrund: Ein Sohn des getöteten Paares arbeitet in einer von einem blauen Politiker geführten Abteilung des Landes, allerdings hat die Familie kein Naheverhältnis zu den Freiheitlichen.

Hauptauslöser soll, wie berichtet, aber ein Schreiben des Magistrats Linz gewesen sein. In diesem ging es um das Eintreiben von Kosten in der Höhe von 170 Euro für ein Verwaltungsstrafverfahrens wegen Tierquälerei. Die Katze des mutmaßlichen Täters war 2010 in einem gekippten Fenster steckengeblieben. Vermutlich waren es die Nachbarn, die das mitbekommen und Anzeige erstattet haben.

Der 55-Jährige hatte einen seiner Nachbarn im Verdacht. Unglücklicher Zufall: Dieser Nachbar soll gleich wie ein FPÖ-Politiker geheißen haben. Das dürfte seinen Hass auf die Freiheitliche Partei verstärkt haben.

Laut Ermittlern hat der Angeklagte auf Facebook IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi die Treue geschworen. Trotzdem: Hinweise auf eine Beteiligung des IS oder gar ein Bekenntnis der Terrororganisation zu der Tat sind bisher nicht aufgetaucht, wie Staatsanwalt Philipp Christl in einer Pressekonferenz bestätigte. Auch Gerichtspsychiaterin Adelheid Kastner meinte: "Er ist überhaupt nicht teamfähig. Er kann kein Mitglied des IS sein. Die Postings im Internet nutzte er um Wut und Ärger gegen die Gesellschaft abzubauen."

Angeklagter soll Justizbeamten bedroht haben



Neben Mord an dem Ehepaar, Brandstiftung sowie Mitgliedschaft in einer terroristischen und kriminellen Vereinigung wird dem 55-Jährigen noch gefährliche Drohung vorgeworfen.

Im Gefängnis soll er einem Justizwachebeamten gedroht haben, ihn zu töten. Der Grund: Dieser habe ihm zum Abendessen Schweineflleisch (Leberkäse) serviert. "Mein Körper brennt" habe er immer wieder geschrien. "Du und deine Familie werdet noch jede Nacht an mich denken", soll er gedroht haben. "Der Leberkäse bestand aus Rindfleisch", gibt der als Zeuge geladene Wachebeamte zu Protokoll. Das sei dem Angeklagten auch mitgeteilt worden.

Urteil: Lebenslange Haft



Am späten Abend dann schon das Urteil: Der Tunesier wird zu lebenlanger Haft verurteilt (nichts rechtskräftig), zudem wird er in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen.

(mip)