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Enthüllt – Titan-Passagiere wussten, dass sie sterben

Die Titan sank wie ein Stein auf den Meeresgrund, bevor sie implodierte. Für einen Experten ist klar: Die Passagiere wussten, was passieren wird.

Das Tauchboot Titan implodierte, alle fünf Insassen kamen dabei ums Leben. 
Das Tauchboot Titan implodierte, alle fünf Insassen kamen dabei ums Leben. 
via REUTERS

Die fünfköpfige Besatzung des im Nordatlantik verunglückten Tauchboots Titan hat wohl etwa eine Minute vor der Implosion erkannt, was ihnen bevorsteht. Laut einem Bericht des spanischen U-Boot-Experten José Luis Martín ging die Titan zwischen 48 und 71 Sekunden vor dem Implodieren in einen senkrechten freien Fall über. In den Worten des Ingenieurs: "Das U-Boot sank wie ein Stein und ohne jegliche Kontrolle."

Warum verlor die Titan die Stabilität?

Für Martín ist die Stabilität der Schlüsselfaktor bei der Konstruktion eines Touristen-U-Boots. Bis zu 105 Minuten nach dem Eintauchen bewegte sich die Titan gleichmäßig und horizontal. Während des kontrollierten Tauchgangs soll es aber bei einer Tiefe von 1700 Metern zu einem elektrischen Ausfall gekommen sein, wodurch das U-Boot ohne Antrieb blieb, vermutet der Experte. Dabei soll das Gewicht der Passagiere und des Piloten – schätzungsweise um die 400 Kilo in der Nähe des Bullauges – zu einer Dekompensation der Längsstabilität geführt haben.

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    Die 6,70 Meter kleine und 10,4 Tonnen schwere "Titan" bot Platz für fünf Personen und war ein sehr einfaches Gefährt.
    Die 6,70 Meter kleine und 10,4 Tonnen schwere "Titan" bot Platz für fünf Personen und war ein sehr einfaches Gefährt.
    Paul Daly / AP / picturedesk.com

    Wie fühlte sich das im Inneren des Tauchbootes an?

    Der Ingenieur schreibt in seinem Bericht: "In diesem Moment stürzte das U-Boot pfeilschnell auf den Meeresgrund, ohne die Möglichkeit zu manövrieren, da die Steuerungs- und Sicherheitselemente ausgefallen waren." Im Gespräch mit dem spanischen Magazin "Nius" sagt er: "Alle stürzen und drängen sich übereinander. Stellen Sie sich das Grauen, die Angst und die Qualen vor. Es muss wie in einem Horrorfilm gewesen sein."

    Warum half der Nothebel nicht?

    Der Pilot sei nicht in der Lage gewesen, den Nothebel zu betätigen, mit dem der Bleiballast abrupt abgelassen wurde und mit dem das Unternehmen in einem seiner Werbevideos geprahlt hatte. Laut Martín war dieser Mechanismus "nicht geeignet, um in einer kritischen Situation aktiviert zu werden".

    Was passierte, als die Titan plötzlich sank?

    Als das Tauchboot etwa 800 Meter in die Tiefe des Ozeans stürzte, wurde der widerstandsfähige Rumpf einem plötzlichen Druckanstieg ausgesetzt, was schließlich zu einer starken Kompression der Titan führte. Martín glaubt, dass sich der Rumpf des U-Boots innerhalb weniger Sekunden schlagartig zusammenzog. "Das ist so, als würde man einen Luftballon platzen lassen", erklärt er.

    "In dieser Zeitspanne wurde ihnen alles klar. Und noch dazu in völliger Dunkelheit. Es ist schwierig, sich eine Vorstellung davon zu machen, was sie in diesen Momenten erlebt haben. Nach diesen 48 Sekunden oder einer Minute kam es zur Implosion und zum plötzlichen Tod", sagt der Experte.