Drei Österreicher gerettet, zwei noch auf Unglücksfä...
Auf einer Adria-Fähre mit 422 Passagieren und 56 Besatzungsmitgliedern an Bord ist Sonntagfrüh in der Nähe der griechischen Insel Othoni Feuer ausgebrochen. Etwa die Hälfte der Passagiere hat das Schiff bisher verlassen können, darunter auch zwei Tiroler, später wurde eine Vorarlbergerin evakuiert. Zwei Österreicher sind noch an Bord. Fünf Todesopfer sind bestätigt. Wie ein geretteter Tiroler erklärte, seien auf der Fähre zu wenig Rettungsboote gewesen, um alle Passagiere in Sicherheit zu bringen.
Zwei Österreicher hatten die Katastrophe am Sonntagabend heil überstanden, eine dritte wurde stark unterkühlt geborgen. Zwei Österreicher, der Sohn der Vorarlbergerin und ein Salzburger, sollen noch an Bord sein. Für den Tiroler Mehmet Ali G. gabe es laut Sprecher Martin Weiss vom Außenamt ein Happy End. Er wurde auf ein sich in unmittelbarer Nähe befindendes Schiff gebracht. Der Mann sei "unverletzt und wohlauf", sagte Weiss.
Hilferuf nach Tirol: "Wir werden alle sterben"
Mehmet Ali (44) aus Schlitters (T) schloss mit dem Leben ab, als sich Sonntag Feuer auf der "Norman Atlantic" ausbreitete. Vom Handy aus rief der zweifache Vater seinen Bruder Haci in Tirol an – um weinend Abschied zu nehmen, wie Haci Güyen "Heute" sagt: "Er war völlig verzweifelt und meinte: 'Wir werden hier
alle sterben. Vor mir springen Menschen in die Adria. Und ich springe jetzt auch. Macht es gut, ich hab' euch lieb.'" Haci Güyen legte sofort auf, alarmierte den Notruf in Tirol und versetzte das Außenministerium in Alarmbereitschaft. Dann folgten quälend lange Stunden des Wartens, so Güyen: "Ich konnte Mehmet nicht mehr erreichen und befürchtete das Schlimmste." Um 15 Uhr dann der erlösende Anruf: Mehmet Ali ist
wohlauf. Er war unter den ersten 20, die per Helikopter gerettet wurden. Ironie: Mehmet Ali nahm die Fähre, weil er Flugangst hat.
Später hieß es, ein zweiter Tiroler sei gerettet worden. Alle Österreicher seien "unverletzt und wohlauf", teilte der Sprecher mit.
Vermisst: Salzburger brachte Teddybären für krebskranke Kinder
Erwin Schrümpf aus Seekirchen (Salzburg) ist seit Jahren engagierter Helfer in Griechenland. In der Weihnachtswoche lieferte er Medikamente und Teddybären für eine Kinderkrebsstation nach Patras. Auf der Rückreise nahm er die "Feuer-Fähre". Schrümpf alarmierte um 5.30 Uhr früh in Panik seine Kollegen daheim. Dann riss der Telefonkontakt ab. Seitdem hoffen alle auf ein Lebenszeichen.
Nur fünf statt sechs Österreicher an Bord
Laut aktuellen Informationen vom Abend befinden sich nur mehr vier Österreicher an Bord der brennenden Fähre. Eine österreichische Begleitperson, die auch auf der Passagierliste geführt wurde, war nicht an Bord.
Am Montagmorgen waren bereits 251 Menschen gerettet, 227 warten weiterhin auf der Fähre. Nach Auskunft der Chartergesellschaft ANEK konnte der Brand am Sonntagabend gegen 19.30 Uhr unter Kontrolle gebracht werden. Es gebe "nur noch Rauch", sagte ein Sprecher.
Schwierige Bergung: Vertäuung riss
Die noch an Bord befindlichen Personen sollen mit Strickleitern gerettet werden. Ein italienischer Schlepper soll die Fähre nun stabilisieren. Nach mehreren Versuchen gelang es dem Schiff, die Fähre festzumachen, wenig später riss die Vertäuung erneut.
Fünf Tote
Das Fährunglück forderte mindestens fünf Menschenleben. Ein Grieche wollte mit seiner Frau über eine Rutsche eine Schaluppe erreichen, beide stürzten jedoch ins Wasser, wo sie stundenlang verharrten, bis sie gerettet wurden. Der Mann starb kurz nachdem er aus dem Wasser geborten wurde in den Armen seines Retters. Montagmittag waren zusätzlich vier weitere Leichen aus dem Wasser geborgen worden.
Sicherheitsmängel waren offenbar bekannt
Griechische Lkw-Fahrer an Bord der Fähre machten die Überbelastung des Schiffes für den Brand verantwortlich. An Bord des Schiffes befanden sich unzählige mit Olivenöl beladene Lkw. Bei dem Unglücksboot sollen bereits bei einer Inspektion am 19. Dezember Sicherheitsmängel festgestellt worden sein. Ebenso wurden undichte Sicherheitstüren, den Zustand der Notbeleuchtung und das Fehlen von Evakuierungsplänen an den Wänden des Schiffes bemängelt. Der Reederei sei eine zweimonatige Frist zur Behebung dieser Mängel eingeräumt worden, berichtete NERIT. Ob das Schiff dennoch als seetüchtig gelten konnte, blieb unklar.
Die italienische Reederei Visentini hat Sicherheitsmängel an Bord der Fähre "Norman Atlantic", die in der Adria in Brand geraten ist, dementiert. Die Fähre sei kürzlich Kontrollen unterzogen worden. Dabei waren kleinere Probleme mit einigen Brandtüren festgestellt worden, die jedoch sofort behoben worden waren, betonte der Chef der Reederei, Carlo Visentini, nach Angaben italienischer Medien.
44 Seemeilen von Ufer entfernt
Die "Norman Atlantic" war vom griechischen Hafen Igoumenitsa nach Ancona in Italien unterwegs, als gegen 05.00 Uhr MEZ auf einem der Autodecks, in dem rund 200 Fahrzeuge Platz finden, der Brand ausgebrochen ist. Die Flammen haben sich schnell ausgebreitet. Die "Norman Atlantic" befindet sich etwa 44 Seemeilen nordwestlich von Korfu.
Seite 2: Auch ein türkischer Tanker gesunken
Ein weiteres Schiffsunglück ist am Sonntagvormittag gegen 09.30 Uhr passiert: Zwei Tankschiffe sind bei starkem Schneefall eine Seemeile vor der Küste der italienischen Hafenstadt Ravenna kollidiert.
Eines der beiden Schiffe, die "Gokbel", ein türkischer Tanker, ist gesunken. Fünf Menschen konnten sich auf ein kleines Boot retten, zwei Seemänner sind an Unterkühlung gestorben, vier Menschen werden noch vermisst. Auch der Kapitän und der erste Offizier sind unter den Verschollenen.
Wegen des starken Nebels gestalten sich die Rettungsarbeiten besonders schwierig. Für die Umwelt besteht zumindest derzeit keine Gefahr, es ist bislang kein Öl ausgetreten. Das Boot hatte Düngemittel an Bord. Das zweite beteiligte Schiff war ein Handelsschiff unter der Flagge von Belize mit syrischer Besatzung.