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Erstes Smartphone erkennt Besitzer an den Augen

Heute Redaktion
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Die Lumia-Serie war sowohl zu Nokia-Zeiten, als auch nach der Überrnahme von Microsoft im Jahr 2014 ein gewisses Sorgenkind der Smartphone-Branche. Zwar boten die zumeist äußerst günstigen und knalligen Geräte durchaus ansprechende Hardware, den großen Hype konnten sie aber nicht auslösen. Nun zauberte Microsoft als Highend-Handy das Lumia 950 und eine XL-Variante aus dem Hut - und könnte damit tatsächlich die Lumias zum Renner machen. Wir haben das Microsoft Lumia 950 getestet.

Die Lumia-Serie war sowohl zu Nokia-Zeiten, als auch nach der Überrnahme aus dem Hut - und könnte damit tatsächlich die Lumias zum Renner machen. Wir haben das Microsoft Lumia 950 getestet.

Design und Eindruck

Das Lumia 950 mit Windows 10 Mobile unterscheidet sich beim Design nicht großartig von den meisten Android-Smartphones - . Was auf den ersten Blick wie ein unheimlicher Fauxpas aussieht, hat beim Design aber durchaus seinen Sinn. Die Rückseite ist nämlich aus Plastik. Plastik bei einem Premium-Handy? Ja! Der Vorteil daraus ist nämlich, dass die Rückseite abnehmbar und der Akku darunter wechselbar ist. Das hat man so gut wie bei keinem Smartphone mehr.

Nimmt man die Box in die Hand, mit der das Lumia 950 geliefert wird, befürchtet man aufgrund des Gewichts, ein kiloschweres Teil gekauft zu haben. Die Sorge ist unbegründet, denn das Smartphone selbst wiegt nur 150 Gramm. Die Maße betragen 145 x 73,2 x 8,25 Millimeter, das Display ist 5,2 Zoll groß. Deutlich heben sich die silbernen Knöpfe an der rechten Smartphone-Seite - Lautstärkewippe, Sperrtaste, Kamerataste - von Gehäuse ab. Ebenso die Kamera, die leicht aus dem Gehäuse hervorsteht und von einem silbernen Ring umfast ist. Zugegeben, edleres Design hat man schon gesehen, billig wirkt das Lumia 950 aber auch wieder nicht.

Handhabung und Features

In der Hand liegt das Smartphone extrem gut, da sich die Plastik-Rückseite rutschhemmend zeigt. Vorbei sind allerdings offenbar die Zeiten der knalligen Lumia-Farben, denn das 950 gibt es nur mit einer mattschwarzen oder mattweißen Rückenabdeckung. Dafür zeigt es bei der Inbetriebnahme ein Feature, das viele User lieben werden. Das Handy erkennt den Besitzer nämlich an seinen Augen. Über die Sperrfunktion wird erst ein PIN aktiviert, dann scannt das Handy (optional) die Augenpartie des Nutzers. Will man das Lumia künftig entsperren, reicht ein Blick auf das Display und die Iris wird gescannt. Das klappt gut, sobald man den richtigen Abstand zwischen Handy und Gesicht heraußen hat. Dann wird man freundlich mit "Hallo!" begrüßt.

Bei der Handhabung und den Features verfügt das Lumia im Gegensatz zu früheren Modellen mit dem Betriebssystem Windows Phone nun über Windows 10 Mobile. Das dürfte nicht nur Windows-Fans freuen, sondern auch einige PC-Nutzer ins Bott holen, da die Software ein gewaltiger Fortschritt ist und man sich als Computernutzer äußerst leicht zurechtfindet. Bei der Tastenanordnung befinden sich Lautstärkewippe und Sperrtaste genau in der richtigen Höhe, um sie leicht mit einer Hand zu bedienen. Nur bei der tiefer liegenden Kamerataste ist mit der Einhändigen Bedienung bei Selfies schnell Schluss. Aber: Dass es überhaupt einen gibt, rechnet man dem Lumia 950 als Pluspunkt an.

Speicher und Akku

Das Gerät bietet 32 Gigabyte internen Speicher, der per microSD-Karten erweitert werden kann. Der Kartenslot dazu findet sich übrigens unter der Rückenabdeckung. Größere Daten kann man übrigens auch im Cloud-Speicher auf One Drive ablegen, damit der interne Speicher nicht zu sehr belastet wird. Details am Rande: Wie auch Lumia-Vorgänger gibt es das Lumia 950 sowie den 5,7 Zoll großen Bruder 950 XL auch in einer Dual-SIM-Variante. Microsoft hat also (Fast-)Alleinstellungsmerkmale der Lumia-Serie beibehalten.

