So nah kam man einem Klimt noch nie – im Wiener Burgtheater hat man derzeit die einzigartige Möglichkeit, mehrere Deckengemälde aus nächster Nähe zu bestaunen. Ein Baugerüst bringt die Besucher in zehn Meter Höhe und offenbart künstlerische Details, die normalerweise verborgen bleiben.
Ironischer könnte die Geschichte kaum sein: Ein unschöner Wasserschaden im Herbst des Vorjahres beschädigte mehrere historische Deckengemälde der linken Feststiege – darunter sogar das einzige Selbstporträt Gustav Klimts, das existiert. Ein Jahr lang wurde akribisch restauriert, gepinselt und poliert.
"Wir haben uns dafür entschieden, im Anschluss auch gleich die Gemälde auf der rechten Feststiege restaurieren zu lassen. Und wir dachten uns, das Baugerüst sinnvoll zu nutzen und Besuchern ganz besondere Einblicke in die Kunstwerke hier zu ermöglichen", erklärt Robert Beutler, kaufmännischer Geschäftsführer des Burgtheaters.
Bei den rund einstündigen Sonderführungen tauchen die Besucher tief in die Geschichte des Hauses ein. Denn die prunkvollen Deckengemälde stammen aus der Feder von Gustav Klimt, seinem Bruder Ernst und Franz Matsch, die 1886 den Auftrag erhielten, die Entstehung und Entwicklung des Theaters künstlerisch festzuhalten.
Auf der rechten Feststiege malte Gustav Klimt die tragische Szene "Der Tod von Romeo und Julia", das die Gruftszene aus Shakespeares Drama im Globe Theater zeigt – und versteckte darin sein einziges Selbstporträt.
Auf der linken Feststiege befindet sich derzeit noch das Baugerüst für die Restaurierungsarbeiten. In luftiger Höhe stehen die Besucher direkt vor dem größten erhaltenen Deckengemälde Klimts: dem "Theater in Taormina" – ein monumentales Werk von rund 30 Quadratmetern. Was sonst nur Restauratoren sehen, ist jetzt für jedermann sichtbar: detailreiche Pinselstriche, feine Strukturen und winzige Figuren.
Sonderführungen:
Was: Klimt-Rundgang mit Führung auf Baugerüst
Wann: Montag bis Freitag, 16 Uhr; Samstag und Sonntag: 10 Uhr
Personen: Obergrenze – 10 Teilnehmer
Tickets: Karten für die Führungen können im Voraus ab 10. des Vormonats im Webshop oder an den Theaterkassen der Bundestheater gebucht werden.
Infos: www.burgtheater.at
Die Arbeiten auf der linken Feststiege sollen planmäßig bis Sommer 2026 abgeschlossen sein. Bis dahin gibt es die Möglichkeit, an den Sonderführungen auf dem Gerüst teilzunehmen.
Nach dem Höhen-Abenteuer geht es zurück auf festen Boden, wo im Foyer eindrucksvoll gezeigt wird, wie die gigantischen Bilder damals entstanden: Motive wurden auf Karton gezeichnet. Entlang der Zeichnungen hat man dann mit Nadeln das Papier perforiert und Löcher durchgestochen. Diese wurden dann mit einem Staubbeutel gefüllt, um die Kontur auf den Putz zu übertragen. Im Foyer sind zudem Originalskizzen der Wandmalerei ausgestellt, die einst im Keller des Burgtheaters gefunden wurden.