Ukraine

Eigener Militär-Chef blamiert Putin bis auf die Knochen

Der Ex-Anführer der Separatisten im Donbass übt scharfe Kritik an der bisherigen Taktik des Kremls und stellt nun Wladimir Putin öffentlich bloß.

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Wladimir Putin als "Napoleon", der den Ukraine-Krieg zu verlieren drohe – Ex-Separatistenführer Igor Girkin übt Kritik.
Wladimir Putin als "Napoleon", der den Ukraine-Krieg zu verlieren drohe – Ex-Separatistenführer Igor Girkin übt Kritik.
REUTERS

Trotz der Eroberung der Stadt Lyssytschansk hat der frühere Anführer der prorussischen Separatisten im Donbass, Igor Girkin, die russische Kriegsführung als zu zögerlich kritisiert und vor einer Niederlage gewarnt. Auf seinem Telegram-Kanal zog der einstige Milizenchef am Dienstag eine für Präsident Wladimir Putin wenig schmeichelhafte Parallele zu Napoleon.

"Kreml wartet auf Waffenstillstand"

Statt energisch zu handeln, warte man im Kreml vergeblich auf ein Waffenstillstandsangebot, schrieb Girkin, der auch unter dem Pseudonym Strelkow bekannt ist. "Genau wie Napoleon 1812 (übrigens auch im Kreml), der – statt der Lage nach angemessen zu handeln – hoffnungslos und trübselig auf Unterhändler aus St. Petersburg wartete."

Der französische Kaiser hatte nach der Eroberung Moskaus auf Russlands Kapitulation gehofft, musste aber, als diese ausblieb und Moskau in Flammen aufging, im Winter den Rückzug antreten, auf dem das französische Heer vernichtend geschlagen wurde.

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    Immer wieder gibt es Gerüchte über schwere Erkrankungen von Wladimir Putin. Nun heißt es, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleiben würde.
    Immer wieder gibt es Gerüchte über schwere Erkrankungen von Wladimir Putin. Nun heißt es, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleiben würde.
    via REUTERS

    Girkin ist ein russischer Ex-Geheimdienstler, der 2014 sowohl bei der von Moskau betriebenen Annexion der Krim als auch später bei den separatistischen Abspaltungsversuchen im ukrainischen Donbass-Gebiet eine zentrale Rolle spielte. Als "Verteidigungsminister" leitete er zeitweise den militärischen Aufstand gegen Kiew im Osten der Ukraine. Der 51-Jährige gilt als Hardliner und Sprachrohr der einflussreichen Nationalisten in Russland. Er hat seit Jahren einen Krieg gegen die Ukraine gefordert.

    Mobilmachung gefordert

    Die im Februar von Moskau begonnene "militärische Spezial-Operation" kritisierte Girkin wiederholt als unzureichend und fordert eine Mobilmachung im Land. Er warnt vor einer militärischen Niederlage Moskaus und verlangt die Umstellung auf eine Kriegswirtschaft. Anders sei der Krieg nicht zu gewinnen, meint er. Nach der Einnahme von Lyssytschansk sei das "Offensivpotenzial" der dort kämpfenden Einheiten erschöpft. Ohne frische Reserven und Nachschub an Waffen seien keine nennenswerten Gebietsgewinne mehr zu erwarten, prognostizierte er.