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Ein BMW voller Nackter mit finsteren Absichten

In einem kanadischen Kaff landet ein BMW in einem Graben. Verletzt wird niemand. Und doch ist das alles andere als ein harmloser Unfall.

Heute Redaktion
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Nisku in der kanadischen Provinz Alberta ist ein Kaff. Die letzte Volkszählung stammt aus dem Jahr 2005: Demnach lebten hier etwas über 30 Menschen.

Am Montagmorgen kam es hier zu einem bizarren Vorfall: Wie die kanadische Polizei bestätigte, war die Polizei wegen eines Unfalls zwischen einem neuen BMW und einem Kleinlaster gerufen worden.

Ein Mann, eine Frau, ihr Baby und fünf Nackte

Es wurde schnell klar, dass etwas Außergewöhnliches geschehen war: Im Laster saßen nebst dem Fahrer eine verstörte Frau mit ihrem sechs Wochen alten Baby sowie ein älterer Mann. Im anderen Wagen – fünf nackte Personen.

Bei Minus acht Grad Celsius wurden diese im Adamskostüm und in Handschellen abgeführt. "Mittlerweile wurde Anklage gegen drei Erwachsene erhoben", sagte die Medienbeauftragte der Royal Canadian Mounted Police, Laurel Scott. Zwei Minderjährige, offenbar zwei Teenagermädchen, seien wieder auf freiem Fuß. Scott geht davon aus, dass sich alle Beteiligten, also Opfer und Täter, untereinander kannten.

"Ein vertrackter Fall"

Die drei Angeklagten – ein 27-jähriger Mann sowie zwei Frauen im Alter von 30 und 35 Jahren – sollten noch am Donnerstag vor Gericht in der Kleinstadt Leduc erscheinen. Ihnen wird Entführung und Widerstand gegen die Polizei vorgeworfen.

Der ganze Fall sei etwas vertrackt, so Sprecherin Scott weiter. Folgendes steht bislang fest: Gegen 9.30 Uhr waren die fünf Personen im Haus der drei Opfer aufgetaucht. Ob sie zu diesem Zeitpunkt bereits nackt waren oder sich erst später auszogen, ist unklar.

Flucht aus fahrendem Auto

Sie zwangen den Mann, die Frau und ihr Baby gegen ihren Willen in den weißen BMW. Der Mann, möglicherweise der Vater der Frau und Großvater des Kindes, wurde in den Kofferraum gesperrt.

Noch während der Fahrt konnte er entkommen, wenig später gelang auch der Frau mit dem Baby die Flucht. In diesem Moment kam der Kleinlaster angefahren. Der von der Polizei lediglich als "guter Samariter" bezeichnete Fahrer hielt an, nahm alle drei auf und verständigte die Polizei.

Da brauste der BMW heran. Er rammte den Truck von hinten, geriet außer Kontrolle und landete in einem Straßengraben. Bevor Schlimmeres passieren konnte, rückte auch schon die Polizei an.

"Erst dachte ich, sie trügen alle sehr helle Kleidung"

Dustin Horutko war kurz nach 10 Uhr auf dem Weg zur Arbeit und beobachtete, was dann geschah: "Überall waren Polizisten", sagte er zur kanadischen "Globalnews". "Sie umstellten den Wagen im Graben. Als sie die Türen des Wagens aufrissen, flogen ihnen die Insassen regelrecht entgegen. Erst dachte ich, sie trügen alle sehr helle Kleidung. Dann begriff ich, dass sie nackt waren."

Die fünf Insassen hätten ziemlichen Widerstand geleistet. "Die Polizisten warfen sie zu Boden, drückten ihnen die Knie in den Rücken und führten sie schließlich in die Streifenwagen ab, nackt und in Handschellen." Horutko schoss ein Foto. "Ohne das hätte mir wohl niemand geglaubt."

"Ein ziemlich wilder Kampf"

Auch Derek Scott, Manager der Sanitärfirma LPH Industrial, war vor Ort. Sein Angestellter habe ihn kontaktiert: Er sei mit einem der Firmenwagen in einen merkwürdigen Unfall verwickelt worden, als er drei Personen, die keine Schuhe getragen hätten, auf der Township Road aufgegriffen habe.

Scott kam gerade an, als die Polizei die Nackten abführte: "Der Typ und die Frauen wurden splitterfasernackt von all den Polizisten abgeführt, ein regelrechter 'walk of shame'!". "Die letzte Frau im Wagen leistete riesigen Widerstand – es brauchte fünf Beamte, um sie rauszuholen. Es war ein ziemlich wilder Kampf."

"Sicher froh, nicht mehr im Wagen voller Nackter zu sein"

Die drei Entführungsopfer sind alle wohlauf. "Sie beobachteten die Verhaftungen aus dem Innern des Trucks. Sie sagten nicht viel. Sie waren sicher froh, nicht mehr in dem Wagen voller Nackter sein zu müssen", so Augenzeuge Scott.

Die Polizei geht davon aus, dass Drogen und Alkohol Faktoren in diesem bizarren Fall gewesen sein könnten.