Politik

Ein nationaler Schulterschluss muss her

Heute Redaktion
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Hinter der berühmten Tapetentür in der Wiener Hofburg wurde in den letzten Tagen viel besprochen.
Hinter der berühmten Tapetentür in der Wiener Hofburg wurde in den letzten Tagen viel besprochen.
Bild: Denise Auer

"Heute"-Chefredakteur Christian Nusser hat einen Wunsch an die Politiker im Land: "Sucht nicht nach Schuldigen, sondern klebt zusammen, was ihr in Scherben gelegt habt."

Bisher war es ja so: Es gab einen Skandal, und wenn er groß genug war, dann wurde der Stoff danach verfilmt. Bei "Going to Ibiza" wurde der Film gleich zu den Enthüllungen mitgeliefert, fertig geschnitten von pfiffigen deutschen Kollegen. Man hatte sogar daran gedacht, den Komparsen die richtigen Klamotten anzulegen. Ruderleiberl-Strache und Glock-Gudenus wirkten authentisch in ihren Rollen, Netflix hätte es nicht besser gekonnt.

Und so sitzen viele seit Freitag vergangener Woche vor den TV-Bildschirmen, PC-Monitoren, Handyscreens, lesen Zeitung. Und was wir dort mitverfolgen können, wirkt auf uns so durchgeknallt, dass wir sicher sind: Mit einem solchen Drehbuch hätten wir es nicht in die Filmakademie geschafft. Nicht einmal auf Ibiza.

"Ich weiß, dass ihr nicht alle böse aufeinander seid. Und?"

Irgendwann muss es dann aber auch wieder gut sein. Also: Liebe SPÖ, ich weiß, ihr seid noch auf kaltem Entzug von der Macht und (vielleicht sogar zu Recht) zornig, weil der Kanzler nicht mit euch redet und wenn, dann von oben herab.

Liebe FPÖ, ich weiß, ihr findet Auslandsreisen jetzt nicht mehr so geil wie 2017 und außerdem glaubt ihr (vielleicht sogar zu Recht), dass der Kanzler die erste Chance genutzt hat, euch die Tapetentür zu weisen.

Liebe ÖVP, ich weiß, ihr habt den Strache und den Kickl nie so gern gehabt wie ihr ihnen schöne Augen gemacht habt. Aber vielleicht hat der Innenminister die Bierkapsel gar nicht so weit neben das Ziel geschossen, als er euch "machtbesoffen" genannt hat. Wer einen Herrenspitz hat, merkt das oft als Letzter.

Scheiden tut weh. Aus der Macht, aus dem Amt, aus dem Ansehen. Aber ihr müsst eines kapieren: Es geht hier nicht um euch, sondern um uns. Um unser Land, das wir recht gern mögen.

"Ich will, dass ihr einen Pakt für Österreich schließt"

Und deshalb: Ich will, dass ihr euch zack, zack, zack zusammensetzt, zwei Parteien, drei, vier, von mir aus alle, und einen Pakt für Österreich schließt. Nicht in ein paar Wochen, jetzt. Sucht nicht nach Schuldigen (dann werdet ihr nie fertig), sondern klebt zusammen, was ihr in Scherben gelegt habt.

Ich will, dass dieses Land die nächsten Monate bis zur Wahl sinnstiftend regiert wird. Dann könnt ihr ja meinetwegen weiterstreiten. Bis zum nächsten Netflix-Video eventuell.

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