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Eine Minute zu spät – toter Lokführer siegt vor Gericht

Er irrte sich im Gleis: Für den Zeitverlust zum richtigen Gleis strich eine japanische Frima einem Lokführer den Lohn. Zu unrecht, so ein Gericht.

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Ein Zug der West Japan Railway Company – das Unternehmen sanktionierte einen seiner Lokführer wegen einer Minute Verspätung. Symbolbild.
Ein Zug der West Japan Railway Company – das Unternehmen sanktionierte einen seiner Lokführer wegen einer Minute Verspätung. Symbolbild.
Naoya Azuma / AP / picturedesk.com

Ein Lokführer in Japan, dessen Arbeitgeber ihm wegen einer Minute Verspätung seinen Lohn gekürzt hatte, bekommt sein Geld zurück: Umgerechnet circa 32 Cent – er erlebt den Sieg vor Gericht aber nicht mehr. Das zuständige Bezirksgericht in der Präfektur Okayama verurteilte den angeklagten Bahnbetreiber West Japan Railway Company (JR West) am Dienstag dazu, dem Lokführer einschließlich entgangener Überstundenzahlung 40 Cent zu zahlen. Dies berichtete die Tageszeitung "Yomiuri Shimbun".

Gleis verwechselt

Der Lokführer hatte 2020 einen leeren Zug am Bahnhof Okayama in ein Depot fahren sollen, sich aber zunächst im Bahnsteig geirrt. Dadurch verzögerte sich die Abfahrt um eine Minute. Zur Bestrafung wurde ihm der Lohn um 43 Yen gekürzt. 

Dagegen zog der Lokführer vor Gericht. Tragisch: Denn Sieg vor Gericht erlebte der Mann nicht. Laut Medienberichten starb der Mann Anfang des Jahres.

Der Bahnbetreiber JR West hatte die Lohnkürzung mit seinem strengen Arbeitsprinzip gerechtfertigt: "keine Arbeit, kein Lohn". Der Lokführer habe während der Verwechslung nicht gearbeitet. Dagegen argumentierte die Klägerseite, die beanstandete, eine Minute Verspätung sei sehr wohl Arbeitszeit gewesen. Außerdem sei es durch das Versehen des Lokführers zu keinerlei Unterbrechung der Zugfahrpläne gekommen.

Lohn plus Schadenersatz gefordert

Der Lokführer hatte vor Gericht die ihm gekürzten 43 Yen plus 13 Yen an Überstundengeld eingefordert – außerdem 2,2 Millionen Yen (rund 16.000 Euro) Schadenersatz für die durch die Entscheidung seines Arbeitgebers verursachten psychischen Leiden.

Japans Bahnen sind Weltklasse. Zu Recht ist die asiatische Hightech-Nation stolz auf die Zuverlässigkeit ihrer obendrein sauberen Züge. Doch der bizarre Rechtsstreit warf nicht nur ein Schlaglicht auf die legendäre Pünktlichkeit japanischer Bahnen, sondern auch auf Japans nicht selten ausbeuterische Arbeitswelt.

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    Mike Wolf
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