Politik

Doskozil heißeste Aktie als SPÖ-Kanzlerkandidat

Erstmals seit 55 Monaten liegt die SPÖ in einer Umfrage wieder vor der ÖVP. Doch wer soll die Roten in die nächste Wahl führen? "Heute" fragte das ab.

Clemens Oistric
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Rote Aktien: Pamela Rendi-Wagner, Michael Ludwig und Hans Peter Doskozil
Rote Aktien: Pamela Rendi-Wagner, Michael Ludwig und Hans Peter Doskozil
Johann Groder / EXPA & Tobias Steinmaurer & Robert Jäger / APA picturedesk.com – "Heute"-Montage

Kanzler-Wechsel, Corona-Pannen – die ÖVP stürzte in der Sonntagsfrage zuletzt ins Bodenlose, verlor ein Drittel ihrer Wähler von 2019. Erstmals seit Beginn der Ära Kurz hat die SPÖ wieder reelle Chancen auf Platz eins bei Nationalratswahlen. Ein Polit-Beben. 25 zu 24 Prozent im Match SPÖ versus ÖVP (Unique Research, 800 Befragte) – so desaströs lag die Volkspartei zuletzt unter Mitterlehner.

Landeschefs als beste Krisenmanager

Doch wer soll die Sozialdemokraten, die ihre Personaldebatten immer wieder öffentlich austragen, als Spitzenkandidat zum nächsten Urnengang führen? Zwei Rote glänzten zuletzt beim Corona-Management: die Landeshauptleute Michael Ludwig (Wien) und Hans Peter Doskozil (Burgenland) "Heute" fragte dies in der Bevölkerung ab.

Drittel der SPÖ-Wähler für Rendi

Ergebnis: Knapp ein Drittel der eigenen Wähler honoriert den Erfolg Pamela Rendi-Wagners, die SPÖ um vier Prozent in den Umfragen verbessert zu haben. 30 Prozent der SPÖ-Wähler – ein durchschnittlicher Wert für eine seit vier Jahren amtierende Parteichefin – wollen mit ihr weiter ein Stück des Weges gemeinsam gehen. Michael Ludwig, den Wiener Bürgermeister, würden sich 24 Prozent der roten Anhänger wünschen, 19 Prozent den burgenländischen Landeshauptmann.

Bevölkerung präferiert Doskozil

Hans Peter Doskozil – mit ihm fremdeln aktuell Teile der Roten – ist jedoch die heißeste Aktie der SPÖ, wenn es um einen deutlichen Sieg bei den nächsten Wahlen geht. 29 Prozent der Österreicher hoffen auf ihn an der Spitze der derzeit größten Oppositionspartei. Wiens Stadtchef Michael Ludwig (er schließt einen Wechsel in den Bund kategorisch aus) ist da schon deutlich abgeschlagen. Er begeistert 18 Prozent der Österreicher. Für die aktuelle Vorsitzende, Pamela Rendi-Wagner, kann sich gar nur jeder zehnte Österreicher erwärmen.

Meinungsforscher Peter Hajek: "Bundesweit lässt Doskozil seine Parteichefin klar hinter sich, was der Zustimmung der ÖVP und FPÖ-Wähler geschuldet ist. Bei den SPÖ-Wählern hat Rendi-Wagner die Sympathien auf ihrer Seite."

Doskozil heißeste Aktie

"Heute" schaute in die Details des erhobenen Datenmaterials: Doskozil spricht derzeit zwar nur 19 Prozent der eigenen Anhänger an, jedoch 48 Prozent der ÖVP-Wähler und 43 Prozent der FPÖ-Gefolgschaft. Damit strahlt er am stärksten in andere gewinnbare Wählerschichten hinein und könnte von dort Stimmen holen. Geht man davon aus, dass ihm letztlich – Platz eins vor Augen – auch hartgesottene Rote das Vertrauen schenken würden, ist er aktuell der aussichtsreichste Stimmenbringer. Auch mit Michael Ludwig, der sich mit seiner ruhigen, umsichtigen Art Sporen verdient hat, würden 30 Prozent der gebeutelten türkisen Anhängerschaft gut klarkommen. Rendi-Wagner hingegen erhält von Türkis- und Blauwählern nur je drei Prozent Zustimmung.

22 % der Roten haben Ex-Kanzler kern

Übrigens: "Heute" hat auch einen alten Bekannten, der aktuell nicht am Spielfeld steht, abfragen lassen – Ex-Kanzler Christian Kern. 22 Prozent der SPÖ-Wähler und 12 Prozent der Österreicher wünschen ihn sich an der Spitze der Sozialdemokratie zurück.