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Erste Trans-Frau hat Job als Cheerleaderin in der NFL

Die 30-jährige Cheerleaderin Justine Lindsay ist die einzige Trans-Frau in der NFL. Sie will Menschen Mut machen.

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Justine Lindsay.
Justine Lindsay.
Instagram

Im letzten März war es so weit. Justine Lindsay schaffte es ins Team der TopCats. Die 30-Jährige überstand ein Knallhart-Auswahlprogramm und wurde als eine von 30 Cheerleaderinnen und Cheerleadern der Carolina Panthers für die neue Saison in der National Football League ausgewählt.

Lindsay war, respektive ist einzigartig – und das aus mehreren Gründen. Als einzige Person von den 28 Frauen und zwei Männern trägt sie eine Glatze (teils auch eine Perücke). Und: Die 30-Jährige ist eine Trans-Frau. Im Gespräch mit dem "Spiegel" spricht sie nun über ihre Erfahrungen in der National Football League.

"Wenn ihr Fragen habt, fragt"

Bevor sie es ihrem Team gesagt habe, sei sie sehr nervös gewesen. Sie sei aufgeregt gewesen. Auch, weil in der NFL lange Zeit ein striktes Männlichkeitsbild dominierte. So machte erst im Juni 2021 mit Carl Nassib ein erster aktiver NFL-Profi seine Homosexualität öffentlich. Das Thema Geschlechtsidentität spielte überhaupt keine Rolle.

Doch die Sorge von Lindsay war unbegründet. Sie sagt dem "Spiegel": "Ich wurde mit offenen Armen akzeptiert." Sie sei aber auch auf das Team offen zugegangen und meinte zu allen Mitgliederinnen und Mitgliedern: "Wenn ihr Fragen habt, fragt."

Dass sie eine Pionierin ist, das ist ihr bewusst. Zu ihrem Start bei den TopCats dankte Lindsay auf Insta etwa unter anderem ihrem Trainer: "Danke, dass du mir dieses Vertrauen schenkst, um Teil deines Vermächtnisses zu sein." Nun sagt sie, dass sie die NFL-Seitenlinie nicht nur als Showbühne sehe, sondern auch als Podium für eine wichtige Botschaft an andere Trans-Menschen.

Lindsay: "Ich will meinen Brüdern und Schwestern sagen, dass alles möglich ist." Es gebe keine Grenzen. "Ihr mögt vielleicht denken, ihr seid nicht gut genug. Aber ihr seid gut genug." Die 30-Jährige ist unglaublich happy, dass sie an die Öffentlichkeit ging und den Mut hatte, sich zu offenbaren. Die Cheerleaderin ist glücklich. "Ich finde, im Jahr 2023 spielt die Geschlechtsidentität keine große Rolle mehr, solange du deinen Träumen nachgehen kannst und standhaft an das glaubst, was dir wichtig ist", sagt sie.

Justine Lindsay wurde ohnmächtig

Den Traum von der NFL hat sie, die Kommunikation studierte, schon lange Zeit. Bis zum März 2022, als sie eine Mail mit dem Hinweis erhält, dass die TopCats zum Vortanzen einladen, verfolgte sie ihren Wunsch jedoch nicht groß. Der Rest ist bekannt: Sie bewirbt sich und setzt sich gegen Hunderte andere Personen durch.

Zu diesem Zeitpunkt war die US-Amerikanerin bereits seit mehreren Jahren als Frau aufgetreten. Geoutet hatte sich Justine Lindsay im Teenageralter gegenüber ihren Eltern. Ob sich Lindsay einer Hormontherapie unterzog, ist nicht bekannt.

An den Moment, als TopCats-Direktorin Chandalae Lanouette sie anrief, um ihr mitzuteilen, dass sie im Team sei, erinnert sie sich noch perfekt: "Ich bin ohnmächtig geworden." Dann sei sie aus dem Auto gesprungen und habe geheult. "Leute fragten mich, ob es mir gut gehe", so Lindsay zu Nfl.com. "Als ich ihnen dann von meinem Erfolg erzählte, umarmten sie mich."

"Ich mache das nicht nur für mich"

Generell waren und sind die Reaktionen überwiegend positiv. Dem "Spiegel" sagt sie: "Eltern mit Trans-Söhnen oder Trans- Töchtern sind zu mir gekommen und haben sich bedankt, dass ich für ihre Kinder ein Exempel statuiert habe." Aus diesem Grund wolle sie auch weiter die Öffentlichkeit suchen.

Und so ist auch klar: Lindsay will ihren Platz im März bei den TopCats verteidigen. Die 30-Jährige sagt: "Ich mache das nicht nur für mich, sondern auch für all die anderen jungen Menschen, die sich, wie ich einst, einfach gleichberechtigt fühlen wollen bei dem, was sie gerne tun."

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