Niederösterreich

"Einwohner in Angst" – Prozess um Asylheim geht weiter

FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl muss sich in der Causa "Drasenhofen" vor Gericht verantworten. Im Prozess sprachen jetzt Gemeindearzt und Ortschef.

Isabella Nittner
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FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl steht derzeit in Sankt Pölten vor Gericht.
FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl steht derzeit in Sankt Pölten vor Gericht.
SOPHIA KILLINGER / APA / picturedesk.com

Der Prozess rund um das Asylheim Drasenhofen und FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl geht weiter: Am Freitag, den 1. Juli, kamen der ehemalige Bürgermeister des Ortes sowie der Gemeindearzt zu Wort.

"Einwohner hatten Ängste"

Im Zeugenstand gab der Ortschef zu Protokoll, dass er erst wenige Tage vor Inbetriebnahme erfahren habe, dass unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in dem Gebäude untergebracht werden sollten. Das Telefon bei ihm sei in Folge "heiß gelaufen", die Einheimischen hätten "Ängste gehabt", laut dem Bürgermeister meldeten sich bei ihm Eltern, die sich um deren Töchter sorgten.

Ändern habe er an der Standort-Entscheidung aber nichts mehr können, erklärte er dem Richter in Sankt Pölten.

"Habe minderjährige Tochter"

Auch der Gemeindearzt, der am Prozesstag ebenfalls als Zeuge aussagte, gab zu Protokoll, seine Bedenken gegenüber Waldhäusl geäußert zu haben. Auch er habe eine minderjährige Tochter, um die er sich Sorgen machte.

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    Der Landesrat kurz vor dem Prozessbeginn.
    Der Landesrat kurz vor dem Prozessbeginn.
    Lenger

    Der rund um das Gebäude angebrachte Stacheldraht sei jedenfalls beiden aufgefallen.

    Amtsmissbrauch?

    Wie berichtet, stehen FPÖ-Asyllandesrat Gottfried Waldhäusl sowie eine Landesbedienstete wegen Amtsmissbrauchs als Angeklagte in Sankt Pölten vor Gericht. Es geht um das umstrittene, stacheldrahtumzäunte Asylheim in Drasenhofen, einem Ort an der Grenze, in dem 2018 kurzfristig unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge untergebracht wurden.

    Laut Anklage seien die jungen Menschen dort einer "ihrer Persönlichkeitsentwicklung destabilisierenden Maßnahme unterworfen" gewesen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

    Auch die Landeshauptfrau selbst hatte beim Prozess bereits aussagen müssen – mehr dazu hier.

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      Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner beim Waldhäusl-Prozess
      Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner beim Waldhäusl-Prozess
      privat

      Worum geht es überhaupt?

      Rückblick ins Jahr 2018: Das "Alcatraz"-Asylheim für junge Flüchtlinge in Drasenhofen (Bezirk Mistelbach) hatte Ende November 2018 für großen Wirbel gesorgt. Nach zahlreichen Protesten wurde es nach kurzer Zeit geschlossen, Johanna Mikl-Leitner selbst zog die Notbremse. Später stellte sich heraus: Das Asylheim war rechtswidrig, der FPÖ-Landesrat wurde angezeigt - mehr dazu hier.

      Gottfried Waldhäusl und eine ehemalige Beamtin (54) mussten vor Gericht, Waldhäusl selbst verwies stets darauf, dass das Heim unter Privatwirtschaftsverwaltung gestanden hätte. Und nach Medienberichten sei laut FP-Landesrat eine regelrechte Hysterie ausgebrochen und es sei ein falsches Bild vermittelt worden. Und: "Wünsche oder politische Weisungen gab es von mir nicht", so der FP-Landesrat bei den vorangegangenen Prozesstagen.