Wien

Wiener Wirt filmte Kellner – 74 % fürchten Überwachung

Die Ergebnisse einer Studie im Auftrag der AK Wien sind alarmierend: Drei Viertel der Beschäftigten rechnet mit mehr Überwachung am Arbeitsplatz.

Yvonne Mresch
Der Überwachungsfall in einem Wiener Nobellokal sorgte im Vorjahr für Aufsehen. Eine Studie im Auftrag der Arbeiterkammer zeigt: Die Digitalisierung bringt für Arbeitnehmer nicht nur Vorteile.
Der Überwachungsfall in einem Wiener Nobellokal sorgte im Vorjahr für Aufsehen. Eine Studie im Auftrag der Arbeiterkammer zeigt: Die Digitalisierung bringt für Arbeitnehmer nicht nur Vorteile.
ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

Im Vorjahr sorgte ein Fall von Überwachung am Arbeitsplatz für Schlagzeilen. In einem Wiener Nobellokal wurde ein Mitarbeiter von seinem Chef gescannt. Er reichte mithilfe der Arbeiterkammer Beschwerde ein und bekam weitgehend Recht.

Schlagzeilen wie "Computer übernehmen in einigen Jahren ein Drittel der Jobs" oder "Roboter gefährden Millionen Arbeitsplätze in Europa" veranlassten die Arbeiterkammer Wien, eine Studie zum Thema Digitalisierung beim Institut für empirische Sozialforschung in Auftrag zu geben. Im Oktober und November 2022 wurden mehr als tausend Personen zwischen 18 und 60 Jahren in ganz Österreich befragt. Nun liegen die Ergebnisse vor.

Elf Prozent sehen Nachteile in Digitalisierung

Diese zeigen: Die Angst vor Arbeitsplatzverlusten durch die Digitalisierung ist anderen Ängsten gewichen: Vor allem die lückenlose Überwachung durch die Arbeitgeber, die Gefahr der Vereinsamung vor den Bildschirmen und der Druck, mithalten zu müssen, machen vielen Beschäftigten Sorgen.

Von den rund vier Millionen AK-Mitgliedern sehen sich mehr als zwei Drittel gut darin, digitale Systeme zu nutzen. Dabei gilt: je jünger, je höher die Schulbildung, je höher das Einkommen, desto mehr sind diese digitalen Skills vorhanden. Knapp 60 Prozent sagen, die Digitalisierung bringe in ihrer Arbeit mehr Vor- als Nachteile. Elf Prozent sieht allerdings Nachteile. Bei Menschen ohne Matura sind es 15 Prozent.

Mehr als ein Drittel wird bereits überwacht

74 Prozent fürchten durch die fortschreitende Digitalisierung mehr Überwachung. Doch da Arbeitnehmer auf das Geld angewiesen seien, würden sie auch Arbeit unter menschenunwürdigen Bedingungen annehmen, kritisiert die AK. Und mehr als ein Drittel (36 Prozent) sagen, dass bei ihrer Arbeitsstelle Arbeitsleistungen durch digitale Techniken bereits gemessen oder überwacht werden.

34 Prozent der Befragten findet außerdem, dass durch die Digitalisierung das Arbeitsleben immer komplizierter wird. Ein Thema ist auch die Mitbestimmung: In fast vier von zehn Fällen werden die Arbeitnehmer "wenig bis gar nicht" eingebunden, wenn neue Arbeitsmittel eingeführt werden. Fast jeder Fünfte teilt die Angst, von den Vorteilen der Digitalisierung ausgeschlossen zu sein. Und: Mehr als ein Drittel (36 Prozent) denkt, dass moderne digitale Kommunikationsmittel dazu führen, dass die Beziehungen zwischen den Menschen verschlechtert werden.

"Gerecht gestaltete Digitalisierung ist möglich"

"Die Ergebnisse der Umfrage zeigen uns als Arbeiterkammer, wo besonderer Handlungsbedarf besteht", sagt AK-Direktorin Silvia Hruška-Frank. "Vor allem die Themenbereiche Überwachung am Arbeitsplatz, Mitbestimmung, Bildung und die Digitalisierung als Chance für alle sind in diesem Zusammenhang wichtig, damit alle Arbeitnehmer etwas vom technischen Fortschritt haben." Seit fünf Jahren setzt die AK einen Schwerpunkt auf Digitalisierung. Rund 500 Projekte wurden österreichweit bisher durch diese Digitalisierungsoffensive gefördert. "Die Projektergebnisse zeigen, was geschehen muss, damit Arbeitnehmer im Zuge der Digitalisierung nicht gläsern oder abgehängt werden. Eine gerecht gestaltete Digitalisierung ist möglich."

AK fordert Verbesserungen

Die Arbeiterkammer fordert unter anderem eine Beschränkung der Überwachung am Arbeitsplatz. Die Verwendung von Kontrollmechanismen müsse "verhältnismäßig", Arbeitnehmer und der Betriebsrat informiert sein. Zudem brauche es begleitende Aus- und Weiterbildungen für Arbeitnehmer, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Betriebsräte bräuchten ein entsprechendes Zeitbudget und besonderes IT-Fachwissen.

Auch sei der Rechtsschutz zu verbessern und Arbeitgeber dürften keine Vorteile aus dem Einsatz rechtswidriger Kontrollmaßnahmen ziehen. Zwischen Arbeit und Freizeit müsse eine Grenze gezogen werden und Arbeitnehmer sollten einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf Weiterbildung bekommen. Zentral sei auch die kritische Auseinandersetzung mit digitalen Räumen wie Hass im Netz oder Fakenews für die Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen. Schulen bräuchten eine gute digitale Ausstattung. 

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