Der 3.000 mAh-Akku des Lumia 950 zeigt sich leistungsstark, zwei Tage hält das Gerät bei durchschnittlicher Nutzung locker durch. 67 Stunden Musikwiedergabe gibt Microsoft dabei an. Wie auch andere neue Smartphones hat das neue Lumia einen USB-C-Anschluss, der ein falsches Einstecken des Ladekabels verhindert. Unterstützt werden sowohl kabelloses Laden, als auch Schnellladungen. Alles, was das Batterieherz also begehrt.

Display und Kamera

Das 5,2 Zoll große Display mit Gorilla Glass 3 bietet ein AMOLED-Quad-HD-Display mit 2.560 x 1.440 Pixeln, das Farben dezent darstellt und bei den Helligkeitseinstellungen einiges zulässt. Hier hat das Lumia 950 sogar dem iPhone 6s und 6s Plus etwas voraus. Beim Display bietet Microsoft außerdem einen "einhändigen Bedienungsmodus", der ähnlich dem iPhone den gesamten Bildschirminhalt nach unten verschiebt, wenn man Infos eintippen will. Im Inneren des Lumia arbeitet ein Hexa-Core 1,8 GHz Snapdragon 808 Prozessor.

Als Hauptkamera steht eine 20 Megapixel PureView Kamera zur Verfügung, auf der Frontseite knipst die Kamera mit 5 Megapixel. Mit den absoluten Highend-Kameras kann die Hauptkamera zwar nicht mithalten, viel fehlt aber nicht für die Spitze. Farben in Fotos werden gut betont, auch die Helligkeit passt, der Autofokus könnte nur eine Spur schneller funktionieren. Aber anzumerken: Im Gegensatz zu den meisten Smartphones werden Fotos beim Lumia 950 auch bei Verwendung des Blitzes richtig toll. Auch witzig: Das Lumia macht aus Fotos "lebende Bilder", indem eine Sekunde vor dem Auslösen gefilmt wird. Für die echten Videos hat man dann aber eine 4K-Qualität. Und: Die Frontkamera hat einen extremen Weitwinkel, was Selfiesticks unnötig macht.

Preis und Fazit

Soviel Schwärmerei, doch wo liegt dann eigentlich der Nachteil des Lumia 950? Viel können wir hier tatsächlich nicht aussetzen. Verbesserungen hätte man sich beim hinten angebrachten Lautsprecher in Form von Front-Stereo-Lautsprechern gewünscht. Jeder richtige Musikfan wird aber sowieso nicht über das Smartphone seinem Songgenuss fröhnen. Der einzige wirkliche Haken ist daher einer, den Microsoft wohl demnächst möglichst gut ausradieren will: Noch kann die App-Auswahl im Windows Store nämlich bei weitem nicht mit Android und iOS mithalten. Das ist aber auch schon der einzige Minuspunkt.

Apropos Software: Ob man eine Windows-Betriebsoberfläche mag oder nicht, muss jeder subjektiv entscheiden. Auf jeden Fall hat Microsoft mit dem neuen Betriebssystem eine Software geschaffen, die ansprechender als der Vorgänger ist und auf die ein Blick riskiert werden sollte. Ansonsten ist das Lumia 950 tatsächlich jenes Smartphone, das die Lumia-Serie zu größten Ehren bringen könnte. Starke Highend-Hardware in Verbindung mit einem dezenten Design und tollen Features wie wechselbarem Akku, Dual-SIM und Iris-Scanner wissen zu begeistern und rechtfertigen auch einen Preis von 699 Euro. Weiter so, Lumia!

Continuum

Zum Lumia 950 gibt es übrigens ein Display Dock, mit dem Mann das Smartphone an einen externen Bildschirm (oder PC, Fernseher und Xbox One) hängen kann. Hier kommt dann Continuum zum Einsatz: Das Smartphone wird zum vollwertigen PC. Vorerst werden über die Continuum-App die hauseigenen Microsoft-Apps und einige Drittanbieter-Apps unterstützt, das Angebot wird aber laufend ausgebaut. Continuum funktioniert überraschend flüssig und simpel. Das zeigt, wohin die Richtung geht - Smartphones könnten tatsächlich bald herkömmliche PCs ersetzen.

Rene Findenig

[email protected]

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