Österreich

Echse "Ferdl" überlebt halbes Jahr ohne Nahrung

Völlig alleine wartete die kleine Bartagame ohne Nahrung in einer kalten und dunklen Wohnung in Graz auf die Rückkehr ihres Herrl – vergeblich.

Heute Redaktion
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Seit August 2017 musste eine Bartagame (Pogona viticeps) namens "Ferdl" ein Martyrium durchleben. Sein Besitzer hatte ihn alleine in einer Wohnung im Grazer Bezirk Mariatrost zurückgelassen – ohne Futter, ohne Wasser, ohne Licht und ohne Wärme.

Der Grund: "Ferdls" Mensch befindet sich auf der Flucht vor der Polizei. Am Samstag (10. Februar) wurde das Tier schließlich von den Vermietern der Grazer Wohnung entdeckt. Die Echse befand sich in erbarmungswürdigen Zustand. Noch ist unklar, ob sie ihre monatelange Tortur unbeschadet überstanden hat und wieder völlig gesund wird.

Echse chillt schon am Heizkörper

"Ferdl" befindet sich nun in der liebevollen Pflege von Reptilien-Experte Werner Stangl. Dieser ist zuversichtlich, dass er den kleinen Bartagamen wieder aufpäppeln kann. "Er ist bereits guter Dinge und frisst schon Tomaten und chillt am Heizkörper", so der Obmann des Steirischen Reptilien- und Amphibienvereins auf "heute.at"-Anfrage: "Momentan schaut es gut aus, das Tier frisst selbständig Obst und auch schon wenige Insekten, kann diese aufgrund der Entkräftung aber noch nicht selbständig jagen".

Doch wie konnte das Schuppenkriechtier so lange in völliger Isolation überleben? Selbst der Reptilienexperte kann darüber nur mutmaßen: Die Echse könnte sich von den typischen Hausbewohnern wie Spinnen und Asseln ernährt und das Kondenswasser von den Fensterscheiben geleckt haben. "In der freien Wildbahn können diese Tiere über längere Zeit ohne Nahrung und Wasser auskommen".

"Chancen stehen gut"

Dazu kommt, dass die Heizung abgedreht war. Dieser Umstand könnte, so grausam er auf den ersten Blick anmutet, "Ferdl" möglicherweise sogar das Leben gerettet haben: "Dadurch konnte das Tier den Stoffwechsel herunterfahren und deshalb diese sehr lange Zeit relativ unbeschadet überstehen", weiß Stangl. Seitens des Steirischen Reptilienvereins wurde nun ebenfalls Anzeige gegen den untergetauchten und bereits polizeilich gesuchten Tierbesitzer gestellt.

Ob "Ferdl" wieder gesund wird, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen und hängt davon ab, ob seine Nieren nicht zu stark gelitten haben und sein Stoffwechsel wieder in Gang kommt, erklärt Stangl weiter. "Die Chancen dafür stehen aber sehr gut, sodass ich insgesamt eine positive Prognose abgeben kann." (rcp)