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Drei Szenarien, wie Pandemie weitergehen könnte

Schrittweise wird das alltägliche Leben in Österreich wieder hochgefahren. Doch die Corona-Pandemie ist noch lange nicht vorüber. Forscher haben drei Szenarien entwickelt, wie es mit der Krankheit weitergehen könnte. Die Gefahr weiterer Wellen bleibt bestehen.

Stefanie Riegler
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    Die Schutzmasken sind nun aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken.
    Die Schutzmasken sind nun aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken.
    picturedesk.com

    Die Corona-Pandemie hat alle Bereiche unseres Leben beinflusst. Der Begriff Covid-19 wird wohl bald in den Duden aufgenommen. "Social Distancing" wird weiterhin in unserem Alltag praktiziert. Noch vor einem Jahr wäre dieses Verhalten undenkbar gewesen.

    Auch wenn in Österreich und vielen anderen europäischen Ländern die Zahlen bereits zurückgehen, ist die Pandemie noch lange nicht vorbei. In den USA gibt es mehr als 1,3 Millionen Infizierte.

    Laut Experten ist eine zweite Welle sehr wahrscheinlich. Diese Krankheit werde man über Jahre managen müssen, berichtet "Der Spiegel". Es werde "mit großer Sicherheit" eine zweite Welle geben, sagte der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) Lothar Wieler. "Das ist eine Pandemie. Und bei einer Pandemie wird dieses Virus so lange Krankheiten hervorrufen, bis 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung infiziert sind."

    Durch bestimmte Maßnahmen und richtiges Verhalten könne man diese zweite Welle jedoch verhindern, meinen Experten des RKI. "Es geht nicht darum, den Gipfel zu überwinden, wie einige Leute zu glauben scheinen", beton der Epidemiologe Marc Lipsitch von der T.H. Chan School of Public Health der Universität Harvard in Boston gegenüber der "New York Times". Eine einzige Runde von Social Distancing werde dafür nicht ausreichen, so Lipsitch. Das werde uns noch Jahre begleiten.

    Gerade jetzt, wo die Betriebe langsam hochgefahren werden, hört solche Aussagen niemand gern. Der Epidemiologe Lipsitch hat sich gemeinsam mit anderen Experten näher mit den Prognosen über die Entwicklung der Pandemie auseinandergesetzt. Zuletzt erschien ein Artikel in der Fachzeitschrift "Science". Weiters wurde ein Papier vom "Center for Infectious Disease Research and Policy" an der Universität in Minnesota veröffentlicht. Darin entwickelten die Forscher drei Szenarien, wie es mit der Pandemie weitergehen könnte:

    Szenario 1

    Dieses Szenario trägt den Untertitel "Peaks and Valleys" (dt. Gipfel und Täler). Nach einer ersten Welle kommen über einige Monate noch weitere mit ähnlich hohen Fallzahlen hinzu. Die Zahl der Immunen nimmt zu, deshalb werden die Ausbrüche graduell weniger heftig ausfallen.

    Die geografische Lage spielt laut den Forschern ebenfalls eine Rolle. Der Ausbruch der Wellen könne in den verschiedenen Regionen variieren. Abhängig von der Höhe der Wellenspitzen wären aber immer wieder zeitweise Beschränkungen des öffentlichen Lebens notwendig.

    Szenario 2

    Dieses Szenario orientiert sich an der Spanischen Grippe und sieht einen Gipfel im Herbst vor. Auch bei der Spanischen Grippe kam es im Herbst 1918 zu einer zweiten heftigen Welle. Spätere Pandemien, wie etwa die Schweinegrippe, seien nach einem ähnlichen Muster verlaufen.

    Ob diese Variante tatsächlich realistisch ist, können die Forscher jedoch nicht genau sagen, vor allem weil man noch zu wenig über den Effekt des Sommerwetters auf die Verbreitung des Virus wisse. Sollte sich das Szenario bewahrheiten, käme es im Herbst erneut zu einem Lockdown.

    Szenario 3

    Bei dieser Variante folgt auf den ersten Ausbruch eine lange unruhige Phase mit einem wiederholten Aufflackern. Ein Hoch wird jedoch nicht mehr erreicht, der Untertitel lautet daher "Langsames Verbrennen". Auch hier sind geografische Unterschiede möglich. "Während dieses dritte Muster bei früheren Grippepandemien nicht beobachtet wurde, bleibt es eine Möglichkeit für Covid-19", erklärt das Team aus Minnesota.

    "Wir müssen auf mindestens weitere 18 bis 24 Monate bedeutender Covid-19-Aktivitäten vorbereitet sein, wobei in verschiedenen geografischen Gebieten periodisch Hotspots auftreten werden", so die Forscher weiter.

    Da Szenarien immer auf einer Vielzahl von Annahmen basieren, kommt es bei einer Modifizierung zu anderen Ergebnissen. Auch im Artikel der Fachzeitschrit "Science" wurden mehrere Szenarien ausgearbeitet.

    Hier kommt man ebenfalls zu dem Schluss, dass es immer wieder Zeiträume mit strengeren Kontaktbeschränkungen geben wird. So könnten wir etwa im Sommer eine längere Phase mit weniger strengen Regeln erleben. Als Grenze für strengere Regeln schlagen die Experten 350 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner vor.