Welt

ElBaradei neuer ägyptischer Regierungschef

Heute Redaktion
Teilen

Der Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei ist zum neuen Regierungschef in Ägypten ernannt worden. Die gewaltsamen Unruhen mit zahlreichen Toten und Verletzten setzten isch auch am Samstag fort. Im Norden der Sinai-Halbinsel ist ein Priester der koptischen Christen erschossen worden.

Der Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei ist zum neuen Regierungschef in Ägypten ernannt worden. Die gewaltsamen Unruhen mit zahlreichen Toten und Verletzten setzten isch auch am Samstag fort. Im Norden der Sinai-Halbinsel ist ein Priester der koptischen Christen erschossen worden.

Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei erhält eine zentrale Rolle in der neuen ägyptischen Staatsführung. Der ehemalige Chef der in Wien ansässigen Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) werde am Samstagabend zum Chef einer Übergangsregierung vereidigt, verlautete aus der Armee. Die Anhänger des entmachteten Staatschefs Mohammed Mursi riefen zu Protesten auf, bis der "legitime Präsident" wieder im Amt sei.

Christlicher Priester erschossen

Die Ermordung des koptischen Priester ist die erste religiös motivierte Attacke seit dem durch das ägyptische Militär. Der Kopten-Papst Tawadros hatte die Amtsenthebung Mursis begrüßt und sich damit den Zorn von Mursis Muslimbruderschaft zugezogen. In Ägypten leben acht Millionen koptische Christen. In Al-Arish waren bereits am Freitag bei Angriffen fünf Polizisten getötet worden.

Hunderte ägyptische Islamisten haben in der Nacht auf Samstag den Sitz des Gouverneurs der Provinz Nord-Sinai in Al-Arish erstürmt. 18 Menschen erlitten Schussverletzungen. Zu Mittag befanden sich immer noch Dutzende Islamisten in dem Amtsgebäude, wie Augenzeugen berichteten. Sie protestierten gegen die Absetzung des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi am vergangenen Mittwoch durch das Militär. Die Sicherheitskräfte griffen nach eigenen Angaben nicht ein, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden.

Neue Extremisten-Gruppe gegründet

Nach dem Sturz von Präsident Mursi hat sich in Ägypten eine neue Extremisten-Gruppe formiert. Die Absetzung des Islamisten Mursi sowie die Schließung von TV-Sendern und der Tod von islamistischen Demonstranten laufe auf eine Kriegserklärung gegen den Islam in Ägypten hinaus, gab Ansar al-Scharia ihre Gründung am Freitag auf einer Internet-Seite bekannt.

30 Tote in der Nacht auf Samstag

In der Nacht auf Samstag ist es im ganzen Land zu gekommen. Bei den Massenprotesten nach den Freitagsgebeten starben nach Angaben des Gesundheitsministeriums mindestens 30 Menschen, davon 16 durch Schüsse. Mehr als 1.100 weitere wurden am Abend oder in der Nacht auf Samstag verletzt.

Der von den Islamisten ausgerufene "Freitag der Ablehnung" endete im Chaos. Begonnen hatte das Blutvergießen am Freitagnachmittag, als Zehntausende Islamisten auf die Straße gingen, um ihrer Wut über den "Militärputsch" Luft zu machen. Als sie vor eine Kaserne der Republikanischen Garde zogen, wo sie den abgesetzten Mursi vermuteten, eröffneten Sicherheitskräfte das Feuer auf die Demonstranten. Mindestens zwei Menschen starben.

In Kairo prallten Mursi-Anhänger und Mursi-Gegner in der Nähe des Tahrir-Platzes aufeinander. An der zentral gelegenen 6. Oktober-Brücke lieferten sie sich heftige Straßenschlachten. Beide Seiten bewarfen sich mit Pflastersteinen und gingen mit Stöcken, Brandsätzen und Feuerwerkskörpern aufeinander los. Die Sicherheitskräfte griffen nicht ein. Zu Zusammenstößen kam es auch in Alexandria, Suez und in Al-Arish auf dem Sinai.