Politik

Er drehte das Ibiza-Video – "da wird noch was kommen"

Julian Hessenthaler ist der Drahtzieher des Ibiza-Videos. 5 Jahre nach der Affäre zieht er Bilanz – die korrupten Strukturen seien nicht aufgebrochen. 

Das ist der Drahtzieher des Ibiza-Skandals: Der Wiener Julian Hessenthaler tritt seit seiner Haftentlassung Mitte Mai 2023 in ausverkauften Konferenzen, in Interviews und in Live-Streams auf.
Das ist der Drahtzieher des Ibiza-Skandals: Der Wiener Julian Hessenthaler tritt seit seiner Haftentlassung Mitte Mai 2023 in ausverkauften Konferenzen, in Interviews und in Live-Streams auf.
TOBIAS STEINMAURER / APA / picturedesk.com

Der Ibiza-Skandal hat in den Augen Julian Hessenthalers "wenig zum Guten" in der österreichischen Politik verändert. 2019 hatten die Aufnahmen mit versteckter Kamera in einer Villa auf den Balearen zum Bruch der schwarz-blauen österreichischen Bundesregierung geführt, der damalige FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache musste aus seinem Amt zurücktreten. Was damals wie ein wahres Politbeben gehandelt wurde, habe jedoch kaum an den korrupten Machenschaften in Wien gerüttelt, sagt der Mann, der das Video aufnahm.

Julian Hessenthaler behauptet, dass die Masse an Vorwürfen und Ermittlungsergebnissen, die aus der Affäre resultierten, "durchaus ausreichend für einen Knall" gewesen sei. Aber in Österreich sei dieser Knall ausgeblieben. Stattdessen sei er für 42 Monate im Knast gelandet. Als Hessenthaler im Dezember 2020 in Berlin verhaftet wurde, wurde ihm die illegale Herstellung von Ton- und Filmaufnahmen sowie der Handel von knapp 1,25 Kilo Kokain unterstellt. Weil die Aufnahme des Videos aber nicht strafbar ist, wurde er wegen Drogenhandels verurteilt.

"Rechtsstaatliche Standards werden gebrochen"

Die Begründung des Urteils soll selbst eingefleischte Fans des Rechtsstaats zweifeln lassen, schreibt die "Süddeutsche Zeitung", die Hessenthaler jetzt nach seiner Entlassung aus der Justizvollzugsanstalt St. Pölten traf. Das Kokain wurde nie sichergestellt. Die zwei Hauptzeugen, Slaven K. und Katarina H., beide drogenabhängig, widersprachen sich. Dies bezeichnete das Gericht allerdings als "lebensnah".

Für Hessenthaler ist "der Zustand der Ermittlungsbehörden, des Justizapparats fast absurd rückständig". Dass die Arbeit der Polizei und des Innenministeriums nie einer radikalen Prüfung unterzogen werde, macht den Security und Privatdetektiv rasend. "Da werden rechtsstaatliche Standards zuhauf gebrochen", sagt er.

Es könnte in Österreich bald brodeln

Doch Straches Spesenaffäre sei nicht ausgestanden, auch hochrangige FPÖ-Politiker würden noch mitbelastet werden, meint der 42-Jährige, der laut der "Süddeutschen" inzwischen zu einer politischen Stimme herangewachsen ist.

Hessenthaler sorgt derzeit höchstpersönlich dafür, dass es in der österreichischen Politik bebt: Er stellt sich als Opfer eines Racheakts dar und erzählt in ausverkauften Konferenzen, in Interviews und in Live-Streams seine Geschichte. Wien sei ein Ort, an dem es bald wieder brodeln könnte, meint er. "Da wird noch was kommen."