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Erdogans Berater tritt auf Demonstranten ein

Heute Redaktion
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Nach dem Grubenunglück im westtürkischen Soma, bei dem vermutlich über 400 Tote zu beklagen sind, liegen die Nerven jetzt blank. Donnerstag tauchte ein Video von einem Berater von Regierungschef Recep Tayyip Erdogan auf, das diesen zeigt, wie er mit den Füßen auf einen am Boden liegenden Demonstranten eintritt. Auch Erdogan selbst, hatte sich mit seinen kontroversen Sagern am Mittwoch keine Freunde gemacht. Die Demonstranten gingen auf seine Limousine los, auch in Ankara kam es zu Ausschreitungen.

Nach dem Grubenunglück im westtürkischen Soma, bei dem vermutlich über 400 Tote zu beklagen sind, liegen die Nerven blank. Donnerstag tauchte ein Video von einem Berater von Regierungschef Recep Tayyip Erdogan auf, das diesen zeigt, wie er mit den Füßen auf einen am Boden liegenden Demonstranten eintritt. Auch Erdogan hatte sich mit seinen Sagern am Mittwoch keine Freunde gemacht. Die Demonstranten gingen auf seine Limousine los, auch in Ankara kam es zu Ausschreitungen.

Beim , sind möglicherweise 300 Kumpel getötet worden. 274 Tote wurden bereits geborgen, 120 Arbeiter sind noch unter Tage eingeschlossen. Tödliches Kohlenmonoxid behinderte die Rettungsarbeiten. Am Donnerstag sind Hinweise auf den furchtbaren Todeskampf der eingeschlossenen Kumpel bekannt geworden. Rettungskräfte berichteten, 14 Kumpel hätten in dem einzigen Schutzraum in der Zeche Zuflucht gesucht. In dem nur fünf Quadratmeter großen Raum hätten sie sich an den Masken abgewechselt, bis der Sauerstoff aufgebraucht gewesen sei. Dann seien sie erstickt. Die Retter hätten die 14 Leichen übereinanderliegend gefunden. DHA berichtete, in der Zeche habe es für 6.500 Kumpel nur diesen einen Schutzraum gegeben.

Berater Erdogans sorgt für Unverständnis

Mit Tritten auf einen auf dem Boden liegenden Demonstranten am Ort des Grubenunglücks fachte ein Berater Erdogans die Wut noch weiter an. Auf einem am Donnerstag über soziale Medien verbreiteten Foto ist zu sehen, wie Yusuf Yerkel zum Tritt ausholt, während zwei Sicherheitskräfte einen Mann auf dem Boden festhalten. Auch ein Video verbreitete sich schnell.

Yerkel hatte Erdogan bei dessen Besuch in Soma begleitet. Yerkel bestätigte dem türkischen Dienst der BBC, dass er auf dem Bild zu sehen sei. Laut Yerkel hatte ihn der Mann beleidigt. „Wie kann ich da ruhig bleiben?“, zitierte ihn die türkische „Hürriyet“.

"Arbeitsunfall wie überall auf der Welt"

Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan reiste schon am Mittwoch zur Unglücksstelle in Soma ein, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Er sprach von einem "Arbeitsunfall", wie er sich "überall auf der Welt ereignen" könne. Die Verluste seien äußerst "schmerzhaft", lägen jedoch "in der Natur der Sache". Er kündigte umfassende Ermittlungen an und versprach, "keine Nachlässigkeit" zu dulden.

Dutzende aufgebrachte Einwohner von Soma demonstrierten nahe dem Gebäude, in dem der Regierungschef seine Pressekonferenz hielt. Sie versetzten seinem Auto Fußtritte und forderten den Rücktritt der Regierung, wie die private Nachrichtenagentur Dogan berichtete.

Feuerwerkskörper und Steine gegen Wasserwerfer und Tränengas

In Ankara und Istanbul gingen tausende Demonstranten auf die Straße. Drei- bis viertausend Protestierende sollen es allein in Ankara gewesen sein, in Istanbul marschierten ebenfalls mehrere tausend Menschen. Die Polizei setzte in Istanbul Tränengas, Wasserwerfer und Gummigeschoße ein, unter denen zahlreiche Anhänger linksgerichteter Gewerkschaften waren.

In Ankara wurden aus der Menge Feuerwerkskörper auf die Sicherheitskräfte geworfen. Die Demonstranten wollten von einer Universität in der türkischen Hauptstadt in Richtung des Energieministeriums marschieren.

Gewerkschaft ruft zum Streik auf

Aus Protest gegen die Privatisierungspolitik der Regierung hat die größte Gewerkschaft der Türkei nach dem Grubenunglück zum Streik aufgerufen. Für Donnerstag wurden alle 240.000 Mitglieder der Gewerkschaft KESK für die Arbeiter und Angestellten im Öffentlichen Dienst aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen, wie die Gewerkschaft auf ihrer Homepage mitteilte.

Gül verspricht volle Aufklärung

"Die Untersuchungen haben schon begonnen", betonte Gül am Donnerstag nach einem Besuch am Unglücksort. "Sie werden mit großer Sorgfalt weitergeführt." Gül sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. "Es ist ein großer Schmerz, und es ist unser aller Schmerz."