Niederösterreich

Ehepaar nahm sterbendem St. Pöltner (78) Vermögen ab

Erbschleicher oder Samariter? Ein Ehepaar hatte einen todkranken 78-Jährigen betreut und dabei große Teile seines Vermögens abgestaubt.

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Ehemann (48) und Frau (50)
Ehemann (48) und Frau (50)
privat

Ein Bäcker (48) aus Österreich und seine in Sarajewo geborene Ehefrau (auch österreichische Staatsbürgerin) mussten gestern wegen schweren Betruges und Untreue in St. Pölten vor Gericht.

265.000 € von Konto

Über den Sohn, der auf einer Bank arbeitete, hatte das mit 400.000 Euro verschuldete Ehepaar (Anm.: für Hauskauf) einen gut betuchten, kranken St. Pöltner kennengelernt. Der 78-Jährige brauchte dringend Hilfe im Haushalt, verstand sich mit der leiblichen Tochter aber nicht blendend. Also arbeitete die 50-Jährige fortan im Haushalt, der 48-Jährige im Garten des 78-Jährigen - mehr dazu lesen Sie hier.

Von Mai bis Juli 2019 musste der Rentner immer wieder auf die Intensivstation, kam wieder heim und musste erneut ins Krankenhaus, ehe er im November 2019 starb. Während des Spitalsaufenthaltes behoben die zeichnungsberechtigte, 50-jährige Pensionistin und ihr Ehemann mehrmals Geld vom Konto des 78-Jährigen. Zuerst kleinere Summen, dann 220.000 Euro auf einmal - in Summe: 265.000 Euro.

Das Paar soll laut Anklage sogar zu einem Notar gegangen sein, um auch die anderen Vermögenswerte (Haus, Depot; Gesamt: rund 800.000 €) zu erben, doch der Notar blockte ab. Also ließ das Paar laut Anklage am selben Tag ein handschriftliches Testament in Anwesenheit von Bekannten aufsetzen. Aufgeflogen ist die Causa übrigens erst im Zuge des Verlassenschaftsverfahren. Denn: Im Mai 2019 war bereits im Zuge eines Erwachsenenvertreterverfahrens ein Gutachten erstellt worden.

"Wir sind nicht solche Menschen"

Vor Gericht meinte der 48-Jährige: „Ja das Geld habe ich auf der Bank behoben, aber nur, um ihm eine bessere Behandlung im Krankenhaus zu ermöglichen. Ich hätte das bar bezahlt." Wo das Geld jetzt sei, fragte der Richter? „Der 78-Jährige hat das Geld dann zu Hause vermutlich aufgeteilt und in vier, fünf Matratzen versteckt und diese wurden nach dem Tod des inkontinenten 78-Jährigen leider entsorgt“, so der Angeklagte. „Wir taten alles aus Liebe. Wir sind nicht solche Menschen, die so etwas machen“, so seine Frau beim Prozess.

Nun Gutachten

Der Richter in Richtung der beiden Angeklagten: "Sie schwimmen mit ihrer Verantwortung gewaltig." Schließlich bekannte sich das Paar schuldig, ohne ein Geständnis abzulegen. Der Richter dazu: "Nur zu sagen, ich bin schuldig, ohne jegliche Details und Geständnis, ist wertlos."

Für ein Gutachten (Anm.: Es soll ermittelt werden, inwieweit der Demenz-Zustand des Opfers für Außenstehende ersichtlich war) und zwei weitere Zeugen wurde vertagt. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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