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Eine überzeugende Rückkehr: Der Toyota Camry im Test

Nach 16 Jahren gibt es den Dauerbrenner von Toyota wieder bei uns zu haben. Die großzügige Limousine gefällt.

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    Der Camry ist wieder zurück<br>
    Der Camry ist wieder zurück
    Sabine Hertel

    2004 wurde der Toyota Camry in Westeuropa durch den Avensis ersetzt, der hierzulande nur eine Nebenrolle spielte. Jetzt ist der Camry wieder zurück, und er ist größer und stärker als der Avensis, der wiederum vom Markt genommen wurde. Im Rest der Welt ist der 1983 erstmals gebaute Camry schon seit Jahrzehnten ein Dauerbrenner – selbst in den USA, wo jedes Jahr weit über 300.000 Stück verkauft werden, gehört er zum Straßenbild.

    Für Europa wurde das Fahrwerk härter abgestimmt damit der Camry auch mit kurvigen Bergstraßen zurechtkommt und nicht nur mit vierspurigen Highways, die kilometerweit geradeaus gehen. Vielleicht haben sich die Ingenieure auch ein paar Tipps von den Kollegen bei Toyota Racing geholt, die mit dem Camry erfolgreich in der NASCAR-Serie unterwegs sind. Dort fährt man zwar eigentlich nur Linkskurven, aber wir können bestätigen dass der Camry auch hervorragend nach rechts fährt.

    Nur als Hybrid

    Bei uns gibt es den Camry nur in der Hybrid-Version bestehend aus einem 2,5 Liter großen Benziner und einem 4,2-kWh-Elektromotor, die zusammen auf 218 PS Systemleistung kommen. Es wird auch ausschließlich von einem CVT-Getriebe automatisch geschalten, das zum Glück nicht mehr so lästig laut hochdreht, wenn man beschleunigt.

    Bei der Ausstattung gibt es immerhin zwei Optionen: "Business" um 39.790 Euro und "Lounge" um 42.390 Euro. Die Unterschiede sind aber gering. In der "Lounge"-Version wird zum Beispiel das Lenkrad elektrisch statt manuell verstellt oder der Infotainment-Screen ist 8 statt 7 Zoll groß.

    Wir fuhren die "Business"-Ausführung in einer silbernen Metallic-Lackierung, die 600 Euro extra kostet. Nur weiß ist gratis, für alle anderen Farben will Toyota ein paar Euro mehr sehen. Ansonsten ist aber serienmäßig so ziemlich alles dabei, was man  braucht bzw. gerne hat: Rückfahrkamera mit Parksensoren, LED-Scheinwerfer, Sitzheizung vorne, adaptiver Tempomat, Navi, Verkehrszeichen- und Fernlicht-Assistent etc.

    Geräumig

    Man fühlt sich bereits nach kurzer Zeit im Camry wohl. Er ist bequem und geräumig: Bei einer Länge von 4,89 Meter und einem Radstand von 2,82 Meter gibt es hinten viel Beinfreiheit und in den Kofferraum passen 524 Liter. Das überarbeitete Fahrwerk ist gelungen und bietet die optimale Mischung aus Straffheit und Komfort. Die Beschleunigung ist beim Kickdown gut – was will man mehr.

    Das einzige, was es wirklich zu kritisieren gibt, ist der Spurhalteassistent. Der ist nämlich so gut wie sinnlos weil er fast nichts erkennt und schon mit geraden Autobahnstücken überfordert ist. Der aktuelle Camry stammt zwar aus dem Jahr 2017 aber selbst für damals ist das schwach. Und drei Jahre später hätte man das System ruhig mal updaten können.

    Taxi!

    Aber die Hauptzielgruppe, die Toyota für den Camry in Europa im Visier hat, braucht sowas ohnehin nicht: Taxifahrer fahren zumeist in der Stadt, und da fährt man (noch) selber. Die Limousine soll nämlich eine Alternative für jene sein, die den Prius zwar als wirtschaftlich sinnvoll ansehen, aber mehr als die spartanische und wenig ansprechende Innenausstattung wollen.

    Und vielleicht sieht man demnächst wirklich viele Taxi-Camrys: Komfort, großer Kofferraum, gute Beinfreiheit hinten – das passt alles. Und auch der Verbrauch ist schwer in Ordnung: Toyota verspricht 5,3 bis 5,5 Liter, wir waren im Test mit 5,8 Liter unterwegs, ohne dass wir uns groß bemüht hätten. Denn der Elektromotor springt oft und brav an, selbst bei Tempo 80, wenn man das Gleiten heraus hat. Somit bringt der Camry vieles mit, das ihm auch hierzulande Erfolg bescheren kann.