Wegen einer Verwechslung in einer Klinik für künstliche Befruchtung hat in Australien eine Frau unwissentlich das Kind einer anderen ausgetragen. Aufgrund menschlichen Versagens sei ein aus künstlicher Befruchtung hervorgegangener Embryo der falschen Frau eingesetzt worden, teilte die Monash-IVF-Klinik in Brisbane am Donnerstagabend (Ortszeit) mit. "Ich möchte sagen, wie sehr mir das, was geschehen ist, leid tut", erklärte Klinikchef Michael Knaap.
"Im Namen von Monash IVF (IVF steht für In-vitro-Fertilisation, künstliche Befruchtung) möchte ich mein aufrichtiges Bedauern über das Geschehene ausdrücken", sagte Geschäftsführer Michael Knaap. Man werde die betroffenen Patienten weiterhin in dieser extrem belastenden Zeit unterstützen.
Aus Datenschutzgründen nannte die Klinik weder die Namen der betroffenen Paare noch Details zur Geburt oder zur aktuellen Sorgeberechtigung des Kindes. In Queensland gilt nach geltendem Recht die Gebärende und ihr Partner als die rechtlichen Eltern des Kindes – unabhängig von der genetischen Abstammung, wie CNN berichtet.
Aufgedeckt wurde der Fehler im Februar, als das betroffene Elternpaar seine übrigen eingefrorenen Embryonen zu einer anderen Klinik transferieren wollte. In deren Lagerfach wurde dabei ein Embryo zu viel gefunden. Eine interne Untersuchung ergab, dass ihnen zuvor ein Embryo eines anderen Paares fälschlich aufgetaut und übertragen worden war. Ob eines der Paare die Verwechslung vor der Aufdeckung durch die Klinik vermutet hatte, ist nicht bekannt.
"Ein derartiger Vorfall ist in 40 Jahren IVF-Geschichte in Australien beispiellos", sagte Alex Polyakov, Reproduktionsmediziner und Dozent an der Universität Melbourne. Das australische Regelwerk für künstliche Befruchtung sei international für seine Strenge und Gründlichkeit anerkannt. "Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Fehlers ist statistisch kaum zu fassen."
Die australische Sozialministerin Amanda Rishworth forderte Konsequenzen, um das Vertrauen in künstliche Befruchtung wiederherzustellen. "Als jemand, die selbst ein Baby dank künstlicher Befruchtung bekommen hat, bricht es mir das Herz", sagte Rishworth dem Sender Channel Nine. "Ich kann mir das Leid, das diese Familie oder Familien durchmachen, nicht vorstellen. Man bringt diesen Unternehmen so viel Vertrauen entgegen", fügte die Ministerin mit Blick auf Kliniken für Reproduktionsmedizin hinzu.
Laut Knaap soll es sich um einen isolierten Einzelfall handeln. Man habe eine unabhängige Untersuchung in Auftrag gegeben und werde alle Empfehlungen daraus vollständig umsetzen. Zudem würden sämtliche Sicherheitsprotokolle in den über 100 Kliniken des Unternehmens nochmals überprüft und verstärkt.
Die auf Reproduktionsrecht spezialisierte Anwältin Sarah Jefford berichtete unterdessen von vermehrten Anfragen verunsicherter IVF-Patientinnen. "Für so einen Fall gibt es in Australien keinen rechtlichen Präzedenzfall", sagte sie. "Unsere Gesetze gehen davon aus, dass die Geburtseltern die rechtlichen Eltern sind – aber das kann angefochten werden, wenn die genetischen Eltern der Embryonennutzung nicht zugestimmt haben."
Die Entscheidung über die Zukunft des Kindes werde letztlich unter dem Gesichtspunkt des Kindeswohls getroffen, die Konsequenzen für alle Beteiligten seien jedoch "lebenslang".