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Erst ab 18 darf man Autofahren und … "Fifa" spielen?

Die deutsche Regierung erlaubt Lootbox-Games wie "Fifa" in Zukunft möglicherweise nur für Erwachsene. Doch es gibt auch kritische Stimmen.

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    Lootboxen sind virtuelle Kisten, aus denen man (meist) mit Echtgeld Zufallsinhalte erhält.
    Lootboxen sind virtuelle Kisten, aus denen man (meist) mit Echtgeld Zufallsinhalte erhält.

    Jugendschutz-Regulierungen bei Videospielen sind ein zweischneidiges Schwert. Jede Maßnahme bringt sowohl Vor- wie auch Nachteile mit sich. Die neuste Reform zum Jugendschutzgesetz bestätigt diese Hypothese: Aufgrund von Lootboxen könnten Spiele wie "Fifa" bald nur noch für Erwachsene legal gekauft werden – jedenfalls in Deutschland.

    Diese Entscheidung hat die deutsche Regierung am vergangenen Bundestag beschlossen. Man wolle eine einheitliche Alterseinstufung bei Games festlegen. Glücksspielähnliche Elemente wie Lootboxen sollen in Spielen gekennzeichnet werden. Laut dem Spiegel.de könnte das zu einer Anhebung des Mindestalters auf 18 führen.

    Diskussionsthema bei Nachbarn

    Eine solche Reform würde auch beliebte Games wie "Fifa" und "Counter-Strike" betreffen. Diese sind bisher auch für Minderjährige spielbar. Da im E-Sport der größte Teil der Profis noch nicht volljährig ist, könnte das zu einem Problem führen. Die kompetitive Szene müsste nach Umwegen suchen.

    Auch bei unseren Schweizer Nachbarn wird fleißig debattiert. Das Thema Jugendschutz bei Videospielen ist derzeit auch hier aktuell. Das Parlament diskutiert derzeit einen Entwurf, welcher ebenfalls Alterskennzeichnungen und -kontrollen vereinheitlichen soll.

    Laut Yvonne Haldimann, Projektleiterin bei der Nationalen Plattform Jugend und Medien, werden auch bei uns tiefgreifendere Maßnahmen in Erwägung gezogen. "Der Nationalrat wird sich in im Frühling auch mit der Thematik Lootboxen und Glücksspielelemente auseinandersetzen", so Haldimann.

    In diesem Fall wird der Fokus aber auf eine Ko-Regulierung gelegt, wo die Videospiel-Branche gemeinsam mit Jugendschutzorganisationen eine Lösung finden soll. Bund und Kantone hätten dann nur eine überwachende Funktion. Bisher handelt es sich also um eine etwas mildere Form des Gesetzes im Vergleich zu Deutschland.

    Belgien als Vorbild

    Wäre eine Anpassung der Altersbegrenzung bei Lootbox-Spielen wie im Nachbarsland trotzdem möglich? "Wir sehen die Problematik von Lootboxen durchaus. Dennoch sind wir der Meinung, dass ein Mindestalter von 18 dem Inhalt von 'Fifa' nicht gerecht wird", meint Haldimann. Das Spiel sei ansonsten in seiner Rolle als Fußballsimulation harmlos.

    Bei Jugend und Medien wolle man einen anderen Ansatz verfolgen: "Piktogramme sollen in Zukunft darauf hinweisen, dass In-Game-Käufe im Videospiel möglich sind", so Haldimann. Außerdem wolle man Eltern sensibilisieren, verschiedene Optionen wahrzunehmen. "Dazu gehört beispielsweise die Möglichkeit, In-Game-Käufe über das Elternkontrollsystem mittels PIN einzuschränken bzw. vollständig zu deaktivieren."

    In Belgien sind Lootboxen verboten. Dort kann man "Fifa" zwar kaufen, hat jedoch keine Möglichkeit mehr, "Fifa"-Punkte zu erwerben. Für Haldimann ist das ein erfolgreiches Beispiel für eine Maßnahme gegen Lootboxen

    E-Sport-Verband will mitreden

    So viel zum Jugendschutz, doch was bedeuten Altersanpassungen bei Games für deren E-Sport? Nicht immer Gutes, meint Jon Baumann, Präsident beim Schweizer E-Sport-Verband (SESF). "Lootboxen an sich sind im Kontext des Wettbewerbs schon fragwürdig", so Baumann. Schlussendlich sollten die Fähigkeiten über den Spielverlauf entscheiden und nicht das Portemonnaie.

    Trotzdem: Ein Verbot für die Jungen wäre für Baumann kein optimaler Schritt. "Das Illegale verleiht einen Reiz, die jungen Spieler würden immer einen Weg drumherum finden", so der 29-Jährige.

    Den Schweizer Ansatz findet Baumann schon etwas besser, doch auch hier will der Verband je nach Entscheidung mitreden. "Wenn es Änderungen zum Jugendschutz gibt, braucht es Regulierungen, die für Spieler nicht einschränkend sind", sagt Baumann. So sollten jüngere Spieler trotz Altersbeschränkung mit Erlaubnis der Eltern weiterhin an Turniere gehen dürfen.

    Der Fall Belgien wäre aus Jugendschutz-Sicht von Vorteil, jedoch bringt das Wettbewerbsnachteile mit sich. "Wenn in 'Fifa' keine Boxen mehr gekauft werden können, fehlen die guten Spielerkarten. Man ist im Nachteil gegenüber anderen".

    Parlament in Diskussion

    Das Parlament wird sich dem Thema Jugendschutz und Games Mitte März annehmen. Ob dort auch rigorosere Maßnahmen wie in Deutschland besprochen werden, ist noch unklar. Dass "Fifa" aber die gleiche Altersbeschränkung wie hochprozentiger Alkohol und Autofahren erhalten wird, scheint zum jetzigen Zeitpunkt unwahrscheinlich.

    Was sind Lootboxen?

    Lootboxen sind das digitale Äquivalent von Überraschungseiern. Zufallsinhalte, die gegen Echtgeld in Spielen erworben werden, sind bei Gamern und Eltern gleichermaßen weltweit umstritten. Trotzdem sind diese für Spiel-Entwickler eine der lukrativsten Varianten, um Geld zu machen. Denn: Lootboxen sind ein Glücksspiel und Glücksspiele haben Suchtpotential.

    Einige Länder wie Belgien und Holland haben bereits ein definitives Verbot von digitalen Zufallskäufen aufgestellt. Die Spiel-Versionen dort haben keine In-Game-Käufe. Das umstrittene Thema sorgt auch bei verschiedensten Jugendschutz-Organisationen immer wieder für Gesprächsstoff.

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