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Entführtes Model: Ist Geschichte nur erfunden?

Heute Redaktion
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Ein britischen Model soll entführt und als Sex-Sklavin im Darknet angeboten worden sein. Doch Ermittler zweifeln inzwischen, ob es sich wirklich so abspielte.

Die Entführung des 20-jährigen britischen Models Chloe Ayling in Italien erregte weltweit Aufsehen. Sie wurde laut ihrer Aussage mit der Aussicht auf ein Foto-Shooting nach Mailand gelockt und dann entführt, um im Internet als Sex-Sklavin versteigert zu werden.

Der Entführer, ein in Großbritannien ansässiger Pole, soll im Dienste einer ominösen Verbrecherbande namens "Black Death" gehandelt haben. Nach rund einer Woche wurde Ayling befreit, als ihr Kidnapper sie freiließ, weil er realisiert habe, dass sie Mutter eines Kindes ist und dies gegen den angeblichen "Black Death"-Ehrenkodex verstoße.

Polizei wollte Geschichte zuerst nicht glauben

Bei den Ermittlern in Italien und Großbritannien mehren sich allerdings inzwischen die Zweifel an der Geschichte. Die italienische Polizei habe die Geschichte erst nicht geglaubt, sagte auch Aylings Anwalt Francesco Pesce zu "Sky News".

Die Behörden hätten verständlicherweise Zweifel gehabt. Mutmaßungen, wonach Ayling selbst in die Entführung involviert sei, bezeichnete Pesce als "böse". Aylings Entführer habe ihr gesagt, dass sie als Sex-Sklavin in den Mittleren Osten verkauft werden solle.

Entführer erzählte andere Version

Der mutmaßliche Entführer hat gemäß britischen Medien eine andere Version der Geschichte erzählt. Er habe Geld verdienen wollen, um seine Leukämie behandeln zu können. Eine Gruppe von Rumänen habe ihn angeheuert, um Immobilien für den Verkauf von Kleidern in ganz Europa zu mieten.

Er habe sich als Fotograf ausgegeben, als er Chloe Ayling getroffen habe. Dafür habe er 500.000 Pfund erhalten. Als er herausgefunden habe, dass die Rumänen die Frau kidnappen wollten, habe er sich vom Plan abgewandt, berichtete der "Telegraph". Italienische Ermittler zweifeln offenbar auch an dieser Version.

Wollte Geschichte an Medien verkaufen

Der Entführer habe die Geschichte sogar dem britischen "Daily Mirror" verkaufen wollen, berichtet die Boulevardzeitung "Daily Mail". Ein Ermittler bezeichnete L.H. dem Bericht zufolge als chronischen Lügner. Er habe der italienischen Polizei fälschlicherweise sogar gesagt, die russische Mafia sei in den Fall involviert, um Aufmerksamkeit zu erhaschen.

In den ersten beiden Tagen hätten zudem weder Chloe Ayling noch ihr mutmaßlicher Entführer mit der Polizei kooperiert, so die Zeitung. Die italienische Polizei untersuche deshalb, ob die beiden kollaboriert hätten.

Zweifel an Geschichte des Opfers

Zweifel an Aylings Version der Geschichte meldet auch ihr Ex-Freund und Vater des gemeinsamen, 21 Monate alten Sohnes, an. Conor Keyes sagte der "Daily Mail", er wisse nicht, was er mit der Geschichte anfangen solle. "Wenn das mir passiert wäre, wäre ich jetzt nicht schon wieder gut gelaunt in der Öffentlichkeit", sagte er der Zeitung. Aber so sei sie nun mal. Ayling liebe die Kameras und sei sehr auf ihre Modellkarriere fokussiert.

Wie die Zeitung berichtet, seien Ermittler "verdutzt", dass Ayling während ihrer Tortur mit ihrem Entführer Schuhe gekauft habe. Aylings Anwalt begründete das gegenüber der BBC damit, dass die Entführer ihr gedroht hätten, sie zu töten, wenn sie nicht kooperiere.

Ayling sagte zudem über ihre Zeit in der Gewalt des Kidnappers aus, sie habe mit ihrem Entführer im selben Bett geschlafen. Angerührt habe er sie aber nicht, da die Organisation "Black Death" Mitglieder hart bestrafe, die sich an ihren Opfern vergingen, zitiert der "Mirror" aus ihrer Aussage.

(ehs)