Niederösterreich
Ehrenmord mit Ansage: Pizzachef tötet "Bruder" aus Hass
Am Dienstag muss Gökhan Y. in Wr. Neustadt vor Gericht. Er hatte im Jänner seinen Geschäftspartner, Freund und "Bruder" eiskalt mit Ansage getötet.
Für eine Bluttat, die in dieser Ausführung und Umsetzung, viele andere Morde in den Schatten stellt, muss sich Gökhan Y. (31) am Dienstag am Landesgericht Wr. Neustadt vor einem Schwurgericht verantworten.
Gewalt an Ehefrau
Der Türke hatte 2008 geheiratet, zog mit seiner Frau 2009 nach Österreich, zeugte zwei Kinder (9, 10). Auf den ersten Blick ist der Angeklagte laut Strafregisterauskunft unbescholten. Jedoch hatte ihn seine Gattin 2011 schon mal wegen Gewalt in der Ehe angezeigt, er hatte seine Gattin an der Kehle gepackt und mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Daraufhin reichte sie die Scheidungsklage ein, welche sie wenige Tage später wieder zurückzog. Weiters hatte der Türke Prozesse wegen gefährlicher Drohung und verbotener Waffen - doch diese bedingten Freiheitsstrafen sind getilgt bzw. wurden diversionell erledigt.
Bei Billa Opfer kennengelernt
Bei seiner Tätigkeit in einem Supermarkt im Jahr 2009 lernte Gökhan Y. das spätere Opfer Hasan Ö. (33) kennen. Die beiden Männer aus der Türkei hatten viele Gemeinsamkeiten, entwickelten eine enge Freundschaft, auch die Ehefrauen und Kinder der beiden Väter aus Mattersburg (Bgld.) trafen einander regelmäßig.
Pizzeria und Kebabstand
Im Februar 2018 eröffneten die zwei Türken eine Pizzeria in Pitten (Neunkirchen) - formell als Einzelunternehmen, tatsächlich wurde das Lokal jedoch laut Anklage von Gökhan Y. und Hasan Ö. geführt. Wenige Wochen später stieg noch ein dritter Geschäftspartner mit einer Einlage von 10.000 Euro ein. Im März eröffnete Gökhan Y. zudem ein Kebablokal in der Kollonitschgasse in Wr. Neustadt. Gökhan Y. kümmerte sich fortan ums Kebablokal und Hasan Ö. um die Pizzeria.
Das Kebablokal lief jedoch schlecht, im Dezember 2019 stellte Gökhan Y. den Betrieb ein und war ab Anfang Jänner 2020 wieder in der Pizzeria in Pitten. Doch immer wieder kam es zwischen den zwei "Brüdern" zu Ungereimheiten. Beide spielten mit dem Gedanken die Geschäftsbeziehung zu beenden. Vor allem Gökhan Y. fühlte sich hintergangen und betrogen.
Killer suchte Affären
Auch in der Ehe bekam der Angeklagte Probleme, suchte immer wieder außereheliche Abenteuer. So versuchte der 31-Jährige eine Putzfrau in der Pizzeria zu küssen, diese blockte aber kühl ab. Denn sie fand den 31-Jährigen viel zu ernst und dass er viel zu oft den Chef raushängen ließe und flirtete lieber mit dem witzig-charmanten Hasan Ö. Im Jänner 2020 lernte Gökhan Y. eine in Wien lebende Türkin kennen, traf diese immer wieder. Doch selbst bei ihr kam er immer wieder auf Hasan Ö. zu sprechen, steigerte sich zunehmend in das Thema Hasan hinein.
Hass auf Opfer wuchs
Am 20. Jänner fuhr der Türke erst in der Früh weg aus Wien, kehrte gegen 6.30 Uhr heim nach Mattersburg, seine Frau konfrontierte ihn mit der Frage: "Ist es wahr, dass du dich scheiden lassen und mir das Haus wegnehmen willst? Ich habe das von Hasans Frau gehört." Trotz der Affäre in Wien hatte Gökhan Y. panische Angst, dass die Ehe scheitern könnte.
