Coronavirus

Vorbestrafter zog Impfbetrug im Austria Center auf

Immer mehr Details kommen im Wiener Impf-Krimi ans Tageslicht: Der Verdächtige (30) ist vorbestraft, bekam Haftaufschub und arbeite im Austria Center.

Clemens Oistric
Teilen
Im Austria Center durfte ein vorbestrafter Betrüger tätig sein.
Im Austria Center durfte ein vorbestrafter Betrüger tätig sein.
apa/picutredesk ("Heute"-Montage)

Der Impfpass-Skandal im Wiener Austria Center zieht immer weitere Kreise: Wie von "Heute" berichtet, gab es nun die erste Verhaftung in dem Krimi. Die Kripo nahm einen 30-jährigen Vorbestraften unter dringendem Tatverdacht fest. Er soll von November bis Jänner zumindest 15 Personen illegal zum Grünen Pass verholfen – und dafür jeweils 550 bis 650 Euro Körberlgeld kassiert haben. Das sind jedoch nur jene Fälle, die durch Telefonüberwachung, Zeugenaussagen und Handy-Auswertungen belegbar sind.

Betrüger bekam Haftaufschub

Eine mutmaßliche Mittäterin ist mittlerweile ausgeforscht; gegen weitere Verdächtige laufen die Ermittlungen. Doch wie konnte ein rechtskräftig verurteilter Betrüger in einem so sensiblen Bereich wie der größten Impfstraße des Landes unterkommen? "Heute"-Recherchen ergaben: Der Wiener mit serbischen Wurzeln wurde am 11.6.2021 in Wien rechtskräftig zu 27 Monaten Haft wegen Betrugs verurteilt. Durch das Programm "Therapie statt Strafe" wurde ihm Haftaufschub gewährt.

230 Impfpickerl sichergestellt

Diese Chacne nützte der 30-Jährige jedoch nicht, um etwa sein bisheriges Leben zu überdenken, sondern zog – so der Verdacht der Justiz – ein kriminelles Business im ACV auf. Die Ermittler fanden bei ihm 230 Stück Covid-Vakzin-Aufkleber, zwei Stempel ("ACV", "Gesundheitsdienst der Stadt Wien"), Blanko-Pässe und handschriftlich notierte Chargen-Nummern.

Gegen Geld soll er Impf-Gegnern auch die Eintragung in den Grünen organisiert haben. Stefanie Kurzweil vom Samariterbund (dieser betreibt die Impfstraße) zeigte sich auf "Heute"-Anfrage "erschüttert". Mitarbeiter würden nur beim geringsten Betrugsverdacht fristlos entlassen werden, beteuert die Sprecherin.

Ingrid Korosec (ÖVP) fordert am Donnerstag Antworten.
Ingrid Korosec (ÖVP) fordert am Donnerstag Antworten.
HANS PUNZ / APA / picturedesk.com

Korosec will Aufklärung

Vor dem Job-Start werde von der MA 15 eigentlich ein Leumundszeugnis verlangt, betont sie. Ingrid Korosec, Gesundheitssprecherin der Wiener ÖVP, gehen diese Beteuerungen nicht mehr weit genug. Sie will im Ausschuss am Donnerstag Gesundheitsstadtrat Peter Hacker mit dem Sachverhalt konfrontieren. "Durch die Impfpflicht hätte man eigentlich damit rechnen müssen, dass es auch vermehrt zu kriminellen Handlungen kommt – vor allem bei der seit Dezember bekannten Vorgeschichte des Austria Center. Ich verlange volle Aufklärung", so die VP-Lady.

Haftprüfung am 11. Februar

Dahin gehend kommt vom Verdächtigen – er wird vom renommierten Wiener Anwalt Philipp Wolm verteidigt – derzeit wenig. Er schweigt sich vor den Ermittlern zu den Vorwürfen aus. Zumindest bis zum 11. Februar ist er wegen Tatbegehungsgefahr in der Justizanstalt Wien-Josefstadt inhaftiert. Dann findet eine Haftprüfungsverhandlung statt. Für den 30-Jährigen gilt die Unschuldsvermutung. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Gefängnis.

;