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Eigener Offizier belastet Costa-Unglückskapitän

Heute Redaktion
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Costa-Concordia-Kapitän Francesco Schettino hat weder die Hafenbehörde noch die Reederei von seinem Entschluss informiert, von der Route abzuweichen und nahe an der Insel Giglio vorbeizufahren. Dass sagte Offizier Giovanni Iaccarino, der sich mit Schettino auf der Kommandobrücke befand, am Montag als Zeuge im Prozess gegen Kapitän des Kreuzfahrtschiffs in der toskanischen Stadt Grosseto aus.

in der toskanischen Stadt Grosseto aus.

Schettino muss sich unter anderem wegen fahrlässiger Tötung von 32 Menschen, fahrlässiger Körperverletzung sowie Verlassen des Schiffs verantworten. Der heute 52-Jährige wollte ein als "Verneigung" bezeichnetes Manöver durchführen, um die Bewohner der Insel zu grüßen. Damit wollte Schettino einen mit ihm befreundeten Mitarbeiter einen Gefallen erweisen, da dessen Angehörige auf Giglio lebten.

Wegen der "Verneigung" näherte sich das Schiff der Insel auf eine halbe Seemeile, lief auf einen Felsen auf und schlug leck. Vorgesehen war eine Distanz von fünf Seemeilen. Schon eine Woche vor dem Unglück im Jänner 2012 hätte Schettino die "Verneigung" durchführen wollen. Wegen der schlechten Wetterbedingungen hatte er jedoch darauf verzichtet, berichtete der Offizier, der als erster von 1.040 Zeugen aussagte, die zur Hauptverhandlung geladen werden.

Rückendeckung bei Rettung

Rückendeckung von seinem Offizier bekam Schettino jedoch bei dem Vorwurf, Schettino hätte die Passagiere des Schiffes sich selbst überlassen. "Ich habe Schettino gesehen, als er mit anderen Offizieren die Passagiere beim Verlassen des Schiffes half“, berichtete Iaccarino. Nachdem er die ersten 150 Passagiere mit einer Schaluppe auf die Insel gebracht habe, sei er zum Schiff zurückgekehrt, so Iaccarino. Schettino sei auf einer Brücke gestanden und habe den Passagieren bei der Evakuierung geholfen.

Iaccarino erzählte auch über die Angst an Bord des Schiffes, nachdem es gegen die Felsen vor der Insel Giglio geprallt war. "Nach zehn Minuten hatte ich den klaren Eindruck, dass das Schiff verloren war. Wir wussten, dass wir in wenigen Minuten sinken würden", betonte der Offizier. Er berichtete auch über die Tatsache, dass von der Kommandobrücke keine Befehle kamen. "Die Situation war klar, das Schiff war verloren, das habe ich der Kommandobrücke öfters wiederholt, doch es kamen keine Anweisungen", erklärte der Offizier.