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Ein Straßenfloh wie aus der Zeitmaschine gefallen

Die Besucher der Tokyo Motor Show 1989 waren verzückt, als Nissan den Figaro vorstellte, denn er traf mitten ins Herz der Design-verliebten Japaner.

Heute Redaktion
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Der Nissan Figaro sorgte bei seiner Präsentation für einiges Aufsehen. Er sah aus, als wäre er mit einer Zeitmaschine aus den Fünfzigerjahren in die japanische Metropole katapultiert worden und war der Star der Tokyo Motor Show 1989.

Inspiration aus Deutschland?

Nach rund einem Jahr wurde aus dem Konzeptfahrzeug ein Retro-Kleinwagen, der tatsächlich zu kaufen war. Der Ansturm war so groß, dass Nissan gezwungen war, die geplanten 20.000 Exemplare unter den Käufern zu verlosen.

Der Entwurf von Naoki Sakai und Shoji Takahashi erinnerte stark an den deutschen Kleinwagen Gutbrod Superior aus den Fünfzigerjahren. Im Gegensatz zum mutmaßlichen Vorbild bot der Figaro einiges an Luxus. So gab es Sitze und Verkleidungen aus Leder und die Fenster und die Außenspiegel waren elektrisch einstellbar.

Mit Micra-Technik von Japan zu uns

Wer offen fahren wollte, konnte das Verdeck nach hinten schieben und es unter einem Blechdeckel versorgen. Durch diese Konstruktion blieb jedoch nur ein winziger Kofferraum, aber dafür konnten auch die Rücksitze für Gepäck genutzt werden.

Ursprünglich war der Figaro nur für den japanischen Markt bestimmt, aber einige Fahrzeuge fanden dennoch den Weg nach Europa oder in die USA. In Großbritannien gab es einen Spezialisten, der den kleinen Retro-Floh für Kunden auf dem Kontinent auf Linkslenkung umbauten.

Nur knapp größer als der Micra

Für den bescheidenen, aber ausreichenden Vortrieb sorgte ein Vierzylindermotor mit 998 ccm aus dem Micra, der über einen Abgasturbolader mit Ladeluftkühlung verfügte. Bei 4400 U/min wurden 106 Newtonmeter auf die Kurbelwelle abgegeben. Die Leistung lag bei 76 PS. Die Sortierung der Gänge übernahm ein Automatikgetriebe.

Mit einer Länge von 374 cm war der kleine Straßenfloh nur wenige Zentimeter größer als der Nissan Micra, von dem die Technik stammte. Das Fahrwerk und die Bremsen wurden unverändert übernommen.

Wie fährt sich so ein Figaro heute?

Trotz des Automatikgetriebes ist der kleine Japaner recht flott unterwegs, was sicher nicht zuletzt am Turboschub liegt, aber ein Sportwagen ist er nicht. Er ist eher ein Gute-Laune-Auto das auffällt und jedem ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Das manuelle Dach lässt sich einfach öffnen, und mit der Sonne im Auto wird die Reise zwar nicht schneller, aber fröhlicher.

Im Innenraum gefallen die liebevoll gestalteten Armaturen, Schalter und Kontrollleuchten, und Platz für zwei ist auch genügend vorhanden. Das Gepäck wird der Figaro-Fahrer öfter auf den Rücksitz werfen, als im Kofferräumchen verstauen.

Gesuchtes Sammlerstück

Beim Parken kann es durchaus sein, dass man einen kleinen Menschenauflauf verursacht und Fragen zu Marke, Typ und Baujahr beantworten muss. Der perfekte Kleinwagen für Individualisten, die das Außergewöhnliche suchen.

Unser porträtierter Nissan Figaro wird im Jahr 2021 schon zum Oldtimer. Wer sich ein solches Exemplar sichern will, sollte sich beeilen. Linkslenker kommen fast nie auf den Markt, es wurden vermutlich weniger als ein Dutzend (um-)gebaut, und schon Rechtslenker erzielten auf Auktionen bereits fast 50.000 Euro.

Weitere Informationen, viele Bilder, Testberichte und technische Daten gibt es auf www.zwischengas.com.