Wirtschaft

"Es ist höchste Zeit" – Handels-Chefschlägt jetzt Alarm

Der Handelsverband hat seine Forderung nach einer umfassenden Arbeitsmarktreform erneuert, um eine "Generation Geringfügig" zu vermeiden.

Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
Michael Gruber / EXPA / picturedesk.com; Getty Images/iStockphoto; HEUTE-Montage

Anlässlich des ersten Zusammentreffens der von der Bundesregierung initiierten "Reformgruppe für mehr Beschäftigung" hat der Handelsverband seine Forderung nach einer umfassenden Arbeitsmarktreform erneuert. Der österreichische Einzel- und Großhandel ist mit 598.600 unselbstständig Beschäftigten zweitgrößter Arbeitgeber des Landes. Er wird jedoch von den politischen Entscheidungsträger seit Jahren gegenüber den anderen Wirtschaftssektoren benachteiligt.

Tunnelblick auf Industrie und Exportwirtschaft beenden

Wir Händler sind der Beschäftigungs- und Wirtschaftsmotor der Republik Österreich. Daher erwarten wir uns von der Bundesregierung mehr Einbezug bei allen handelsrelevanten Verhandlungen – insbesondere, wenn es um den Arbeitsmarkt geht. Es ist höchste Zeit, den Tunnelblick auf Industrie und Exportwirtschaft zulasten des Handels und Dienstleistungsgewerbes zu beenden", stellt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will klar.

900 Firmenpleiten im Handel und tausende Schließungen innerhalb eines Jahres sprechen Bände. Viele Händler, kleine Einzelkämpfer aber auch große Traditionshäuser, bleiben auf den Krisenkosten sitzen. Die jüngste Blitzumfrage des Handelsverbandes bestätigt die herausfordernde Lage. So haben 35 Prozent der Betriebe das Gesamtjahr 2022 mit einem Verlust abgeschlossen, 33 Prozent mit einem ausgeglichenen Ergebnis und nur 32 Prozent mit einem Gewinn.

Personalmangel im Handel

Die Pandemie und die Bürden, welche in den letzten drei Jahren auf die Angestellten übertragen wurden, haben zu einem gravierenden Personalmangel geführt. 45 Prozent der heimischen Händler klagen über viel zu wenige verfügbare Arbeitskräfte und einen starken Rückgang an Bewerbungen. Bundesweit gibt es derzeit fast 35.000 offene Stellen, die nicht zeitnah besetzt werden können. Bei 18 Prozent aller Handelsunternehmen ist daher zurzeit oftmals nur ein eingeschränkter Betrieb möglich.

Leistung muss sich (wieder) lohnen

Daher setzt sich der Handelsverband weiterhin vehement für eine Wiederaufnahme von Verhandlungen bzgl. der (abgesagten) Arbeitsmarktreform ein. "Der dringende Umsetzungsbedarf der Reform zeigt sich in fast jedem Betrieb. Wir müssen eine ‚Generation geringfügig‘ vermeiden und dem Arbeitskräftemangel aktiv entgegenwirken. Dafür brauchen wir bessere Rahmenbedingungen und Anreize, um arbeitslose Menschen nachhaltig ins Erwerbsleben zu integrieren. Arbeit muss sich endlich wieder lohnen", ist Branchensprecher Rainer Will überzeugt.

Zudem muss die Vollzeitarbeit attraktiviert und gezielt belohnt werden, denn diese Personen tragen am meisten zum Sozialsystem bei. Selbstverständlich sind dabei Betreuungssituationen nach oben oder unten, die eine Vollzeittätigkeit verhindern, entsprechend mitzuberücksichtigen.

Oftmals kündigen Beschäftigte nach kurzer Zeit der Anstellung wieder, melden sich arbeitslos und verdienen geringfügig dazu, um damit ein ähnlich hohes Nettoeinkommen zu erzielen. Der Aufschwung kann allerdings nur mit einem gesunden Arbeitsmarkt gelingen. Sinnvoll wären u.a. wirksamere Kontrollen und Sanktionen bei einem eventuellen Leistungsmissbrauch in Zusammenhang mit vielfachen Kurzanstellungen (die nur dem Erhalt des Arbeitslosengeldes dienen).

An Pensionsantrittsalter angleichen

"Darüber hinaus fordert der Handelsverband Schritte zur Angleichung des faktischen an das gesetzliche Pensionsantrittsalter sowie den gänzlichen Entfall der Beitragspflicht zur Pensionsversicherung ab dem Regel-Pensionsalter, um auch hier stärkere Erwerbsanreize zu bieten", ergänzt Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des Handelsverbandes.

Hinzu kommt: Österreich ist bei den Lohnnebenkosten EU-weit Nachzügler. Kaum wo in Europa zahlen Unternehmen so viel für ihre Beschäftigten, ohne dass es den Angestellten selbst bleibt. Und abgesehen von Belgien und Spanien ist es in keinem anderen europäischen Land finanziell unattraktiver, seine Arbeitszeit auszuweiten als in Österreich, wie ein Vergleich der Agenda Austria zeigt.

Wenn eine Teilzeitkraft die Wochenarbeitszeit um 50 Prozent ausweitet, steigt der Nettolohn in Österreich nur um 32,4 Prozent. In Schweden sind es hingegen bei gleicher Ausweitung 43,8 Prozent. Daher gilt es den Faktor Arbeit zu entlasten, das ist das beste Investment in die Zukunft.

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    Sven Hoppe / dpa / picturedesk.com