"Er rief mich um acht Uhr morgens an und bat mich, ihm Geld zu schicken, damit er für uns etwas zu essen besorgen konnte", so der junge Inder Srikanth Chennagowda gegenüber BBCHindi. Er sprach dabei aus einem Bunker, in dem er und sein Freund Naveen G. Schutz vor den russischen Angriffen gefunden hatten.
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Die beiden studierten im vierten Jahr Medizin in Charkiw. Naveen verließ den Bunker am Dienstagmorgen gleich nach der Ausgangssperre, um sich und seinen Freund in einem nahen Supermarkt mit Essen einzudecken, und meldete sich aus dem Laden, weil er mehr Geld brauchte. Dann hörte Chennagowda eine laute Explosion in der Nähe.
"Ich schickte ihm das Geld und versuchte ihn fünf oder zehn Minuten später nochmals zu erreichen, aber er nahm nicht mehr ab", so der Student weiter. Nach einigen weiteren Versuchen habe sich am anderen Ende eine Stimme auf ukrainisch gemeldet, er habe aber nichts verstanden. Dann habe ein Mann für ihn den Hörer genommen und ihm schließlich erklärt, dass sein Freund getötet worden sei. "Ich wollte es nicht glauben und ging selbst zum Supermarkt", so der Student.
"Dort hatte es keine Explosion gegeben – ich weiß nicht, wo er starb." Er und Naveen hätten sich bald aus der Stadt absetzen wollen. Er beschreibt seinen verstorbenen Freund als sanftmütigen Menschen und brillanten Studenten: "In seinem dritten Jahr erreichte er bei einer Prüfung 95 Prozent." Er sei sehr arbeitsam und bescheiden gewesen, so Chennagowda.
Das indische Außenministerium bestätigte später den Tod von Gyanagoudar. Man stehe in Kontakt mit seinen Eltern in der Region Haveri im Bundesstaat Karnataka, hieß es.
Kongressführer Rahul Gandhi twitterte: "Wir haben die tragische Botschaft vom Tod eines indischen Studenten erhalten. Den Eltern entbiete ich herzliche Kondolationen." Erneut rief er die Regierung auf, einen Plan zur Evakuierung auszuarbeiten: "Jede Minute ist wertvoll.."
Fernsehbilder aus Indien zeigten den Vater des Studenten, der darum bangte, ob der Leichnam seines Sohnes überführt werden könne. Indien hat eine Aktion namens "Operation Ganga" gestartet, um Landsleute zurückzuholen, es gebe aber noch logistische Hürden. Derzeit stecken laut indianlink.com noch immer Tausende Inder in Charkiw fest.