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Erdogan-Besuch: "Hungestreik" liberaler Muslime

Heute Redaktion
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Bild: Screenshot Facebook

Die Initiative Liberaler Muslime Österreich (ILMÖ) warnte am Mittwoch vor einem möglichen Schaden für die Integrationsbemühungen in Österreich durch die Rede des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan am Fronleichnamstag in Wien und kündigt einen symbolischen Hungerstreik an. Türkische Aleviten fordern in einem offenen Brief Rechte in der Türkei ein.

am Fronleichnamstag in Wien und kündigt einen symbolischen Hungerstreik an. Türkische Aleviten fordern in einem offenen Brief Rechte in der Türkei ein.

Nach Auffassung der ILMÖ sei es für die Integration türkischer Migranten in Europa nicht gut, die türkische Innenpolitik zu exportieren.

Symbolischer Hungerstreik

Mitglieder der Initiative wollen während des Erdogans-Besuchs einen "symbolischen" Hungerstreik abhalten - der dann allerdings nur einen Tag dauern dürfte. Nach Ansicht der ILMÖ würden auch Mitglieder der türkischen Community in Österreich kritisieren, dass Erdogan vor der türkischen Präsidentenwahl auf Stimmenfang nach Wien komme.

Die "Stimmenfang-Kalkulation" dürfte aber nicht aufgehen, da sehr viele von den mehr als 110.000 in Österreich lebenden türkischen Staatsangehörigen - vor allem die Kurden, Aleviten und die Säkularen - nicht pro-Erdogan eingestellt seien, so die ILMÖ.

Türkische Kulturgemeinde: Wir wollen friedliches Österreich

Die "Türkische KULTURgemeinde in Österreich" lehnt ausländische parteipolitische Propaganda in Österreich prinzipiell ab. "Wir wollen, dass alle Migranten und Migrantinnen, wie auch Österreicher und Österreicherinnen in demokratischer Eintracht und in sozialem Frieden miteinander leben können", so Generalsekretärin Melissa Günes.

Termin mit Kurz wackelt

Das geplante informelle Treffen zwischen Außenminister Sebastian Kurz und Erdogan ist offenbar weiter noch nicht endgültig fixiert. Man habe einen Gesprächstermin "im Auge", ob dieser stattfinden werde, könne er dann erst "im Nachhinein berichten", sagte Kurz am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Innsbruck.

Der Außenminister unterstrich einmal mehr seine im Vorfeld des Erdogan-Besuchs geäußerte Position. Er stehe zu dem, was er gesagt habe. Schließlich habe es auch in Erdogans Rede in Köln Wortmeldungen gegeben, die "alles andere als integrationsfördernd" gewesen seien.

Den Auftritt des türkischen Ministerpräsidenten in Wien "nehmen wir hin", meinte Kurz. Man habe aber auch das Recht zu sagen, dass "kein Wahlkampf ins Land" getragen werden solle. Zum Hacker-Angriff einer türkischen Gruppe im Internet angesprochen, blieb der Außenminister gelassen: "Ich bin sehr unbeeindruckt, was das betrifft".

Aleviten wollen in der Türkei, was Erdogan für Türken in Österreich fordert

Die Aleviten in Österreich fordern in einem offenen Brief an den türkischen Premier Recep Tayyip Erdogan eine Gleichbehandlung ihrer Religionsgemeinschaft in der Türkei. Erdogan sei willkommen, "wenn Sie kommen, um für die Rechte der Türken in Österreich einzustehen und gleichzeitig die Benachteiligung der Aleviten in der Türkei in allen Bereichen des öffentlichen Lebens beseitigen wollen".

Forderung, dass "Aleviten [...] in der Türkei nicht mehr von der Polizei erschossen werden"

Weitere Forderungen der Aleviten: Erdogan sei willkommen, wenn er für die Muslime in Österreich freien Zugang zu Moscheebauten fordere und sich zugleich für die Anerkennung von Gebetshäusern für Aleviten (Cem-Häuser) in der Türkei ausspreche. "Wenn Sie wollen, dass Moscheen in Österreich ohne Angst besucht werden können und Sie für die Zukunft garantieren, dass Aleviten in ihren Cem-Häusern in der Türkei nicht mehr von der Polizei erschossen werden, so seien Sie willkommen".

Sonst "ist es besser [...] wenn Sie diesmal auf die Österreichreise verzichten"

Die Massen in Istanbul sollten das Recht haben, Erdogan zu kritisieren, "Wenn Sie bereit sind, all das was Sie für Ihre türkischen Bürger in Österreich fordern, auch Ihren türkischen Bürgern in der Türkei zu gewähren, so seien Sie willkommen". Sonst "ist es besser für die in Österreich lebenden Türken, wenn Sie diesmal auf die Österreichreise verzichten" schreiben die Aleviten.

APA/red.