Welt

Erstmals verbindet ein Tunnel zwei Kontinente

Heute Redaktion
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Der erste Transkontinentaltunnel der Welt ist am Dienstag eingeweiht worden. Er läuft unter dem Bosporus und verknüpft den europäischen mit dem asiatischen Teil der türkischen Metropole.

Der Marmaray-Bahntunnel ist ein Mammutprojekt, er soll zur Verkehrsentlastung in der 15-Millionen-Stadt beitragen. Während Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan bei der Eröffnungszeremonie gefeiert wurde, setzte die Polizei erneut ein.

"Traum wird wahr"

"Marmaray war 150 Jahre lang ein Traum und ist nun wahr geworden", so Erdogan bei der Feier. Das von einem türkisch-japanischen Konsortium ausgeführte Bauvorhaben wurde von der türkischen Regierung "Projekt des Jahrhunderts" getauft.

Jahrestag der Republiksgründung

Die Eröffnung wurde am 90. Jahrestag der Gründung der türkischen Republik gefeiert. In der Menge wurden Porträts von Erdogan und Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk geschwenkt. Der Istanbuler Großmufti Mustafa Cagrici verlas bei der Zeremonie ein Gebet.

In 4 Minuten von Asien nach Europa

Nach dem Endausbau in den kommenden Jahren soll die Marmaray-Strecke knapp 77 Kilometer lang sein, davon fast 14 Kilometer unterirdisch. Ein rund 1,4 Kilometer langes Teilstück des Tunnels verläuft unter dem Meer. Die Fahrtzeit zwischen den beiden Kontinenten beträgt vier Minuten.

Drei Milliarden Euro

Der Bau des Tunnels verzögerte sich um mehrere Jahre, weil bei Arbeiten an U-Bahnhöfen wichtige archäologische Funde gemacht wurden. Erdogan hatte sich in den vergangenen Jahren mehrmals kritisch über die langwierigen Arbeiten zur Sicherung der Funde geäußert. Insgesamt wird bereits seit neun Jahren an dem etwa drei Milliarden Euro teuren Projekt gebaut.

Tränengas für Demonstranten

Etwa 15 Kilometer von der offiziellen Zeremonie entfernt, im Stadtteil Beyoglu im europäischen Teil Istanbuls, demonstrierten aber auch wieder tausende Kritiker Erdogans. Die Polizei löste den Protest mit Tränengas auf, mehrere Menschen wurden festgenommen. In der Hauptstadt Ankara demonstrierten ebenfalls zahlreiche Menschen.

Im Juni hatten in der Türkei landesweit Millionen Menschen gegen ein von Erdogan unterstütztes Bauprojekt im Istanbuler Gezi-Park protestiert. Es gab wochenlange Unruhen, in deren Verlauf sechs Menschen starben. Ein weiterer Demonstrant starb bei neuen Unruhen Mitte September.