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Erdogan-Sender rächt sich mit "Aufdecker"-Report an ...

Heute Redaktion
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Skurrile Reaktion auf Jan Böhmermanns Erdogan-Satire: Ein AKP-naher Sender zeigte einen vermeintlichen Aufdecker-Bericht, in dem ein Reporter darüber berichtet, wie der ZDF angeblich sein Recht auf Pressefreiheit unterdrückt. Die dramatische Aufbereitung wirkt dabei so realitätsfern, dass es auch aus der Türkei Spott hagelte.

Skurrile Reaktion auf : Ein AKP-naher Sender zeigte einen vermeintlichen Aufdecker-Bericht, in dem ein Reporter darüber berichtet, wie der ZDF angeblich sein Recht auf Pressefreiheit unterdrückt. Die dramatische Aufbereitung wirkt dabei so realitätsfern, dass es auch aus der Türkei Spott hagelte.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan stellte wegen des Spottgedichts des deutschen TV-Satirikers Jan Böhmermann . Die rechtlichen Schritte sind ihm aber offensichtlich nicht genug. Der Erdogan-nahe TV-Sender A-Haber schickte seinen "Aufdecker-Reporter" Mevlüt Yüksel, der auch Nachrichtenchef der Zeitung "Kavim" ist, zur ZDF-Zentrale nach Mainz.

Sein Ziel: die "türkenfeindliche" Berichterstattung und Programmgestaltung des öffentlich-rechtlichen ZDF aufzudecken. Dabei wollte er auch gleich demonstrieren, wie es die Pressefreiheit in Deutschland mit Füßen getreten werde, indem er sich mit seinem Kamerateam vor die ZDF-Zentrale stellte.

Held der Pressefreiheit

Der "türkenfeindliche" Sender habe "Yaz Boz" verboten einen Bericht über den ZDF zu drehen, sagt er. Unterlegt von dramatischer Musik versucht Yüksel, den Hinweis eines Wachmannes, dass eine Genehmigung für Dreharbeiten nötig sei, zum Zensurskandal zu verklären. "Wir lassen uns die Pressefreiheit nicht nehmen!", verkündet Yüksel heroisch, während der Wachmann seelenruhig zurück in seine Kabine schlendert.

Später meint der unerschrockene Aufdecker-Reporter einen ZDF-Verantwortlichen, entdeckt zu haben. Zu sehen ist ein Herr in Anzug, der gelassen mit einem dritten Mann spricht. Der größte Affront für Yüksel: Der ZDF-Mann habe als Zeichen der Geringschätzung seine Hände in den Hosentaschen. Der Kameramann dokumentiert die angebliche Beleidigung mit einer Großaufnahme.

"Keine Interviewanfrage von A-Haber"

Ein ZDF-Sprecher sagte auf Anfrage der "Welt", dass bei ihnen keine Interviewanfrage von A-Haber eingegangen sei, bestätigte aber, dass für Dreharbeiten am Eingangstor eine Drehgenehmigung verlangt werde. Auch habe man "Kenntnis" von dem Vorwurf, dass ein ZDF-Mitarbeiter das Team von A-Haber mit den Händen in den Hosentaschen empfangen hatte.

Die Verschwörungs-Aufdecker

"Yaz Boz" ist in der Türkei berühmt dafür, immer wieder alle möglichen internationalen Verschwörungen "aufzudecken", die scheinbar alle auf ein einziges Ziel aus sind: Den unaufhaltsamen Aufstieg der Türkei zur Weltmacht zu bremsen. Das wirre Weltbild, in dem sich die Sendung bewegt, hat für alles die passende und simple Erklärung: Sei es IS-Terror oder Wirtschaftsflaute, immer sind CIA, BND, PKK oder die weltweite jüdische Bankenverschwörung schuld - sehr oft natürlich eine Kombination aus allen vier.

Während die skurrilen "Enthüllungen" von "Yaz Boz" sehr oft das Weltbild ultranationalistischer AKP-Anhänger wiederspiegeln, reagieren viele Türken mit Spott und Kopfschütteln auf die absurde Theorien.

Hier der ganze Beitrag: