Politik

Doskozil: "Meine Kritiker hatten am Ende unrecht"

Als Hans Peter Doskozil (SP) den Lockdown beendete, hagelte es Kritik. Nun hat das Burgenland die niedrigste Inzidenz Österreich. Das Interview.

Clemens Oistric
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Das Pflaster ist weg, Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SP) ist wieder fit.
Das Pflaster ist weg, Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SP) ist wieder fit.
Helmut Graf

"Heute": Das Burgenland wurde gestern als erstes Bundesland auf Orange geschalten. Bei der Öffnung Mitte April gab es heftige Kritik, auch aus der SPÖ. Sind Sie am Ende der bessere Virologe?
Hans Peter Doskozil: Würde ich nicht sagen. Ich habe eine Strategie erarbeitet und eine faktenbasierte Entscheidung getroffen. 

Der Aufschrei war dennoch groß. Waren Sie sicher, dass es gut geht oder war es eine Lotterie?
Sensibel waren die Intensivbetten. Ein gewisses Restrisiko bleibt immer, der Krankenanstaltenchef hat aber grünes Licht gegeben und die Entscheidung mitgetragen. Ich bin froh, dass wir unseren Weg gegangen sind und hoffe, dass man in Zukunft das Gegenüber anhört, bevor man vorschnell Urteile fällt.

Auch in der eigenen Partei?
Speziell in der eigenen Partei.

Verspüren Sie Genugtuung, dass Ihre Kritiker daneben lagen?
Ich bin stolz, dass wir den Mut hatten, die richtige Entscheidung für die Burgenländer zu treffen und Kritiker, die unseriös agiert haben, am Ende unrecht hatten.

Doskozil: "Dass ich von der eigenen Partei in der ZiB 2 an den Pranger gestellt wurde, hat das Fass zum Überlaufen gebracht"
Hans Peter Doskozil im Gespräch mit Clemens Oistric (<em>"Heute"</em>)
Hans Peter Doskozil im Gespräch mit Clemens Oistric ("Heute")
Helmut Graf

Sie sind dann per Brief aus der Bundes-SPÖ ausgestiegen. Entstand der in genau diesem Zorn?
So etwas passiert nicht aus Jux und Tollerei. Natürlich ist im Vorfeld einiges passiert, was ich jetzt nicht verbreitern möchte. Aber dass ich von der eigenen Partei in der ZiB 2 an den Pranger gestellt wurde, hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Die Vorsitzende hat mir vorgeworfen, die Burgenländer zu gefährden, obwohl wir ausgezeichnete Zahlen haben. Ich habe dann diesen Schritt gesetzt, damit endlich Ruhe einkehrt.

Ist das noch Ihre SPÖ?
Ich glaube an die sozialdemokratische Grundidee. Heute, morgen, immer – auch, wenn ich nicht immer einer Meinung mit allen Ideen der Partei bin.

Ist eine "Liste Doskozil" abseits der SPÖ für Sie denkbar?
Das ist unvorstellbar für mich.

Zurück zu Corona: Sollen Geimpfte weiter Maske tragen?
Ich würde sagen: Testen wir jetzt in einer Phase eins, wie sich die Öffnungen auswirken. Wenn alles gelingt, muss man Getesten, Geimpften oder Genesenen im Juli alle Freiheiten zurückgeben.

Apropos frei: Ihre Hochzeit ...
... folgt 2022, in einem Weingut, in kleiner Runde. Also wenn ich mich mit diesem Wunsch daheim durchsetze.

Was sagen Sie zum ersten Verordnungsentwurf für die große Öffnung am 19.5. (siehe Kasten)?
Vieles davon scheint nicht praktikabel und muss überdacht werden. Der Minister bekommt einen Vertrauensvorschuss von mir. Es müssen jetzt aber rasch nachvollziehbare Entscheidungen fallen, um den Menschen Planungssicherheit zu geben.

In der Causa Commerzialbank wurde Ihnen unlängst das Handy abgenommen. Was denkt man sich da in so einem Moment?
Als Polizist kenne ich diese Prozesse ganz gut. Ich bin entspannt und habe ein reines Gewissen.

Verordnung: Keine Selbsttests für Gastro und Sport
In einer Videokonferenz wurde den Landeschefs gestern der erste Verordnungsentwurf für die Öffnungen am 19.5. präsentiert. 16 Seiten ist dieser lang, viel Neues nicht dabei. Wie Hans Peter Doskozil im Interview mit "Heute" anmerkt, besteht noch Diskussionsbedarf. "Vieles ist sehr kompliziert gestaltet", meint Burgenlands Landeschef. "Wenn man etwa in ein Gasthaus geht und vor Ort einen Selbsttest macht, darf man damit nicht zum Friseur." Auch, "dass Berufsgruppentests sieben Tage gültig bleiben, während man mit beaufsichigten Wohnzimmertests nicht in die Gastronomie oder in Sportstätten darf, ist nicht nachvollziehbar." In der Kultur fordert Doskozil bei der Sperrstunde (22 Uhr) und beim 2-Meter-Abstand trotz FFP2-Maskenpflicht im Freien ("Da müssten wir in Mörbisch jede zweite Reihe freilassen") Nachbesserungen.

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