Um 9 Uhr chauffierte Göhkan Y. den dritten Geschäftsmann zum Flughafen Wien-Schwechat. Dieser wollte Heimaturlaub machen. Auf der Fahrt zum Airport wurde wieder Hasan Thema. Der 31-Jährige entwickelte immer mehr Zorn, setzte seinen Geschäftspartner noch am Flughafen ab. Dann fuhr er von Schwechat retour nach Pitten und fasste laut Anklage den Entschluss Hasan Ö. zu töten und seine vermeintlich verlorene Ehre wieder herzustellen..
Ankündigung von Mord
Auf der Fahrt nach Pitten erstellte der Angeklagte eine Audiodatei und kündigte bereits um 10.52 Uhr den Mord an Hasan Ö. an: "Mein Name ist Gökhan Y. Ich habe den Entschluss gefasst, meinen Teilhaber zu töten. Er hat mich in diese Lage gebracht. Er hat mich dazu gezwungen.... Ich habe mein Brot geteilt. Dieses Hurenkind Hasan...... Ich werde auch wie ein Löwe drinnen (Anm.: im Gefängnis) sitzen. Mit erhobenem Haupt ....Hasan, Allah möge Unheil über dich bringen...hoffentlich wirst Du kein Grab haben."
Fotos von Leiche verschickt
Zwei Minuten vor 11 Uhr betrat der 31-Jährige die Pizzeria. Hasan Ö. war völlig ahnungslos, der Angeklagte hängte seine Jacke auf, ging in die Küche und holte ein Küchenmesser (Klingenlänge 20 Zentimeter, 35 Zentimeter Gesamtlänge). Mit diesem Messer hatte Hasan Ö. übrigens erst vor wenigen Minuten noch Pizzazutaten geschnitten. Gökhan Y. drängte den schmächtigen 33-Jährigen zur Tiefkühltrühe und stach immer und immer wieder auf das Opfer ein. Durch die Wucht des Angriffes wurden mehrere Rippen und das Brustbein durchstochen. Der dreifache Vater hatte keine Chance, erlitt 13 Stichverletzungen und war auf der Stelle tot.
Dann machte der Killer laut Anklage noch Fotos von der Leiche, um die Öffentlichkeit von seinem Akt der Selbstjustiz und seinem Ehrenmord in Kenntnis zu setzen. Das Leichenfoto stellte er in seinen WhatApp-Status, sodass jeder im Telefonverzeichnis eingespeicherte Kontakt das grauenhafte Bild sehen konnte.
Frau von Opfer erhielt Schockbild
Auch die Ehefrau des Opfers erfuhr so kurz nach der Bluttat vom Tod ihres Gatten. An seine Türken-Freundin in Wien übermittelte er zudem die Audiodatei - mehr dazu hier. Dann verließ er die Pizzeria, zündete sich eine Zigarette an und forderte von einem völlig geschockten Mitarbeiter ein Glas Wasser. Einem weiteren Mitarbeiter, ebenfalls Zeuge, gab Gökhan Y. dann die Anweisung, die Polizei zu rufen. Dieser rief, in der Hoffnung Hasan Ö. könne noch leben, indes die Rettung. Wenig später waren Notarzt und Polizei am Tatort - der Killer ließ sich widerstandslos festnehmen.
"Ist dieser Hurensohn wirklich tot?"
In der Einvernahme bei der Polizei fragte der 31-Jährige mehrmals "ob der Hurensohn auch wirklich tot ist". Laut Gutachter war der 31-Jährige zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig, nahezu nüchtern und drogenfrei.
Lebenslang droht
Die äußerst schwierige Aufgabe der Verteidigung am Dienstag hat Nikolaus Rast. Der renommierte Anwalt: "Mein Mandant war von Anfang an umfassend geständig." Dem Angeklagten droht am Dienstag eine lebenslange Haftstrafe. Richter Hans Barwitzius wird den Vorsitz des Schwurgerichtes einnehmen.