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Endgültige Sperrstunde für das Schnapsmuseum

Heute Redaktion
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Nach 30 Jahren ist jetzt Schluss: Gerald Fischer, Betreiber des Alt-Wiener Schnapsmuseums, muss die Führungen aus Alters- und Gesundheitsgründen einstellen.

Rammstein-Frontman Till Lindemann und Sänger Marilyn Manson lieben seinen Absinth: Gerald Fischer (60), Betreiber des Alt-Wiener Schnapsmuseums und Besitzer der Friedrich Fischer Obst- und Wein-Brennerei in der Wilhelmstraße (Meidling), will aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten. Fischer wird daher bei der Langen Nacht der Museen am Samstag (5.10.) die letzten Führungen im Museum anbieten, erwartet werden rund 1.600 Besucher. Der Museums-Shop bleibt bestehen, auch die Produktion der hochprozentigen Köstlichkeiten (Liköre, Brände, Absinth) wird weitergeführt.

Seit 30 Jahren führt Gerald Fischer die Führungen durch, 25.000 Besucher kommen jährlich: "Begonnen hat alles mit den australischen Kampftrinkern", lacht der 60-Jährige. Der halbstündige Rundgang samt 30-minütiger Verkostung startet im Büro seines Urgroßvaters Friedrich Fischer – samt originalgetreuer Einrichtung wie einer Bleistift-Schärfmaschine oder einer Registrierkasse. "Im Büro erzähle ich anhand unserer Familienchronik etwas über die Geschichte Wiens", erklärt Fischer.

Start ins Glück mit Himbeer-Sirup

Anschließend geht es in den Kompositionsraum, in dem etwa eingelegte Kirschen oder Nüsse gelagert werden. Dort erklärt Fischer den meist unkundigen Touristen die Unterschiede zwischen Brand und Likör. Dann steht eine ausgiebige Verkostung am Programm – im Destillations-Raum, der von einem fünf Meter hohen und 2,5 Tonnen schweren Kessel aus dem Jahr 1900 dominiert wird.

Zu den Spezialitäten des Hauses (ab etwa 12 Euro) zählen neben Eierlikör (nach einem Original-Rezept) auch der Schönbrunner Gold (mit echtem Blattgold) und der Wiener Blut Likör (mit Chilischoten) sowie mehrere Absinth-Produkte: "Begonnen hat aber eigentlich alles mit unserem hausgemachten Himbeersirup. Wer also nichts Alkoholisches mag, kann gerne unseren Saft probieren", meint Fischer.

Ausstellungsstücke kommen in anderes Museum

Der Meidlinger, der die Führungen sieben Tage die Woche angeboten hat, freut sich jetzt schon auf mehr Zeit und Erholung: "Ich probiere jetzt mal die Fünf-Tage-Woche aus." Auch die Zukunft der Ausstellungsstücke ist bereits gesichert: "Die Stücke sind von einem Sammler gekauft worden und werden wieder ausgestellt, allerdings nicht in Wien."