Politik

Pilz: "Niemand kommt als FPÖ-Wähler auf die Welt"

Das erste große Interview von Peter Pilz seit der Gründung seiner Liste und Bekanntgabe seiner Kandidatur für die Nationalratswahl.

Heute Redaktion
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Zu Beginn etwas zugeknöpft und launisch, dann gegen Ende hin aber doch noch offener und fröhlich: so präsentierte sich Peter Pilz Montag Abend auf Puls4.

Sein Sommergespräch im Zuge des Antritts mit seiner eigenen Liste bei der Nationalratswahl am 15. Oktober brachte wenig neue Inhalte, jedoch eine starke Konzentration auf eine Frage: Wem wird die "Liste Pilz" am meisten schaden?

"Viele haben das Vertrauen in die Politik verloren"

Pilz: "Mein erstes Ziel war es, die verlorenen Wähler zurück zu holen. Das ist entscheidend für mich. Das dürfte gelingen. Ich bin froh, dass die Grünen in den Umfragen dennoch stabil bei 7 Prozent liegen. Schwieriger wird es, Nichtwähler zurück zu holen. Viele haben das Vertrauen in die Politik verloren. Diese Menschen will ich überzeugen. Ihnen will ich mein Vertrauen schenken. Das ist eine Chance."

Experten gehen davon aus, dass Pilz bei roten und grünen Wählern am stärksten punkten kann. Er selbst will aber vielmehr Schwarz/Blau verhindern. "Es geht um Glaubwürdigkeit. Ich will zuhören, nachfragen, Sorgen ernst nehmen. Die Grünen sahen Ängste, weil die Freiheitlichen sie schüren würden. Meine Antwort ist eine andere: Niemand kommt als FPÖ-Wähler auf die Welt."

Die Top-Ansagen von Peter Pilz:

Schwarz/Blau als Regierung ...

"Ich will Österreich positiv verändern. Doch Schwarz/Blau war 2000 bis 2006 eine Plünderung der Republik und das will ich nicht mehr wiederholt sehen. Das Problem bei Schwarz/Blau ist, dass die ÖVP alles für die Macht tun wird. Bei der FPÖ wird auf Oppositionsbank die Regierungsbank und dann die Anklagebank folgen. Wer will das?"

Politischer Islam ...

"Das Regime Erdogan hat seit Jänner Brückenköpfe des politischen Islams türkischer Prägung in Wien installiert. Das habe ich genau dokumentiert und vorgelegt. Hier wurde ein Provokateurs- und Spitzelnetz gegen die Republik aufgebaut. Ich habe dem Innenminister diese Dokumente gegeben. Ich wollte die Erdogan-Tarnvereine aufgelöst sehen. Doch der ÖVP-Innenminister teilte mit, dass er etwa den Verein ATIB schätzt und in Punkto Integration zusammenarbeiten will. Und genau so geht es nicht. Man kann nicht auf der einen Seite gegen Erdogan wettern und dann mit ATIB zusammenarbeiten wollen. Erdogans AKP ist die Schwesternpartei der ÖVP."

Finanzierung der Liste Pilz ...

"Wir gehen davon aus, dass wir 300.000 bis 500.000 Euro für den Wahlkampf brauchen. Das ist wenig im Vergleich zum Mitbewerb. Wir werden deshalb komplett auf Plakate verzichten. Wir sind gezwungen, Steuermillionen durch kreative Ideen zu ersetzen. Das ist aus meiner Sicht ein Glück."

Flüchtlinge und Migration ...

"Die Kette muss vor Ort unterbrochen werden. Dann kommt es zu dem Problemen in Mitteleuropa erst gar nicht. Ich war in Jordanien und habe dort Projekte mit entwickelt. Für Essen, für Schulen. Zurück in Wien wollte ich das World Food Program unterstützen. Im außenpolitischen Ausschuss wurde das nicht ernst genommen. 2015 und die Flüchtlingswelle war die Folge."

Seine günstige Gemeindewohnung ...

"Ich spende einem Wohnprojekt der Caritas seit vielen Jahren, weil ich günstig im Gemeindebau im Goethehof in Kaisermühlen lebe. Dort bin ich zu Hause und lebe dort, seit ich Student bin. Dort lebte meine Oma und meine Mutter. Es sollen nicht nur die Ärmsten im Gemeindebau leben. Denn sonst werden die Gemeindebauten in Wien zum Ghetto. Ich dagegen bin für eine soziale Durchmischung. Deshalb müssen wir das Mietsystem ändern."

Übrigens: Die Liste sei bereits sehr weit gediehen, twitterte Pilz am Wochenende mit einem Augenzwinkern ...

Der Liveticker zum Nachlesen:

(Red)