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Ist dieser "Kübel" wirklich das sinnloseste Produkt?

Heute Redaktion
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"Ist der Pure Cool Me Dysons bisher sinnlosestes Produkt?", fragt das Wirtschaftsportal "Which?". Wir haben den Luftreiniger auf die Probe gestellt.

Er sieht aus wie ein moderner Abfalleimer und erfuhr bei seiner Präsentation wenig Gegenliebe von einigen Tech- und Wirtschaftsportalen. Dabei klingt der Zweck des Dyson Pure Cool Me zuallererst einmal nachvollziehbar. Der Luftreiniger soll nicht nur heiße Köpfe abkühlen, sondern sie auch mit gereinigter, sauberer Luft versorgen können.

Im Unterschied zu früheren Luftreinigern von Dyson ist der Pure Cool Me handlicher und reinigt zwar auch die gesamte Luft in einem Raum, bläst diese aber bevorzugt auf einen ausgewählten Abschnitt wieder aus – etwa auf den Kopfbereich beim Schlafen, Arbeiten oder einfach Herumsitzen. Das hat seinen Preis, der Pure Cool Me kostet im Handel 350 Euro.

Jet-Technik verbaut

Für das neue Produkt hat Dyson für den fokussierten Luftstrahl seine Technik verändert, sie nennt sich nun "Core Flow"-Technologie. Das Prinzip entspricht jenem eines Harrier Jump Jets. Das Filtersystem saugt Luft an und fängt dabei Staub, Pollen und sogar Bakterien ab. Die gereinigten Luftströme werden dann über eine konvexe Oberfläche zusammengeführt und in einem starken Strahl wieder ausgestoßen.

Dadurch braucht der Luftreiniger auch keinen großen Lüfterkopf, es reicht ein Spalt am Gerät. Das bietet gleich zwei Vorteile: Einerseits kann der Luftstrahl zielgerichtet ausgerichtet werden, andererseits fällt die Lautstärke des Geräts beachtlich niedrig aus. Dafür büßt der Luftreiniger auch Funktionen seiner Vorgänger ein: App-Steuerung ist bisher keine erkennbar, auch eine detaillierte Auflistung der Luftqualität fehlt.

Eigenwilliges Design

Eigenwillig ist auch das Design. Fügten sich die früheren, teils viel größeren Luftreiniger eher dezent in den Raum ein, lässt sich der Pure Cool Me nicht mehr verstecken. Aussehen tut das Ganze so: Ein Metallkübel hält eine weiße Kuppel, die dreh- und verschiebbar ist. Das Gerät ist etwa 40 Zentimeter hoch, 25 Zentimeter breit und wiegt etwas unter drei Kilo. Aufgestellt werden sollte es je nach Anwendung auf Schreibtischen, Küchentischen oder Beistelltischen neben dem Bett. Ein Hingucker? Geschmackssache.

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Weniger Kritikpunkte liefert die Leistung. Hängt der Pure Cool Me am Strom, kann er mit einer kleinen Fernbedienung aktiviert werden. Dabei lässt sich in den Stufen 1 bis 10 die Stärke der Lüftung ebenso einstellen wie ein Timer von 30 Minuten bis 8 Stunden und auch, ob sich der Lüfterkopf um 70 Grad drehen oder an einer Stelle feststehen soll. Am Lüfter selbst gibt ein LCD-Display Auskunft über die Blasstärke, die Timerdauer und darüber, ob der Filter gewechselt werden muss.

Filter mit Zusatzkosten

Apropos Filter: Die kosten nochmals um die 60 Euro und müssen bei einem täglichen 12-Stunden-Betrieb einmal pro Jahr gewechselt werden. Die Handhabung ist dabei einfach. ist der eingesetzte Filter voll, hebt man einfach den Oberteil des Reinigers an, zieht den alten Filter raus und lässt den neuen hineinfallen. So einfach funktionierte das bei bisher keinem anderen Modell.

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Zurück zum Betrieb. Schiebt man den Kopf des Luftreinigers auf und ab, verstellt man die Höhe des ausgestoßenen Luftstroms. Mehr muss man auch gar nicht manuell einstellen, sondern kann den Rest komfortabel über die Fernbedienung steuern. Was schade ist: Einen automatischen Modus wie bei anderen Modellen, etwa ein selbstständiges Einschalten bei zu schlechter Luftqualität, gibt es hier nicht.

Überraschend leise

Allerdings ist es auch nicht Hauptzweck des Pure Cool Me, die Luft in einem ganzen Raum zu reinigen, sondern genau jene, die die Person abbekommt, die neben dem Luftreiniger sitzt, steht oder liegt. Diese sollte dann durch den Filter kühle Luft ins Gesicht bekommen, aus der 99,95 Prozent der sogar feinsten Luftpartikel entfernt wurden. Praktisch bedeutet das, dass Staub, Pollen, sogar Gerüche weggereinigt werden. Sichtbar wird das bei Rauch: Er wird ins Gerät gezogen, ausgestoßen wird komplett klare Luft.

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Neben der Reinigungsfunktion dient der Luftreiniger auch als Abkühlung, zumindest bei warmen Wetter sorgt das Gerät für eine kühle Brise. Die Stärke des Luftstroms ist beeindruckend. Auf niedrigster Stufe spürt man in rund 20 Zentimetern einen seichten Hauch, auf höchster Stufe noch in drei Metern Entfernung eine deutliche Brise. Das Lüftergeräusch ist dabei auf niedrigster Stufe beinahe nicht hörbar, auf Maximum ist es zwar deutlich hörbar, aber bei weitem nicht unangenehm laut.

Sinnlos oder nicht?

Bleibt die Frage, ist es ein sinnloses Produkt? Wer nach einem Reiniger für einen ganzen Raum sucht, ist sicher mit anderen Geräten besser bedient. Und nur dafür, dass es einen kühlen, sauberen Luftstrahl ins Gesicht abgibt, ist der Pure Cool Me eine etwas sehr teure Variante. Sinnlos ist der Pure Cool Me aber dennoch nicht. Er lässt sich an Orten platzieren, an denen man viel Zeit verbringt, und sorgt dort für konstant frische und kühle Luft, ohne die Umgebung zu stören.

Durch den fokussierten Strahl werden am Arbeitsplatz keine Papiere herumgewirbelt, durch das leise Geräusch am Nachttisch keine Schlafenden aufgeweckt. Wer generell unter Staub leidet, für den wird der Pure Cool Me eine Erlösung sein. Oder aber auch bei Pollen- und anderen Allergien. Im Test mit betroffenen Personen schwörten diese nach einigen Nächten mit dem Luftreiniger neben dem Bett auf das Gerät – und der anfangs abschreckende Preis erschien dann auch in Ordnung. (rfi)