Spiele-Test

Endlich wieder ein "Prince of Persia" ganz wie damals

Ubisofts "Prince of Persia: The Lost Crown" ist ein Traum für Serien-Fans – neue Technik trifft auf geliebte Retro-Mechaniken und knackige Levels.

Rene Findenig
Endlich wieder ein "Prince of Persia" ganz wie damals
"Prince of Persia: The Lost Crown" ist genau das, was die Fans der Serie seit Anbeginn schätzen und lieben.
Ubisoft

Keine Hochglanz-Grafik, läuft auf fast jedem Rechner und auf so gut wie jeder Konsole, hat beinharte Passagen zu bieten und ist alles in allem ziemlich retro – und das gewaltig gut! Das neue "Prince of Persia: The Lost Crown" (für Nintendo Switch, PlayStation 4 und 5, Xbox One und Series X|S, Amazon Luna, PC und auf Ubisoft+) entführt uns in die Zeiten der allerersten "Prince of Persia"-Games und ist eine Liebesbotschaft an die Zocker der ersten Stunde. Vor allem aber zeigt das Game gut, dass es nicht die modernste Technik und die atemberaubendste Grafik braucht, um den Gamer das zu geben, was sie lieben – und "The Lost Crown" schafft das geradezu hervorragend.

Die Handlung des 2,5-D-Sidescrollers zeigt sich typisch "Prince of Persia". Im neuen Action-Adventure-Plattformer lernen wir den Helden Sargon kennen, der ein junges Mitglied des Geheim-Clans "The Immortals" ist. Dieser Clan hat sich dem Schutz von Persien und seinem Prinzen verschrieben, doch ausgerechnet dieser wird während einer großen Feier im Reich entführt. Nun müssen die "Immortals" und allen voran Sargon nach Mount Qaf ausrücken, um Prinz Ghassan aus den Fängen der Bösewichte zu befreien. Doch dort läuft alles schnell aus dem Ruder, denn die Zeit spielt verrückt und man trifft auf bekannte Begleiter, allerdings aus verschiedensten Zeitlinien und Erscheinungen.

"The Lost Crown" besinnt sich der Stärken der Spiele-Reihe

Warum die Zeit sich hier so seltsam verhält und unsere Begleiter das Gefühl haben, schon Monate oder gar Jahre in der Welt um Mount Qaf zu verbringen, obwohl sie gerade erst angekommen sind, darf man als Spieler in den folgenden 25 bis 30 Spielstunden der Kampagne von "Prince of Persia: The Lost Crown" herausfinden. Und diese Kampagne zeigt sich ganz anders als der vorige Serien-Teil und besinnt sich auf die Wurzeln der "Prince of Persia"-Reihe, was die meisten Zocker freuen wird. Statt 3D-Grafik und eine offene, erkundbare Spielwelt gibt es lineare 2,5D-Level mit fix vorgegebenen Pfaden, statt Hunderter Nebenaufgaben nur ein Ziel, nämlich Passage um Passage zu überstehen.

1/10
Gehe zur Galerie
    Keine Hochglanz-Grafik, läuft auf fast jedem Rechner und auf so gut wie jeder Konsole, hat beinharte Passagen zu bieten und ist alles in allem ziemlich retro – ...
    Keine Hochglanz-Grafik, läuft auf fast jedem Rechner und auf so gut wie jeder Konsole, hat beinharte Passagen zu bieten und ist alles in allem ziemlich retro – ...
    Ubisoft

    Spielerisch erinnert das neue "Prince of Persia" an ein "Metroidvania" wie "Metroid Dread" – man steuert den mit einem Schwert bewaffneten Sargon durch eine verfallene Stadt voller Hindernisse und tödlicher Fallen, überwindet Mauern und Abgründe, entgeht Fallen mit Klingen, Äxten und Stacheln, absolviert Parkour-Läufe mit dem Sprung auf Wände und mit dem Schwingen von Stange zu Stange – und stellt sich letztlich den Feinden, deren Schwachstellen gezielt und mit gutem Timing ausgenützt werden müssen. Und man liest es in den Zeilen bereits heraus: Das neue "Prince of Persia" ist eher was für Könner als für Neulinge, auch wenn es vier verschiedene Schwierigkeitsgrade gibt.

    Bosse geben uns neue Skills, die uns zu neuen Wegen führen

    Die Passagen sind teils gnadenlos und die Bosse zum Haareraufen – da aber alles immer fair abläuft, freut man sich umso mehr, wenn man eine besonders schwierige Passage endlich hinter sich gebracht hat. Die neun Bosse des Spiels wiederum sind nicht nur abwechslungsreich und gewaltig gut gestaltet, sondern erfordern auch jeweils andere Herangehensweise, das kennt man ebenfalls von einem "Metroid Dread". Als Belohnung für einen Sieg über sie wird unser Held mit neuen Fähigkeiten ausgestattet. Eine der ersten ist ein Luftsprung, der unseren Helden in die Höhe katapultieren kann. Diese Skills sind für kommende Passagen notwendig, öffnen aber auch neue Wege in den Welten.

    Apropos Wege: Eine übersichtliche Weltkarte zeigt uns, welche Gebiete wir bereits entdeckt und abgegrast haben, in welchen es noch Geheimnisse zu entdecken gibt und welche uns noch bevorstehen. Mit Fortschritt im Spiel bekommen wir auch Schnellreise-Punkte für bereits erledigte Areale zur Verfügung gestellt – dennoch kann es gegen Ende hin kompliziert werden, bei all den Passagen noch den Überblick zu behalten. Und die Wege sind auch der Grund, warum sich das neue "Prince of Persia" an ehrgeizige Gamer richtet, denn im niedrigsten Schwierigkeitsgrad sind zwar die Feinde kinderleicht zu besiegen, die Plattformer-Passagen erfordern aber dennoch viel Können.

    "The Lost Crown" – endlich wieder ein "Prince of Persia" ganz wie damals

    Die Macher von Ubisoft haben aber einige Komfortfunktionen verbaut, um auch unerfahrene Zocker ins Boot zu holen – so lassen sich einige Sprungpassagen automatisch absolvieren und auf der Karte können Hinweise platziert werden – ganz ohne Können geht es aber dennoch nicht. In Sachen Inventar-System bleibt es indes sehr simpel. So darf unser Held immer neue Waffen und Amulette nutzen, die die wichtigsten und wenige Attribute beeinflussen. Der Kampf ist ebenso einfach gehalten – mit einem Button wird das Schwert geschwungen, mit einem zweiten ein Pfeil abgeschossen. Außerdem kann man noch gegnerischen Angriffen ausweichen oder sie mit Timing parieren.

    Hat man die Grundlagen gemeistert, geht es darum, die Verteidigung der Feinde zu durchbrechen und ihnen Schaden zuzufügen – oder mit einer Spezialfähigkeit gleich mehrere Gegner ins Visier zu nehmen. Grafisch fällt das Ganze zwar nicht spektakulär aus, kann sich dank abwechslungsreicher Animationen und viel Liebe zum Detail aber dennoch sehen lassen. Vor allem aber wird Abwechslung großgeschrieben, anders als in früheren Teilen gleicht hier keine Umgebung der anderen. Die Sound-Untermalung und die tolle, deutsche Sprachausgabe passen hervorragend dazu. "Prince of Persia: The Lost Crown" ist endlich wieder ein "Prince of Persia" ganz wie damals.

    rfi
    Akt.